Mississippi-Höckerschildkröte, Graptemys pseudogeographica kohnii, – © Hans-Jürgen Bidmon

Freedberg - 2005 - 01

Freedberg, S., M. A. Ewert, B. J. Ridenhour, M. Neiman & C. E. Nelson (2005). Nesting fidelity and molecular evidence for natal homing in the freshwater turtle, Graptemys kohnii. – Proceedings: Biological Science 272(1570): 1345-1350.

Niststrandtreue und molekulare Anhaltspunkte für frühgeburtliche Standortprägung bei der Süßwasserschildkröte Graptemys kohnii

DOI: 10.1098/rspb.2005.3080 ➚

Mississippi-Höckerschildkröte, Graptemys pseudogeographica kohnii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Mississippi-Höckerschildkröte,
Graptemys pseudogeographica kohnii,
© Hans-Jürgen Bidmon

Zahlreiche Studien zur Nistökologie der Meeresschildkröten zeigten, dass die Weibchen niststrandtreu sind, wobei sie auf den Niststrand geprägt werden, an dem sie selbst schlüpften und zu dem sie als Adulte zur Eiablage zurückkehren. Da die Süßwasserschildkröten die größte bekannte Gruppe an Reptilien mit umweltgesteuerter Geschlechtsbestimmung (ESD) stellen, könnte eine Untersuchung zur Niststrandtreue dieser Schildkrötengruppe neue Erkenntnisse für einige Evolutionsmodelle bezüglich ihrer Geschlechterverteilung erbringen, denn die Modellvorhersagen basieren auf ESD und Niststrandtreue. Wir untersuchten die Prägung auf den Niststrand bei Graptemys kohnii, einer Süßwasserschildkröte mit ESD, wobei wir die mitochondriale DNS sequenzierten und Mikrosatellitengenotypisierung sowie Markierungs- und Wiederfang-Methoden bei 290 Eier ablegenden Weibchen einsetzten. Die Weibchen zeigten eine hohe Ortstreue zu ihren Niststränden, auch noch, wenn sie über mehrere Kilometer davon weg ausgesetzt wurden. Der Manteltest zeigte eine signifikante genetische Isolation in Bezug auf die Entfernung der individuellen Nistplätze zueinander (r=0,147; p<=0,05), was vermuten lässt, dass nahe verwandte Weibchen (z. B. Geschwister) in unmittelbarer Nachbarschaft ihre Nester platzieren. Die Verteilungsmuster und Genotypen, die sich aus dieser Niststrandtreue ergeben, sind im Einklang mit Modellen zur Ortstreuerate die Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis der Populationen vermuten lassen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Was können wir für die Haltung solcher Arten daraus lernen? Sicher sind die Tiere anpassungsfähig genug, sich an neue Nistplätze zu adaptieren. Allerdings leichter wäre für eine erfolgreiche Nachzucht sicher, wenn man die Tiere anstatt im artifiziellen Vermiculit gefüllten Inkubator in einer Terrarienumgebung inkubieren und schlüpfen ließe, in der sie ja auch später mal ihre Eier ablegen sollen. Oder könnte man auch den umgekehrten Versuch starten, indem man solchen Nachzuchtweibchen gleich eine entsprechend Vermiculit gefüllte Ablagebox einstellt?

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