Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, ein Albino-Schlüpfling – © Justin R. Perrault
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Moon - 2025 - 01

Moon, Y., W. J. Shim, S. Y. Ha, G. M. Han, M. Jang, I.-H. Kim, H.-R. Lee & S. H. Hong (2025): Legacy and emerging persistent organic pollutants in sea turtles from Korean waters: Levels, profiles, and interspecies differences. – Environmental Research 277: 121593.

Altlasten und neu auftretende persistente organische Schadstoffe in Meeresschildkröten aus koreanischen Gewässern: Gehalte, Profile und Unterschiede zwischen den Spezies.

DOI: 10.1016/j.envres.2025.121593 ➚

Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Unechte Karettschildkröte,
Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Meeresschildkröten sind als gefährdete Arten mit ihrer langen Lebensdauer, ihren weiträumigen Wanderungen und ihrem hohen trophischen Niveau wirksame Bioindikatoren für die Meeresverschmutzung. Trotz der Bedeutung der weltweiten Überwachung von persistenten organischen Schadstoffen (POP) in Meeresschildkröten ist die Forschung, insbesondere in Asien, begrenzt. In dieser Studie wurde die Anreicherung von POPs in den Lebern von 44 Meeresschildkröten aus koreanischen Gewässern untersucht, darunter Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta) und Suppenschildkröten (Chelonia mydas). Die Schildkröten reicherten die Chemikalien in der Reihenfolge PAK > PCB > DDT > PBDE > CHL, HBCD, Hexachlorbenzol, HCH > Mirex > Pentachlorbenzol an. Unechte Karettschildkröten wiesen signifikant höhere DDT-, HCH-, Pentachlorbenzol- und PBDE-Werte auf als grüne Schildkröten (Wilcoxon-Rangsummentest, p < 0,05), zusammen mit einem höheren Anteil an bioakkumulierbaren Kongeneren und Isomeren, was wahrscheinlich auf ihre vorwiegend fleischfressende Ernährung im Vergleich zur vorwiegend pflanzenfressenden Ernährung der Suppenschildkröten zurückzuführen ist. Umgekehrt waren die HBCD-Gehalte bei beiden Arten ähnlich, jedoch wiesen die Suppenschildkröten einen höheren Anteil an γ-HBCD auf - dem dominanten Isomer in kommerziellen HBCD, die als Kunststoffzusätze verwendet werden und ein geringeres Bioakkumulationspotenzial aufweisen -, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass sie mehr Plastikmüll aufnehmen als Unechte Karettschildkröten. Insbesondere wiesen Meeresschildkröten ein höheres Verhältnis von γ-HBCD zu α-HBCD und von HBCD zu PCB auf als Seevögel aus koreanischen Gewässern, was auf eine stärkere Exposition gegenüber aus Kunststoffen stammenden POPs schließen lässt. Diese Studie unterstreicht die weit verbreitete Anhäufung von alten und neuen POPs, einschließlich kunststoffbedingter Chemikalien, in koreanischen Meeresschildkröten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer globalen POP-Überwachung bei Meeresschildkröten und weiterer Forschung über den Verbleib und die Auswirkungen von kunststoffbedingten Chemikalien in der Umwelt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein in Bezug auf die Arbeiten von Keck et al., (2025) und Mokarat et al., (2023) schönes Beispiel wie wir mittels Schadstoffen zu einer lokal homogenisierten Umweltbelastung beitragen, die nicht zuletzt auch Arten bedrohen kann. Siehe auch Cunha et al. (2024), Lacava et al. (2025); Slimani et al., (2018) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Cunha, F. A. G., B. R. Forsberg, R. C. Vogt, F. X. V. Domingos, B. G. Marshall, B. C. Brito, O. P. de Sousa, D. Kasper, A. L. P. Santos & M. Ândrade (2024): Mercury biomagnification in the food chain of a piscivorous turtle species (Testudines: Chelidae: Chelus fimbriata) in the Central Amazon, Brazil. – Ecotoxicology 33(4-5): 425-439 oder Abstract-Archiv.

Keck, F., T. Peller, R. Alther, C. Barouillet, R. Blackman, E. Capo, T. Chonova, M. Couton, L. Fehlinger, D. Kirschner, M. Knüsel, L. Muneret, R. Oester, K. Tapolczai, H. Zhang & F. Altermatt (2025): The global human impact on biodiversity. – Nature 2025: Epub ahead of print oder Abstract-Archiv.

Lacava, R. V., D. C. D. Carvalho, J. C. B. Pezzuti, L. C. F. da Silva, P. S. Miorando & R. A. Fonseca (2024): Recovery of the Giant South American River Turtle in four decades of a network-based conservation program in the Brazilian Amazon. – Biodiversity and Conservation 34: 283-297 oder Abstract-Archiv.

Mokarat, M., K. Lomthaisong, M. G. Robson & S. Keithmaleesatti (2024): Effects of blood mercury accumulation on DNA methylation levels in the Khorat snail-eating turtle (Malayemys khoratensis). – Ecotoxicology and Environmental Safety 269(1): 115770 oder Abstract-Archiv.

Slimani, T., M. S. El Hassani, E. H. El Mouden, M. Bonnet, P. Bustamante, F. Brischoux, M. Brault-Favrou, & X. Bonnet (2018): Large-scale geographic patterns of mercury contamination in Morocco revealed by freshwater turtles. – Environmental Science and Pollution Research 25(3): 2350-2360 oder Abstract-Archiv

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