Orinoko-Schienenschildkröte, Podocnemis vogli, – © Vivian P. Paez

Páez - 2024 - 01

Páez, V. P., J. Pérez, F. Parra & B. C. Bock (2024): An Approximation of the Sex Determination Parameters in the Savanna Side-Necked Turtle Podocnemis vogli (Podocnemididae). – Chelonian Conservation and Biology (2024).

Eine Annäherung an die geschlechtsbestimmenden Parameter bei der Savanna-Schienenschildkröte Podocnemis vogli (Podocnemididae).

DOI: 10.2744/CCB-1565.1 ➚

Orinoko-Schienenschildkröte, Podocnemis vogli, – © Vivian P. Paez
Orinoko-Schienenschildkröte,
Podocnemis vogli,
© Vivian P. Paez

Mit Ausnahme der Savanna-Schienenschildkröte (Podocnemis vogli) und der Rotkopf-Schienenschildkröte (Podocnemis erythrocephala), beides Spezies innerhalb der Pleurodiren Gattung Podocnemis sind alle anderen Arten der Gattung in Bezug auf ihre temperaturabhängige Geschlechtsausprägung (TSD)-Parameter recht gut charakterisiert. In dieser Studie inkubierten wir 46 Eier aus vier Gelegen von P. vogli unter kontrollierten Laborinkubationsbedingungen um herauszufinden, ob diese Art auch ein TSD Ia-System nutzt, bei dem bei kühleren Temperaturen sich Männchen entwickeln. Ebenso wollten wir die unter konstanten Inkubationsbedingungen vorliegende Pivotaltemperatur (Tpiv) bei der Männchen und Weibchen in einem Verhältnis von 1:1 schlüpfen bestimmen und es sollte auch der Übergangstemperaturbereich (TRT) in dem sich noch beide Geschlechter ausbilden erfasst werden. Die eingesetzten Inkubationstemperaturen lagen bei 29 °C, 31 °C und 33 °C (± 0,15 °C). Unsere Ergebnisse stimmten mit der Schlussfolgerung überein, dass P. vogli einem TSD Ia-Muster bei der Geschlechtsausprägung folgt, aber es war uns nicht möglich die Tpiv oder die obere TRT mit diesem Experiment zu ermitteln, denn bei 29 °C und 31 °C schlüpften nur Männchen und selbst bei 33 °C schlüpften mehr Männchen als Weibchen.
Letzteres legt nahe, dass die Pivotaltemperatur bei dieser Spezies sehr hoch liegt. Wir konnten aber einen mütterlichen Einfluss auf die initiale Schlüpflingsgröße dokumentieren, wobei das Weibchen welches die größten Eier legte auch die größten Schlüpflinge hervorbrachte.
Die Inkubationszeiten bei P. vogli waren bemerkenswerter Weise wesentlich länger als jene die bei den anderen Arten aus der Gattung unter vergleichbaren Temperaturen und Substratfeuchten festgestellt worden waren. Bei den Arten dieser Gattung lässt das Vorliegen eines TSD Ia-Musters den Schluss zu, dass sie nicht nur durch das übermäßige Absammeln aus der Natur und durch die fortschreitende Habitatzerstörung bedroht werden, sondern, dass sie zudem auch empfindlich auf die globale Erwärmung reagieren dürften.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die zuletzt erwähnte Gefährdung dürfte wohl anhand dieser Studie für P. vogli etwas abgemildeter ausfallen als für die anderen verwandten Arten. Obwohl, wenn man sich die tabellarischen Daten für jedes Nest anschaut, dann sieht man schon zumindest was die Inkubationsdauer anbelangt nestspezifische Unterschiede die je nach Inkubationstemperatur zwischen 82 und 160 Tagen schwanken.
Diesbezüglich diskutieren die Autoren mögliche mütterliche hormonelle Einflüsse sowie eventuell populationsspezifische Auswirkungen, da die Gelege aus zwei verschiedenen Populationen mit etwa 700 km Entfernung zueinander stammten. Die Autoren diskutieren eine Tpiv die etwas über 33 °C liegen müsste, da bei dieser Temperatur aus 10 Eiern 7 Männchen und nur 3 Weibchen schlüpften. Ob hier auch noch andere Faktoren sich sowohl auf die Inkubationszeiten wie auch auf das Geschlechterverhältnis auswirken könnten bleibt offen ist aber auch nicht auszuschließen insbesondere, wenn man an die Beobachtungen anderer Autoren denkt (Bodensteiner et al., 2023; Breitenbach et al., 2020; Carter et al., 2019; Tezak et al., 2018). Die Arbeit beschreibt aber auch sehr schön vergleichend die Inkubationsdaten für die anderen Podocnemis - Arten und beschreibt für
P. vogli eine durchschnittliche Gelegegröße von 11,5 Eiern.

Literatur

Bodensteiner, B. L. J. B. Iverson, C. A. Lea, C. L. Milne-Zelman, T. S. Mitchell, J. F. Refsnider, K. Voves, D. A. Warner & F. J. Janzen (2023): Mother knows best: nest-site choice homogenizes embryo thermal environments among populations in a widespread ectotherm. – Philosophical Transactions of The Royal Society B Biological Sciences 378(1884) oder Abstract-Archiv.

Breitenbach, A. T., A. W. Carter, R. T. Paitz & R. M. Bowden (2020): Using naturalistic incubation temperatures to demonstrate how variation in the timing and continuity of heat wave exposure influences phenotype. – Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 287(1932): 20200992 oder Abstract-Archiv.

Carter, A. L., B. L. Bodensteiner, J. B. Iverson, C. L. Milne-Zelman, T. S. Mitchell, J. M. Refsnider, D. A. Warner & F. J. Janzen (2019): Breadth of the thermal response captures individual and geographic variation in temperature‐dependent sex determination. – Functional Ecology 33(10): 1928-1939 oder Abstract-Archiv.

Tezak, B. M., I. Sifuentes-Romero & J. Wyneken (2018): A new approach for measuring temperature inside turtle eggs. – Journal of Experimental Biology 221(20): jeb188698 oder Abstract-Archiv.

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