Verneau, O., C. Palacios, T. Platt, M. Alday, E. Billard, J. F. Allienne, C. Basso & L. H. Du Preez (2011): Invasive species threat: parasite phylogenetics reveals patterns and processes of host-switching between non-native and native captive freshwater turtles. – Parasitology 138(13): 1778-1792.
Gefahr durch invasive Arten: Parasitenphylogenie zeigt Muster und Prozesse von Wirtswechsel zwischen in menschlicher Obhut gepflegten einheimischen und nicht- einheimischen Süßwasserschildkröten.
DOI: 10.1017/S0031182011000333 ➚
Eine der größten Gefährdungen für die Biodiversität geht von der biologischen Invasion aus die direkte Konsequenzen auf die Stabilität von Ökosystemen hat. In diesem Kontext ist die Rolle von Parasiten nicht zu vernachlässigen, da sie sogar den Erfolg invasiver Spezies erhöhen können. Die Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans ist eine weltweit erfolgreiche invasive Art die ursprünglich durch den Tierhandel verbreitet wurde und stellt vielerorts eine Gefährdung für heimische Arten dar. Da T. s. elegans mit der europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis und der spanischen Wasserschildkröte Mauremys leprosa in Europe koexistiert wurde vermutet, dass sie in Konkurrenz mit einheimischen Spezies steht und möglicherweise Krankheitserreger überträgt. Wir untersuchten die Parasitenübertragung von in Gefangenschaft gehaltenen amerikanischen Schildkröten auf die zwei einheimischen Arten die mit diesen in einer Schildkrötenfarm in Frankreich in künstlich angelegten Teichen zusammengehalten werden.
Als Modellorganismen nutzten wir Platelminthen (Plattwürmer) aus der Familie der Polystomatidae (Monogenea), denn Polystomiden sind bei amerikanischen Schildkröten über ihr gesamtes natürliches Verbreitungsgebiet hinweg beschrieben. Die phylogenetischen Beziehungen zwischen den Polystomiden die in Schildkrötenwirten mit weiten geographischen Verbreitungsmustern parasitieren zeigen ein sehr komplexes Diversifikationsmuster das viel komplexer als erwartet ist. Unter Anwendung des DNS-Barcoding-Verfahrens für adulte Parasiten und/oder Polystomideneier konnten wir für eine Reihe von Fällen nachweisen, dass es zu einer Parasitenübertragung von der invasiven Art auf die einheimischen Arten gekommen ist. Dies zeigt, dass Parasitenübertragung eine wichtige Rolle im Hinblick auf den Tierhandel und auch für Wiederansiedlungsprogramme zur Aufstockung einheimischer Populationen spielt.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Über mögliche Symptome die von solchen Übertragungen ausgehen können siehe auch die Diskussion bei Jennemann & Bidmon (2009) sowie die Kommentare zu Bickensee et al. (2010), Hidalgo-Vila et al. (2011) und Nowack (2010).
Literatur
Bicknese, E. J., A. L. Childress & J. F. X. Wellehan (2010): A Novel Herpesvirus of the Proposed Genus Chelonivirus from an Asymptomatic Bowsprit Tortoise (Chersina angulata). – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 41(2): 353-358 oder Abstract-Archiv.
Hidalgo-Vila, J., A. Martinez-Silvestre, A. Ribas, J. C. Casanova, N. Perez-Santiago & C. Diaz-Panigua (2011): Pancreatitis associated with the helminth Serpinema microcephalus (Nematoda: Camallanidae) in exotic red-eared slider turtles. – (Trachemys scriptaelegans). – Journal of Wildlife Diseases 47(1): 201-205 oder Abstract-Archiv.
Jennemann, G. & H.-J. Bidmon (2009): Infektionen mit Blutparasiten aus der Familie der Spirorchiidae bei Emys orbicularis in Deutschland – auch eine potentielle Bedrohung für die letzten einheimischen Vorkommen der Art? – Schildkröten im Fokus 6(2): 3-18 ➚.
Nowak, M. (2010): The international trade in reptiles (Reptilia) – The cause of the transfer of exotic ticks (Acari: Ixodida) to Poland. – Veterinary Parasitology 169(3-4): 373-381 oder Abstract-Archiv.
Bildergalerien
Emys orbicularis – Europäische Sumpfschildkröte
Mauremys leprosa – Maurische Bachschildkröte
Trachemys scripta elegans – Rotwangen-Schmuckschildkröte