Bowers, B. C., D. K. Walkup, T. J. Hibbitts, P. S. Crump, W. A. Ryberg, A. M. Lawing & R. R. Lopez (2021): Should I Stay or Should I Go? Spatial Ecology of Western Chicken Turtles (Deirochelys reticularia miaria). – Herpetological Conservation and Biology 16(3): 594–611.
Soll ich bleiben oder soll ich gehen? Die räumliche Ökologie für die Westliche Langhals-Schmuckschildkröte (Deirochelys reticularia miaria).
DOI: None ➚
Obwohl diese Art innerhalb Texas weitverbreitet ist gibt es in Bezug auf die notwendigen Ressourcen und die räumlichen Ansprüche für die Westliche Langhals-Schmuckschildkröte (Deirochelys reticularia miaria) nur unzureichende Angaben. Formal gibt es keinen Schutzstatus für diese Unterart und deren Habitate und die alten Forschungsarbeiten deuten an, dass ihr Lebensraum in Texas zunehmend durch Urbanisierung bedroht wird. Aus diesem Grund hat der U.S. Fish and Wildlife Service für 90 Tage einen Aufruf zur Diskussion gestellt der darauf verweist, dass es notwendig sein dürfte diese Unterart als Bedroht und Gefährdet einzustufen. Hier liefern wir eine Analyse von Telemetriedaten die mit verschiedenen Methoden ausgewertete wurden um zu verstehen wie deren jährliche genutzte Lebensraumgröße aussieht, wo sich ihre Hauptaktivitätszentren befnden und welche Wanderungen die Schildkröten durchführen. Wir evaluierten die Anwendbarkeit von Methoden wie Minimum-Konvex-Polygons, Kernel-Dichte-Abschätzungen und Autokorrelierte-Kernel Dichte-Abschätzung bei einer Art die zwischen isoliert gelegenen Feuchtgebieten umherwandert und wobei sie die meiste Zeit des Jahres in Ästivation vergraben im Boden verbringt. Um eine Verbesserung bei der Modellierung zu gewährleisten wendeten wir alle verschiedenen Methoden bei allen Datenzusammenstellungen an wobei wir alle erfassten Positionsdaten einfügten und wobei wir die konsecutiv wiederholt bestimmten Koordinaten ausschlossen, sodass nur die aquatischen Positionsdaten einflossen. Dabei lieferten die 95 % Kernel-Dichte-Abschätzungen die am besten übereinstimmende Abschätzung für die genutzte jährliche Lebensraumgröße. Traditionell zeigten die 50 % Hauptaktivitätsflächenabschätzungen nur zweifelhafte Ergebnisse wobei die besseren geographischen Angaben für die Hauptaktivitätsflächen mit der 95 % Kernel-Dichte-Abschätzung erzielten wurden und zwar unter Einbezug der Kleinste-Quadrate-Kreuzvalidierungs-Kernel-Dichte-Schätzung für die Positionsdatenzusammenstellungen die für die aquatischen Lebensräume erfasst wurden. Daraus folgt, wenn es darum geht Erhaltungsmanagemententscheidungen für die Habitate zu treffen sollten die Manager berücksichtigen wie sich ausgedehnte Ruhephasen auf die Lebensraumabschätzungen auswirken und des Weiteren muss berücksichtigt werden wie sich die Trockenperioden auf die Bewegungsmuster (Wanderungen) auswirken und welche potentielle Rolle die Langlebigkeit der Spezies für Langstreckenwanderungen über Land spielt. Ebenso geht es darum die Landschaftscharakeristika der jeweiligen Lokalität dahingehend zu beurteilen wie sie die räumlichen Ressourcenvoraussetzungen beeinflusst.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Nun diese Arbeit addressiert einige wichtige Punkte die es bei der Habitatbeurteilung im Lebensraummangement geht. Zum einen gilt es zu verstehen warum bei einer über lange Zeiträume in Ästivation ruhenden Spezies die Positionsangaben besonders betrachtet werden müssen? Wenn man sie nicht von Positionsangaben die für die jeweilige Spezies zur Aktivitätszeit bestimmt wurden abzieht, würde man den jährlichen Hauptaufenthaltsort eben auf den Ort wo sich das jeweilige Individuum zur Ruhe vergraben hat beschränken. Diese Orte sind zweifelsohne überlebenswichtig (siehe auch Roe & Georges, 2008; Roe et al., 2008) aber jedem sollte klar sein, dass die aquatischen Lebensräume (Tümpel, Teiche, Bachabschnitte) in den sich die Art ernährt, verpaart usw. die wichtigeren Lokalitäten für deren Langzeit überleben sind, wobei auch die Wanderungen zwischen den oft nur sporadisch wasserführenden Lokalitäten wichtig sind (siehe Roth & Krochmal, 2015; Lee, 2011). Tiere in solchen Lebensräumen müssen ihre Wanderrouten kennen genauso wie sie an Land entsprechende Ruhelokalitäten die ihnen das Überdauern langanhaltender Trockenphasen erlauben, denn andernfalls können sie nicht langfristig ihr Überleben sichern. Da aufgrund der Untersuchungen von Roth & Krochmal (2015) und Xiao et al. (2021) Schildkröten die Wanderrouten wie auch die Lokalitäten in bestimmten Landschaftsformen erlernt haben müssen ist es auch notwendig diese Landschaftskonnektivität zu erhalten zumindest dann wenn es sich um Spezies handelt die als Adulti nicht mehr in der Lage sind umzulernen. Da wir aber diese auf Lernverhalten beruhenden Voraussetzungen mit Ausnahme der Wanderrouten für Meeresschildkröten zurück zum Geburtsstrand für terrestisch lebende Süßwasserschildkröten (Ausnahmen sie oben) sogut wie gar nicht kennen tun wir gut daran deren Lebensräume zumindest in ariden Gebieten so wenig wie möglich zu fragmentieren, denn wie uns diese Datenanalyse und einige andere zeigen gehört zur Lebensraumerhaltung mehr als die Aufrechterhaltung eines möglichst hohen Genflusses der ja meist als Grund für die Gewährleistung von Konnektivität in letzter Zeit angeführt wurde.
Literatur
Lee, H. (2011): Climate change, connectivity, and conservation success. – Conservation Biology 25(6): 1139-1142 oder Abstract-Archiv.
Roe, J. H. & A. Georges (2008): Maintenance of variable responses for coping with wetland drying in freshwater turtles. – Ecology 89(2): 485-494 oder Abstract-Archiv.
Roe, J. H., A. Georges & B. Green (2008): Energy and Water Flux during Terrestrial Estivation and Overland Movement in a Freshwater Turtle. – Physiological and Biochemical Zoology 81(5): 570-583 oder Abstract-Archiv.
Roth, T. C. II & A. R. Krochmal (2015): The Role of Age-Specific Learning and Experience for Turtles Navigating a Changing Landscape. – Current Biology 25(3): 333-337 oder Abstract-Archiv.
Xiao, F., R. Bu, L. Lin, J. Wang & H. Shi (2021): Home-site fidelity and homing behavior of the big-headed turtle Platysternon megacephalum. – Ecology and Evolution 11(11): 5803-5808 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Deirochelys reticularia miaria – Westliche Langhalsschmuckschildkröte