Schnappschildkröte, Chelydra serpentina, – © Hans-Juergen-Bidmon

Miller - 2020 - 01

Miller, S., A. Derenne, S. Ellis-Felege & T. Rhen (2020): Incubation Temperature and Satiety Influence General Locomotor and Exploratory Behaviors in the Common Snapping Turtle (Chelydra serpentina). – Physiology & Behavior 220(7): 112875.

Inkubationstemperatur und der Sättigungsgrad beeinflussen das allgemeine Bewegungs- und Explorationsverhalten bei der gewöhnlichen Schnappschildkröte (Chelydra serpentina).

DOI: 10.1016/j.physbeh.2020.112875 ➚

Schnappschildkröte, Chelydra serpentina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Schnappschildkröte,
Chelydra serpentina,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Die während der Embryogenese vorherrschende Temperatur bestimmt das Geschlecht und es wurde gezeigt, dass auch andere physiologische Eigenschaften dadurch bei Reptilien beeinflusst werden. Die gewöhnliche Schnappschildkröte (Chelydra serpentina) ist ein ideales Modelltier, um zu testen, wie die Temperatur das Verhalten bei Arten mit Temperatur-abhängiger - Geschlechtsausprägung beeinflusst. Verhaltensstudien sind essenziell für die Beurteilung wie sich ein veränderndes Klima auf den ganzen Organismus und dessen Funktionen bei der Schnappschildkröte auswirkt. Derzeit gibt es nur wenige Verhaltensstudien für semiaquatische Wirbeltiere wie Schildkröten. In dieser Studie nutzten wir Digitalkameras, um das Verhalten in einem Offenen-Feldtest für 20 min im Jahr 2018 bei gefütterten und hungernden Schildkrötenschlüpflingen aufzuzeichnen, die sich bei verschiedenen Inkubationstemperaturen entwickelt hatten und wir wiederholten diese Experimente im Jahr 2019. Das Offene- Feld bestand aus einem runden Behälter, der mit 3,5 cm hohem Wasser gefüllt war. Jedes Feld wurde in vier Quadranten und zwei Zonen (Innen-/Außenzone) unterteilt. Die Zeit, in der sich die Schildkröten aktiv bewegten, die gesamte Strecke, die sie dabei zurücklegten, sowie einige andere Parameter wurden aufgezeichnet und automatisch anhand der Videoaufzeichnungen aufsummiert und mit einer freiverfügbaren Bildanalyse-Software (ImageJ) ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass sowohl der Sättigungsgrad wie auch die Inkubationstemperatur signifikante Auswirkungen auf die zurückgelegte Wegstrecke und die Zeit, in der sie sich bewegten, sowie den Zeitraum, indem sie sich in der Außenzone aufhielten, hatten. Diese Ergebnisse deuten an, dass die Temperatur während der Embryogenese langanhaltende Auswirkungen auf die neuronalen Mechanismen hat, die dem Erkundungs- und allgemeinen Bewegungsverhalten bei diesen Schildkröten zugrunde liegen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun, dass die Inkubationstemperatur langanhaltende Auswirkungen auf Schlüpflinge bei Schildkröten hat, war auch schon vorher bekannt, denn die Temperatur wirkt sich ja bekanntlich auf den Stoffwechsel und den Dottervorrat im Darm, mit dem die Schlüpflinge schlüpfen, aus. Ja, sogar Größenunterschiede wurden für unterschiedliche Inkubationstemperaturen beschrieben. Zusammenfassend wurde hier beobachtet, dass kühler inkubierte Schlüpflinge erkundungs- und bewegungsfreudiger reagierten, genauso wie das für hungernde Schlüpflinge zu traf. Zumindest letzteres ist wohl sehr leicht zu interpretieren und alle diese Befunde waren durch die Abstammung also durch das Gelege oder individuelle mütterliche Vorgaben unbeeinflusst.

Galerien

 

Bilder und Links – Einleitungsbild und Komplettes Beitragsbild images/igallery/resized/101-200/Chelydra-serpentina-Hans-Juergen-Bidmon-01-199-1600-1000-80-wm-right_bottom-100-wasserzeichenpng.jpg Bildbeschreibung (Alternativer Text) Schnappschildkröte, Chelydra serpentina, – © Hans-Juergen-Bidmon