Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, Einjähriges Jungtier im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Gan - 2024 - 01

Gan, L., S. Zhang, R. Zeng, T. Shen, L. Tian, H. Yu, K. Hua & Y. Wang (2024): Impact of Personality Trait Interactions on Foraging and Growth in Native and Invasive Turtles. – Animals 14(15): 2240.

Auswirkungen von Persönlichkeitskombinationen auf die Nahrungssuche und das Wachstum bei einheimischen und invasiven Schildkröten.

DOI: 10.3390/ani14152240 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Persönlichkeiten der Tiere spielen eine entscheidende Rolle bei der Invasionsdynamik. Während des Invasionsprozesses variieren die Verhaltensstrategien der einheimischen Arten zwischen den Persönlichkeiten, so wie auch die invasiven Arten unterschiedliche Verhaltensstrategien in Bezug auf ihre Persönlichkeiten aufweisen. Die Auswirkungen der Wechselwirkungen zwischen einheimischen und invasiven Arten auf das Verhalten und das Wachstum werden jedoch nur selten dargestellt. Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) ist eine der schlimmsten invasiven Arten der Welt und bedroht die Ökologie und Fitness vieler Süßwasserschildkröten weltweit. Die Chinesische Sumpfschildkröte (Mauremys reevesii) ist eine der am stärksten durch T. scripta elegans bedrohten Süßwasserschildkröten in China. In dieser Studie untersuchten wir anhand von T. scripta elegans und M. reevesii, wie sich die Persönlichkeitskombinationen von einheimischen und invasiven Schildkröten auf die Futtersuchstrategie und das Wachstum beider Arten während des Invasionsprozesses auswirken würden. Wir fanden heraus, dass M. reevesii eine mutigere und erkundungsfreudigere Persönlichkeit aufweist als T. scripta elegans. Die Futtersuchstrategie von M. reevesii wurde hauptsächlich von der Persönlichkeit von T. scripta elegans beeinflusst, während die Futtersuchstrategie von T. scripta elegans sowohl von ihrer eigenen Persönlichkeit als auch von der Persönlichkeit (Verhalten) von M. reevesii beeinflusst wurde. Außerdem konnten wir nicht feststellen, dass das Zusammentreffen der Kombination dieser zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten das Wachstum von T. scripta elegans oder M. reevesii beeinflusst. Die Unterschiede in der Futtersuchstrategie könnten auf die Dominanz der invasiven Arten und die Unterschiede in der oberflächlichen Erkundung und der gründlichen Ausbeutung bei der Futtersuchstrategie im Zusammenhang mit den Persönlichkeiten zurückzuführen sein. Das Fehlen von Unterschieden im Wachstum könnte auf Kompromisse bei der Energieverteilung zwischen den Persönlichkeiten zurückzuführen sein oder durch die langsame Wachstumsrate der Schildkröten verdeckt werden. Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse die Mechanismen der Wechselwirkungen zwischen den Persönlichkeiten (Verhaltensweisen) und den kurzfristigen Futtersuchstrategien sowohl der einheimischen als auch der invasiven Arten während des Invasionsprozesses auf. Sie liefern empirische Belege für das Verständnis der Auswirkungen der Persönlichkeit auf die Invasionsdynamik, was für ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Persönlichkeit auf ökologische Interaktionen und die Invasionsbiologie von Nutzen ist.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Was hier etwas durcheinander zugehen scheint sind wohl die Begriffe artspezifische Verhaltensweise und Persönlichkeit, wobei ich letzteren Begriff eher für innerartliche Vergleiche nutzen würde. Denn allein der Hinweis auf die Dominanz der invasiven Art wirft Fragen auf. Was diese Arbeit aber zeigt ist wohl der Befund, dass in diesem untersuchten Lebensraum für beide Arten genug Nahrung vorhanden ist und dass die Konkurrenz, um geeignete Sonnenbadeplätze zur optimalen Regulation des Stoffwechsels keine Rolle zu spielen scheint, was dazu beitragen dürfte, dass die Wachstumsraten normal bleiben. Inwieweit sich langfristig ein möglicher Konkurrenzkampf um geeignete Nistplätze auswirken würde, bleibt abzuwarten.

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