Waldbachschildkroete, Glyptemys insculpta, Jungtiere in Freilandanlage - © Hans-Jürgen Bidmon

Staggs - 2024 - 01

Staggs, J. M., D. J. Brown, A. F. Badje, J. T. Anderson, L. V. Carlson, C. N. Lapin, M. M. Cochrane & R. A. Moen (2024): Influences of aquatic and terrestrial habitat characteristics on abundance patterns of adult wood turtles. – Journal of Wildlife Management 88(5): e22589.

Der Einfluss von aquatischen und terrestrischen Habitatcharakteristiken auf das Muster der Häufigkeitsverteilung bei adulten Waldbachschildkröten.

DOI: 10.1002/jwmg.22589 ➚

Waldbachschildkröte, Glyptemys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Waldbachschildkröte,
Glyptemys insculpta,
Jungtier in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Waldbachschildkröte (Glyptemys insculpta) ist eine Art, die in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet unter Naturschutz steht. In mehreren Studien wurde die individuelle Lebensraumwahl von Waldbachschildkröten im oberen Mittleren Westen der Vereinigten Staaten untersucht, aber die Auswirkungen von Lebensraummerkmalen auf die Häufigkeit sind kaum bekannt. Diese Informationen werden benötigt, um das Habitatmanagement auf Landschaftsebene und die Erhaltungsinitiativen für diese Art zu verbessern. Ziel unserer Studie war es, wichtige aquatische und terrestrische Lebensraummerkmale zu identifizieren und ihren Einfluss auf die Bestandsdynamik adulter Waldbachschildkröten in der Laurentian Mixed Forest Province in Wisconsin und Minnesota, USA, zu quantifizieren. Wir haben zwischen 2016 und 2022 an 57 Standorten innerhalb der Ökoregion standardisierte Populationserhebungsdaten gesammelt. Wir verwendeten N-Mischungsmodelle mit einem mehrstufigen Modellauswahlverfahren, um den Einfluss aquatischer und terrestrischer Prädiktoren auf die Abundanz zu bewerten, einschließlich mehrerer 3-dimensionaler Waldstrukturmetriken, die aus luftgestützten Light Detection and Ranging (LiDAR)-Daten abgeleitet wurden. Mehrere aquatische und terrestrische Habitatmerkmale beeinflussten die lokalen Abundanzmuster adulter Waldbachschildkröten. Die einflussreichsten aquatischen Prädiktoren waren die Fließgeschwindigkeit und die Breite des Flusses, und die einflussreichsten terrestrischen Prädiktoren waren die mittlere Wiederkehrhöhe und der vertikale Variationskoeffizient der Höhe. Die Abundanz war an Standorten mit vergleichsweise schmalen Bächen und mäßigen Fließgeschwindigkeiten hoch. Die am meisten unterstützten terrestrischen Prädiktoren wurden aus LiDAR abgeleitet und deuten darauf hin, dass komplexe Waldstrukturen größere Waldschildbachkrötenpopulationen begünstigen. Unsere Ergebnisse können für Waldbewirtschaftungsstrategien zur Verbesserung der Lebensraumqualität für Waldschildkröten genutzt werden, z.B. für die selektive Holzernte zur Erhöhung der strukturellen Vielfalt, und möglicherweise zur Ermittlung robuster Populationen in unzureichend untersuchten Gebieten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die hier angeführte mittlere Wiederkehrhöhe bezieht sich auf die Höhe der Vegetation und wie oft sie in einem Bereich vorkommt, wobei das LiDAR-System die Abstandsmessung aufgrund der Lichtlaufzeit zwischen Messpunkten beschreibt. Zudem liefert die Arbeit einige interessante Daten, die auch für die Haltung interessant sein können, wie, dass man die höchste Schildkrötendichte in Regionen bei einer Temperatur um die 21 ºC und in Bächen mit einer Fließgeschwindigkeit um die 0,38 m/s sowie Regionen mit einer Baum/Strauchkronenhöhe von etwa 5m vorgefunden hat. Siehe auch Brown et al., (2016). Nun sollte aber niemand denken, dass die Schildkröten eine optimale Haltungstemperatur von 21 ºC bevorzugen, denn hier geht es ja eher darum zu beschreiben, wann man die meisten von ihnen nachweisen kann. Insofern zeigen die Befunde, dass die Waldbachschildkröten bei 21 ºC aktiv sind, aber aufgrund dessen, dass sie ihre Körpertemperatur auf das gewünschte Optimum erhöhen müssen, häufig Sonnenbaden und somit für die Personen besser ausfindig zu machen sind. Siehe dazu auch Dubois et al., (2009) und Tamplin, (2006) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Brown, D. J., M. D. Nelson, D. J. Rugg, R. R. Buech & D. M. Donner (2016): Spatial and Temporal Habitat-Use Patterns of Wood Turtles at the Western Edge of Their Distribution. – Journal of Herpetology 50(3): 347-356 oder Abstract-Archiv.

Dubois, Y., G. Blouin-Demers, B. Shipley & D. Thomas (2009): Thermoregulation and habitat selection in wood turtles Glyptemys insculpta: chasing the sun slowly. – Journal of Animal Ecology 78(5): 1023-1032 oder Abstract-Archiv.

Tamplin, J. (2006): Response of hatchling wood turtles (Glyptemys insculpta) to an aquatic thermal gradient. – Journal of Thermal Biology 31(5): 400-405 oder Abstract-Archiv.

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