Brites, V. L. D. & F. T. Rantin (2004): The influence of agricultural and urban contamination on leech infestation of freshwater turtles, Phrynops geoffroanus, taken from two areas of the Uberabinha river. – Environmental Monitoring and Assessment 96(1-3): 273-281.
Der Einfluss landwirtschaftlicher und städtischer Kontaminationen auf die Häufigkeit des Egelbefalls von Süßwasserschildkröten, Phrynops geoffroanus, aus zwei Abschnitten des Uberabinha Flusses
DOI: 10.1023/b:emas.0000031733.98410.3c ➚
Der Egelbefall bei adulten Süßwasserschildkröten, Phrynops geoffroanus (Dunkle Krötenkopf-Schildkröte) aus zwei Gebieten des Uberabinha Flusses wurden im Sommer (Januar 2000) untersucht. 58 Schildkröten wurden gefangen 26 (12 Männchen, 16 Weibchen) in einem Abschnitt mit landwirtschaftlich genutzter Umgebung und 32 (16 Männchen, 16 Weibchen) in einem Abschnitt im Stadtbereich. Die Weibchen waren länger und schwerer (291,77±29,18 mm, 2233,30±511,40 g) als Männchen (259,71±33,15 mm; 1488,68±529,35 g). Blutproben wurden aus dem Retroorbitalsinus (Augenhöhle) mit heparinisierten Mikro-Hämatokritkapillaren entnommen. Sie wurden zur mikroskopischen Untersuchung auf intrazelluläre Parasiten benutzt. Ektoparasiten meist Egel Placobdella bistriata wurden in den Beingruben von jungen und adulten Tieren gefunden, wobei die Befallrate im Stadtbereich bei 28,1 % lag, während im landwirtschaftlich genutzten Abschnitt keine Egel an den Schildkröten gefunden wurden. Der Befall mit Hämogregarinen-Gametozyten in den roten Blutzellen lag bei 15,4 % im ländlichen und 37,5 % im städtischen Flussabschnitt. Ein gleichzeitiger Befall mit Hämogregarinen und Egeln wurde bei insgesamt sechs Schildkröten beobachtet. Weitere Infektionen mit Pilzen oder Bakterien, die durch die Bissverletzungen der Egel übertragen werden könnten, wurden nicht gefunden. Allerdings zeigten 19 % der Schildkröten aus dem landwirtschaftlich genutzten Bereich und 15 % der Tiere aus dem Stadtbereich eine normozytäre akute Anämie. Die Bodenversieglung im Stadtbereich geht offensichtlich einher mit einer höheren Rate an Parasitosen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Ob daran allein eine Versieglung der Böden schuld ist, bleibt fraglich, da es sehr viele Möglichkeiten gibt, wie städtische Abwassereinleitung die Ausbreitung von Parasiten begünstigen kann, allein schon dadurch, dass das lokale Einbringen von Nahrung (Müll-Kanalisation) oft zu hohen lokalen Ansammlungen von Tieren führt, unter denen eine Übertragung von Parasiten dann viel häufiger auftreten mag.