Landkarten-Höckerschildkröte, Graptemys geographica,– © Grégory Bulté
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Bulte - 2023 - 01

Bulté, G., J. A. Robichaud, E. J. Shadlock, S. J. Cooke & G. Blouin-Demers (2023): Overwintering site fidelity and communal hibernation predispose Northern Map Turtles to mass mortality events. – Canadian Journal of Zoology 102(2): 166-174.

Die Überwinterungsplatztreue sowie die gemeinschaftliche Überwinterung machen die Nördlichen Landkartenschildkröten anfällig für Massenmortalitätsereignisse.

DOI: 10.1139/cjz-2023-0127 ➚

Landkarten-Höckerschildkröte, Graptemys geographica, – © Grégory Bulté
Landkarten-Höckerschildkröte,
Graptemys geographica,
© Grégory Bulté

Massenmortalitätsereignisse scheinen in ihrer Intensität und Häufigkeit zuzunehmen und somit wird das Verständnis für die Gründe, die dazu führen und den daraus resultierenden Konsequenzen immer wichtiger für die Erhaltung von Wildtieren. Wir berichten hier über ein Massensterben bei einer Population von Nördlichen Landkartenschildkröten (Graptemys geographica (LeSueur, 1817)). An einer gemeinschaftlich genutzten Überwinterungslokalität zählten wir 142 Kadaver (ca. 10 % der Population), die offensichtlich von Nordamerikanischen Fischottern (Lontra canadensis (Schreber, 1777)) getötet worden waren. Wir verglichen die Größe und das Geschlecht der Kadaver mit den Tieren, die überlebt hatten. Dabei zeigte sich, dass kleinere Schildkröten und Männchen häufiger betroffen waren als größere Individuen und Weibchen. Anhand von Fängen an der gleichen Überwinterungslokalität, die zwischen 2003 und 2022 durchgeführt worden waren, ermittelten wir die Anfälligkeit der Population gegenüber solchen Massenmortalitätsereignissen während des Winters. Nahezu 60 % der insgesamt 1.875 Schildkröten, die wir zwischen 2003 und 2022 markiert hatten, nutzten diese Überwinterungslokalität, an der dieses Massenversterben mindestens dieses eine Mal erfasst wurde. Im Mittel überwinterten die Schildkröten mindestens zu 38 % der Winter zwischen deren erster und letzter Registrierung an dieser Stelle. Unsere Studie zeigt, wie das Verhalten und die Physiologie dieser Schildkröten die Spezies für Massenversterbeereignisse anfällig macht und für sie eine ökologische Falle darstellen kann. Der Schutz der Überwinterungslokalitäten und die Minimierung der durch Menschen verursachte Einschränkungen, die eine Auswirkung auf diese Winterplünderungen durch Beutegreifer haben, sind essenziell für die Erhaltung bestimmter Schildkrötenpopulationen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Welche Einflussnahmen des Menschen dazu führen könnten, den Beutegreiferdruck auf solch überwinternde Populationen zu erhöhen, bleibt unklar. Sicher kann man dafür plädieren innerhalb eines Flusslaufs möglichst viele, für eine Überwinterung infrage kommenden Flussbereiche zu erhalten, um damit zu erreichen, dass sich die Individuen zur Überwinterung auf mehr Lokalitäten verteilen können. Aber letzteres ist schwer, denn meist ist immer eine der Lokalitäten die beste oder bevorzugteste. Womit man aber auch rechnen muss ist, dass auch die Fischotter lernen solche Stellen zu finden und sich zu merken, wo sie zu finden sind, was letztendlich die Gefahr für solche Wiederholungsereignisse erhöht, denn auch Fischotter sind lernfähig! Viel interessanter wäre die Beantwortung der Frage, warum die Fischotter nicht schon früher diese Schildkrötenpopulation im Winter dezimierte? Lag es daran, weil sich dort erst vor Kurzen eine neue Otterfamilie angesiedelt hatte oder daran, dass durch z.B. Überfischung das üblich genutzte Nahrungsspektrum für die Otter verringert hatte, sodass sie nun zunehmend auf Schildkröten ausweichen. Siehe dazu auch Purger et al., (2023) und den dortigen Kommentar.

Literatur

Purger, J. J., T. G. Molnár, Z. Lanszki & J. Lanszki (2023): European Pond Turtle (Emys orbicularis) Nest Predation: A Study with Artificial Nests. – Biology 12(3): 342 oder Abstract-Archiv.

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