Rivera, S., J. F. Wellehan Jr, R. McManamon, C. J. Innis, M. M. Garner, B. L. Raphael, C. R. Gregory, K. S. Latimer, C. E. Rodriguez, O. Diaz-Figueroa, A. B. Marlar, A. Nyaoke, A. E. Gates, K. Gilbert, A. L. Childress, G. R. Risatt & S. Frasca Jr. (2009): Systemic adenovirus infection in Sulawesi tortoises (Indotestudo forstenii) caused by a novel siadenovirus. – Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 21(4): 415-426.
Eine systemische Infektion mit Adenoviren bei Sulawesi-Landschildkröten (Indotestudo forstenii) verursacht durch einen neuen Siadenovirus.
DOI: 10.1177/104063870902100402 ➚
Es wurde ein neuer Siadenovirus bei der Sulawesi-Landschildkröte (Indotestudo forstenii) identifiziert. Eine Gruppe von 105 Sulawesi-Landschildkröten wurde der Turtle Survival Alliance übergeben. Viele der Schildkröten zeigten einen schlechten Gesundheitszustand. Die klinischen Symptome reichten von Anorexie, Lethargie, Ulcerationen der Schleimhäute, Erosionen am Gaumen der Mundhöhle, Ausflüsse aus Nase und Augen bis zu schweren Durchfällen. Die Tests für die Initialdiagnose (Eingangsdiagnose) beinhalteten Kotuntersuchungen auf Parasiten, ein komplettes Blutbild mit Zellzählung und Bestimmung der Biochemischen Blutparameter, Serologie für Mykoplasmen, PCR-Tests zum Nachweis von Kokzidien und Schildkrötenherpesviren. Die Behandlung erfolgte durch Gabe von Antibiotika, Medikamenten zur Entwurmung, Flüssigkeitszufuhr und unterstützende Ernährung. Gewebeproben der verstorbenen Tiere wurden für histopathologische Untersuchungen genutzt. Die histopathologischen Untersuchungen zeigten eine systemische Entzündung und Nekrosen, die mit intranukleären Einschlüssen assoziiert waren, und bei 35 von 50 sezierten Schildkröten auf eine systemische Virusinfektion schließen ließen. Kotuntersuchungen sowie Histopathologie ergaben eine intestinale (Darm) Infektion und eine Leberinfektion mit Amöben und Nematoden bei 31 Tieren. Zwei von fünf daraufhin untersuchten Schildkröten waren in der PCR positiv für Chlamydophila sp., Aeromonas hydrophila und Escherichia coli konnte in den Kulturen von mehreren Organen dieser zwei Tiere nachgewiesen werden. Die Serologie und PCR zum Mykoplasmen und Herpesnachweis waren negativ. PCR-Tests von Gewebe-, Plasma- und perianal und Kloakenproben von 41 aus 42 getesteten Schildkröten waren positiv für einen Adenovirus, der charakterisiert und sequenziert wurde. Die molekular phylogenetische Einordnung erbrachte, dass es sich um einen neuen Adenovirus aus der Gattung Siadenovirus handelte. Diese Veröffentlichung gibt eine detaillierte Beschreibung der klinischen und anatomisch-pathologischen Befunde, die mit dieser systemischen Infektion durch den neuen Siadenovirus bei Sulawesi-Landschildkröten auftreten. Diese Befunde erweitern die Liste der bekannten Reptilienadenoviren bezüglich Schildkröten und erweitern unser Wissen über die bekannten Gattungen der Reptilienadenoviridae über Atadenovirus hinaus, da nun die Gattung Siadenovirus mit dazu gerechnet werden muss.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Auch diese Arbeit macht klar, dass es auch auf dem Gebiet der Schildkrötenpathologie immer wieder Neues zu entdecken gibt. Andererseits macht die Arbeit aber auch deutlich, welche Risiken Zoos, Erhaltungszuchtprogramme und Privatleute eingehen, die solche Tiere aufnehmen und eventuell in bestehende Gruppen integrieren wollen. Gerade in Bezug auf Viren gelten zwar auch die Quarantänebestimmungen, aber man sollte sich im klaren sein, so lange man Viren nicht effektiv eliminieren kann, sind sie Trojanische Pferde, die letztendlich ganze Bestände infizieren können und Erhaltungszuchtprogramme stark in Frage stellen, wenn man sich bedenkt, was das für die Auswilderung solcher Bestände bedeuten könnte. Diesbezüglich sollte eigentlich die erste Frage sein, die beantwortet werden müsste, ob diese Viren in den natürlichen Vorkommen vorhanden sind, ohne dass sie Schaden anrichten und wenn ja, welche Bedingungen sind eigentlich für den Ausbruch der beschriebenen Symptome verantwortlich? Oder handelt es bei der Infektion mit solchen Viren um eine reine im Handel und beim Transport erworbene Infektion? Wenn Letzteres der Fall wäre, dann wäre das ein noch stärkerer Hinweis darauf, den Schutz intakter Wildpopulationen eine noch höhere Priorität einzuräumen, denn damit wäre belegt, dass der Handel (in den meisten fällen illegal) unter den heute vorherrschenden Bedingungen wohl die eigentliche Ursache für Infektionen mit und die weltweite Verbreitung von solchen Pathogene darstellt was sogar die eventuell noch gesunden Populationen in den Tierhaltungen gefährdet. Da gäbe es dann nur zwei Möglichkeiten, entweder den Handel zu verbieten oder den Handel unter kontrollierten hygienischen Bedingungen so zu legalisieren, dass sich das illegale Geschäft nicht mehr lohnt.(siehe auch: Marschang et al. (2009).
Literatur
Marschang, R. E., T. Papp, L. Ferretti, S. Hochscheid & F. Bentivegna (2009): Detection and partial characterization of herpesviruses from Egyptian tortoises (Testudo kleinmanni) imported into Italy from Libya. – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 40(1): 211-213 oder Abstract-Archiv.