Chinesische Streifenschildkröte, Mauremys sinensis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Rato - 2024 - 01

Rato, J., P. Brandão, P. M. Anastácio & F. Banha (2024): First records of Mauremys sinensis in Portugal: a consequence of inadequate policies applied to the exotic pet market. – Aquatic Ecology 58(3): 1091–1096.

Erstnachweis von Mauremys sinensis in Portugal: eine Folge unzureichender Maßnahmen beim Heimtierhandel.

DOI: 10.1007/s10452-024-10125-2 ➚

Chinesische Streifenschildkröte, Mauremys sinensis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Streifenschildkröte,
Mauremys sinensis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der kommerzielle Erfolg einer Haustierart sagt ihre Invasivität voraus, so dass die am meisten gehandelten Arten mit größerer Wahrscheinlichkeit eingeschleppt werden. Schildkröten gehören zu den am meisten gehandelten Arten, weshalb die Überwachung ihrer Einschleppung von entscheidender Bedeutung ist, und in Portugal wurden mehrere invasive Schildkrötenarten in der Natur nachgewiesen. Diese Studie berichtet über den ersten offiziellen Nachweis von Mauremys sinensis und listet ihre inoffiziellen Nachweise in Portugal auf. Diese Art ist in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht, aber außerhalb ihres Verbreitungsgebiets invasiv. Zwei Exemplare von M. sinensis (ein erwachsenes Männchen und ein Jungtier) wurden in einem See in der Nähe von Évora zusammen mit einheimischen Mauremys leprosa gefunden. Darüber hinaus ergab die Analyse der iNaturalist-Datenbank, dass diese Art seit 2021 in 10 portugiesischen Gemeinden durch Bürgerwissenschaftler (Citizen Science) 14 Mal nachgewiesen wurde. Die Anwesenheit invasiver Schildkröten kann sich durch Konkurrenz, Prädation, Krankheitsübertragung und Hybridisierung auf einheimische Arten auswirken. Der Heimtierhandel ist die Hauptquelle für diese Arten, und die Gesetzgebung hat sich als unwirksam erwiesen, um ihre Einführung zu verhindern. Diese Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit umfassender Strategien, einschließlich weißer und schwarzer Listen, um den invasiven Heimtierhandel zu bekämpfen, einheimische Ökosysteme zu schützen und die weitere Einschleppung von Arten wie M. sinensis zu verhindern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Inwieweit die verstärkte Kontrolle des Heimtierhandels diese Invasionen noch verhindern kann, bleibt fraglich, denn selbst die Einführung eines Verbots dürfte die weitere Verbreitung der vorhandenen Tiere nicht verhindern, denn es bleibt wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich die heute schon ansässigen Exemplare – auch wenn sie verantwortungsvoll in Aufnahmestationen gehalten werden – ausbreiten werden. Wir sehen heute schon sowohl in Europa (aktuell gerade wieder Südfrankreich und Nordostitalien) wie auch in Asien alljährlich dem Klimawandel geschuldete Überschwemmungsszenarien, denen auch die meisten dieser Stationen und Zoos nicht gewachsen sein dürften (Ecoriza et al., 2024; Fanaru et al., 2024; Bidmon, 2024).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2024): Commercially assisted migration – Invasive species and their future in a globalized world: A perspective – Artikel-Archiv.

Ecoriza, D., S. Poch, D. Jablonski, A. Martinez-Silvestre, J. Soler, D. Donaire-Barroso & A. Piris (2024): Morphological and genetic evidence of hybridisation between Mauremys mutica (Cantor, 1842) and Mauremys leprosa (Schweigger, 1812) in northeast Spain. – Amphibia-Reptilia: ahead of print oder Abstract-Archiv.

Fanaru, G., S. Petrovan, R. Bãncilã, M.-G. Vizireanu, O. Dragan, S. E. Vlad, L. Rozylowicz & D. Cogalniceanu (2024): Nesting ecology and confirmed breeding of the invasive pond slider Trachemys scripta in an urban environment, Romania. – European Journal of Wildlife Research 70(3): 1-10 oder Abstract-Archiv.

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