Gelbkopfschildkröte, Indotestudo elongata, mit Radiotransmitter frisst Blätter – © Matthew Ward
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Chaianunporn - 2024 - 01

Chaianunporn, T., M. Mokarat, A. Ruangsakunporn, T. Walalite, W. Kutanan, K. Lomthaisong, K. Chaianunporn & S. Keithmaleesatti (2024): Genetic diversity of the Khorat snail-eating turtle (Malayemys khoratensis) in Thailand. – PeerJ 12: e18699.

Die genetische Diversität bei der Malaiischen Sumpfschildkröte, (Malayemys khoratensis) in Thailand.

DOI: 10.7717/peerj.18699 ➚

Gelbkopfschildkröte, Indotestudo elongata, – © Abhijit Das
Gelbkopfschildkröte,
Indotestudo elongata,
© Abhijit Das

Einleitung: Malayemys khoratensis ist eine Süßwasserschildkrötenart, die im Nordosten Thailands und in der Demokratischen Volksrepublik Laos endemisch ist. M. khoratensis ist in Thailand zwar relativ häufig und weit verbreitet, doch sind die Populationsgröße und die demografischen Trends weitgehend unbekannt, da direkte Populationsabschätzungen fehlen. Diese Art ist durch Konsum, Ausbeutung und Handel stark bedroht. Daher zielt diese Studie darauf ab, die genetische Vielfalt, die Populationsstruktur und die demografischen Trends von M. khoratensis im Nordosten Thailands unter Verwendung von zwei mitochondrialen DNA-Genen, Cyt b und ND4, zu untersuchen.
Methode: Wir haben die Schildkröten anhand von drei großen Flusseinzugsgebieten im Nordosten Thailands gruppiert: Mun, Chi und Nordost-Mekong, um die Populationsstruktur zu bewerten und die Hypothese der Isolation durch das Einzugsgebiet zu testen. Die Gene Cyt b und ND4 von 49 M. khoratensis-Individuen aus 15 Provinzen in Thailand wurden sequenziert, und 15 Sequenzen aus einer früheren Studie von Ihlow et al. (2016) wurden in die Analysen einbezogen. Wir erstellten ein Haplotyp-Netzwerk aus den vernetzten Sequenzen und analysierten die Populationsstruktur mit der Analyse der molekularen Varianz (AMOVA). Zusätzlich verwendeten wir eine Bayessche Skyline-Plot-Analyse (BSP), um die effektive weibliche Populationsgröße zu schätzen und die demografische Geschichte dieser Art zu erforschen.
Ergebnisse: Unsere Analyse identifizierte 13 einzigartige Haplotypen, die durch 26 polymorphe Stellen aus 64 Proben definiert wurden. Die gesamte Haplotyp-Diversität für M. khoratensis betrug 0,819, während die Nukleotid-Diversität 0,0031 betrug. Das Haplotyp-Netzwerk und die AMOVA zeigten keine eindeutige Populationsstruktur zwischen den Flussbecken, was auf einen Genfluss zwischen diesen Regionen hindeutet. Die BSP schätzte eine stabile effektive weibliche Populationsgröße von etwa 130.000 Individuen seit etwa 100.000 Jahren (spätes Pleistozän).
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse deuteten auf keine signifikante Populationsstruktur nach Flussbecken hin, was auf natürliche Bewegungen zwischen den Becken oder potenzielle, durch den Menschen verursachte Translokationen im Zusammenhang mit dem Schildkrötenhandel zurückzuführen sein könnte. Der demografische Trend von M. khoratensis scheint im Laufe der Zeit stabil gewesen zu sein. Angesichts der anhaltenden Ausbeutung dieser Art empfehlen wir jedoch eine regelmäßige Überwachung der Populationsentwicklung, um ihr langfristiges Überleben zu sichern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier zeigt sich wieder einmal mehr, wie sich das Netzwerk der mitochondrialen genetischen Diversität über drei Flusssysteme hinweg aufrechterhalten hat und es zu keinen separaten Populationen gekommen ist. Während die nukleäre genetische Diversität als gering einzustufen war. Was dabei aber auch interessant gewesen wäre, wäre die Beschreibung von eventuellen Phänotypen, die mit bestimmten Umweltbedingungen zu assoziieren gewesen wären. Die Autoren spekulieren dabei auch über den Einfluss des Menschen, der zur Vermischung der Populationen während der vergangenen Jahrhunderte der Schildkrötennutzung beigetragen haben könnte so wie es z. B. auch für Indotestudo elongata diskutiert wurde (Ihlow et al., 2024). Allerdings sollte man dabei wie ich finde weniger negativ auf die Situation blicken, denn wie die Autoren beschreiben ist, das Verbreitungsgebiet noch sehr groß und die Populationen mögen zwar auch dort bedroht sein aber sie haben sich bis heute erhalten und die geschätzte Individuenzahl liegt dabei noch recht hoch. Vielleicht ist diese für die Arterhaltung noch recht positiv einzuschätzende Situation für M. khoratensis in Thailand ja gerade deshalb so zustande gekommen, denn wie bei (Pennisi, 2025) ausgeführt gibt es ja einen globalen Verlust an genetischer Diversität zu verzeichnen der nicht nur durch das Aussterben von Arten verursacht wird, sondern es kommt dabei auch zu Verlusten innerhalb der Artenkonplexe (Shaw et al., 2025).

Literatur

Ihlow, F., C. Spitzweg, M. Flecks, N. A. Poyarkov, P. P. Mohapatra, V. Deepak & U. Fritz (2024): Unexpected lack of genetic and morphological divergence in a widespread tortoise- Phylogeography of Indotestudo elongata. – Salamandra 60(3):183–194 oder Abstract-Archiv.

Pennisi, E. (2025): Global study shows species are losing diversity: Even in some common species, the genetic variation key to resilience is slipping away. – Science 387(6733): 463; DOI: 10.1126/science.adw3512 ➚.

Shaw, R. E., K. A. Farquharson, M. W. Bruford, D. J. Coates, C. P. Elliott, J. Mergeay, K. M. Ottewell, G. Segelbacher, S. Hoban, C. Hvilsom, S. Pérez-Espona, D. Ruņģis, F. Aravanopoulos, L. D. Bertola, H. Cotrim, K. Cox, V. Cubric-Curik, R. Ekblom, J. A. Godoy, M. K. Konopiński, L. Laikre, I.-R. M. Russo, N. Veličković, P. Vergeer, C. Vilà, V. Brajkovic, D. L. Field, W. P. Goodall-Copestake, F. Hailer, T. Hopley, F. E. Zachos, P. C. Alves, A. Biedrzycka, R. M. Binks, J. Buiteveld, E. Buzan, M. Byrne, B. Huntley, L. Iacolina, N. L. P. Keehnen, P. Klinga, A. Kopatz, S. Kurland, J. A. Leonard, C. Manfrin, A. Marchesini, M. A. Millar, P. Orozco-terWengel, J. Ottenburghs, D. Posledovich, P. B. Spencer, N. Tourvas, T. Unuk Nahberger, P. van Hooft, R. Verbylaite, C. Vernesi & C. E. Grueber (2025): Global meta-analysis shows action is needed to halt genetic diversity loss. – Nature: 2025; DOI: 10.1038/s41586-024-08458-x ➚.

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