Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, Einjähriges Jungtier im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Zhao - 2013 - 01

Zhao, B., T. Li, R. Shine & W. G. Du (2013): Turtle embryos move to optimal thermal environments within the egg. – Biological Letters 9(4): 20130337.

Schildkrötenembryonen bewegen sich innerhalb des Eies hin zu optimalen Temperaturbedingungen.

DOI: 10.1098/rsbl.2013.0337 ➚

Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreikielschildkröte,
Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Eine vor kurzem vorgestellte Studie hatte gezeigt, dass die Embryonen von Weichschildkröten ihre Position innerhalb des Eies selbstständig verändern und zwar hin zu lokal wärmeren Regionen. In dieser Studie stellten wir uns die Frage, ob die Schildkrötenembryonen aktiv nach den optimalen Temperaturbedingungen für ihre Entwicklung innerhalb des Eies suchen, so wie es Schlüpflinge nach dem Schlupf auch tun. Insbesondere fragten wir zum ersten, ob sich die Reptilienembryos von gefährlich hohen Temperaturen wegbewegen oder sich zu wärmeren Temperaturen hinbewegen, und zum zweiten, ob diese embryonale Bewegung zu einer Form der aktiven Thermoregulation gehört oder ob es sich (einfach) um eine passiv erfolgende Verlagerung des Embryos handelt, die durch eine aufgrund der Temperatur erfolgten Viskositätsveränderung der Flüssigkeiten im Ei verursacht wird. Unsere Ergebnisse bei einer emydiden Schildkröte (Chinemys reevesii) zeigen, dass die Embryos gefährlich hohe Temperaturen vermeiden, indem sie sich zum kühleren Bereich des Eies bewegen. Bei dieser Lageveränderung des Embryos handelt es sich eher um einen aktiven als um einen passiven Vorgang: da sich ausschließlich lebende Embryonen zu einer Wärmequelle hin orientieren, während tote Embryonen dies nicht tun. Insgesamt lassen unsere Ergebnisse den Schluss zu, dass die verhaltensbedingte Thermoregulation der Schildkötenembryonen angeboren ist und analog zum Thermoregulationsverhalten abläuft, das man bei frisch geschlüpften Schlüpflingen beobachtet.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine interessante Arbeit, die aber dennoch von einer Annahme abhängig ist, nämlich dass sich in abgestorbenen Eiern aufgrund der Fäulnisgase die Druckverhältnisse nicht so verändern, dass eine auf Viskositätsänderung beruhende Embryoverlagerung gar nicht mehr stattfinden kann. Gehen wir aber davon aus, dass sich die Embryonen im Ei so verhalten, dann kann sich auch bei künstlicher Inkubation die Lageveränderung eines Eies gravierend auf die Entwicklung und die thermisch abhängigen Entwicklungsgradienten auswirken und auch für Deformationen mit verantwortlich sein (Siehe auch: Du et al. 2011). Da dieser Befund schon bei einer zweiten Spezies und Gattung erhoben werden konnte, deutet sich eine allgemeine Verbreitung dieser Fähigkeit an.

Literatur

Du, W.-G., B. Zhao, Y. Chen & R. Shine (2011): Behavioral thermoregulation by turtle embryos. – Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 108(23): 9513-9515 oder Abstract-Archiv.

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