Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, im Aquaterrarium mit Entengrütze – © Hans-Jürgen Bidmon
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Lamont - 2023 - 01

Lamont, M. M., M. E. Price & D. J. Catizone (2023): Satellite telemetry reveals space use of diamondback terrapins. – Animal Biotelemetry 11(42).

Die Satellitentelemetrie offenbart die Raumnutzung von Diamantschildkröten.

DOI: 10.1186/s40317-023-00354-x ➚

Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin – © Hans-Jürgen Bidmon
Diamantschildkröte,
Malaclemys terrapin,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Wander- und die Raumnutzungsinformationen für ausgebeutete und gefährdete, küstenbewohnende Spezies sind äußerst wichtig Management- und Erhaltungsmaßnahmen. Während die Satellitentelemetrie zur Wanderbewegungserfassung bei Meeresschildkröten erfolgreich eingesetzt wird, hat die Größe der Sender den Einsatz bei kleineren Spezies verhindert. Wir verwendeten hier die wesentlich kleineren Argos-basierten-Sender, um das Bewegungsmuster für die einzige estuarine Schildkrötenart von Nordamerika der Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin) zu dokumentieren. Die Bewegungsdaten von 10 Schildkröten in der St. Joseph-Bay in Florida wurden zwischen dem 13. Juli 2018 und 22. Juli 2022 gesammelt. Wir schätzten die Raumnutzung durch die tägliche Erfassung der Aufenthaltslokalitäten anhand eines Bayesian-Zustandsraummodells und kalkulierten dann anhand der Minimum Konvex Polygons (95 % MCP) und mit der Kernel-Dichteabschätzung (50 % und 95 % KDE) die Flächen. Die mittlere Überwachungsdauer lag bei 125 Tagen und die mittlere genutzte Lebensraumgröße (home range) betrug 9,4 km2 (95 % MCP) bzw. 8,1 km2 (95 % KDE). Seegrashabitate machten durchschnittlich 55,8 % der Home Range aus, wohingegen Salzmarschen nur zu 3 % genutzt wurden. Die mittlere Höhenlage, in der sich die Schildkröten aufhielten, lag bei – 0,13 m (95 % MCP) bzw. -0,35 m (95 % KDE). Die Satellitentelemetrie lieferte großräumige Datensätze für zeitlich räumliche Nutzung, allerdings gab es durch die Argosfehler ein beträchtliches „Rauschen“ in Bezug auf die wahren Schildkrötenwanderungen aufgrund ihrer geringen Körpergröße, der Bewegungsgeschwindigkeit sowie durch ihr Verhalten. Allerdings waren die Home Ranges größer, als dies früher berichtet wurde und drei der Diamantschildkröten zeigten wiederholter maßen gerichtete Langstreckenwanderungen innerhalb der Bucht. Kleine Salzmarschhabitate lagen meist innerhalb der Home Ranges, obwohl sie nur zu einem geringen Prozentsatz von jeder Schildkröte genutzt wurden. Zudem war der Prozentsatz an Salzmarschfläche, der innerhalb der Home Range lag, positiv mit dem Körpergewicht der Individuen korreliert. Obwohl die Diamantschildkröte als eine estuarine Spezies gilt, stellen doch Seegrashabitate den größten Anteil ihrer jeweiligen Home Range. Allerdings waren unsere Daten nicht ausreichend detailliert, um exakt zu analysieren, wie die Tiere genau ihr Habitat nutzen. Je weiter sich die Mangrovengürtel kontinuierlich nach Norden hin in das Salzmarschhabitat ausdehnen, kann das einen potenziell negativen Einfluss auf die Diamantschildkrötenpopulationen entlang des nördlichen Golfs von Mexiko haben.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit zeichnet sich durch zwei wesentliche Erkenntnisse aus. Zum einen wird hier deutlich, wie groß die genutzten Lebensräume von Diamantschildkröten sind und zum zweiten legt diese Studie nahe, dass auch Diamantschildkröten ausgezeichnete Navigationsfähigkeiten entwickelt haben, wie sie es durch wiederholte, gerichtete Langstreckenwanderungen zeigen. Insofern kann allein daraus schon auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit geschlossen werden. Dass im Gegensatz zur estuarinen Lebensweise hier weit mehr Seegrashabitate nutzen, mag speziell für diese Population zutreffen und kann mit einer besseren Nahrungsverfügbarkeit in Zusammenhang stehen. Dass die Tiere über die Zeit prozentual weniger die Salzmarschen nutzen, mag sich auch im Zusammenhang mit der Überwinterung erklären, da ja gerade für Jungtiere schon beschrieben ist, dass sie Überwinterungshabitate aufsuchen müssen, die eher durch Süßwasser geprägt sind (Ashley et al., 2021).

Literatur

Ashley, E. A., A. K. Davis, V. K. Terrell, C. Lake, C. Carden, L. Head, R. Choe & J. C. Maerz (2021): Effects of Salinity on Hatchling Diamond-Backed Terrapin (Malaclemys terrapin) Growth, Behavior, and Stress Physiology. – Herpetologica 77(1): 45-55 oder Abstract-Archiv.

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