Gallaway, T., R. N. Olsen & D. M. Mitchell (2010): The economics of global light pollution. – Ecological Economics 69(3): 658-665.
Die Ökonomie der globalen Lichtverschmutzung.
DOI: 10.1016/j.ecolecon.2009.10.003 ➚
Diese Arbeit repräsentiert eine der ersten Analysen der ökonomischen Faktoren, die sich aus einer globalen Lichtverschmutzung (Verschwendung) ergeben. Lichtverschmutzung bezieht sich im Allgemeinen auf den übermäßigen und unnötigen Gebrauch von künstlich erzeugtem Licht und einer schlechten Planung bei der Gestaltung von Lichtanlagen und Lampen. Lichtverschmutzung generiert erhebliche Kosten, die auch die negativen Auswirkungen für Wildtiere, die Gesundheitsversorgung, Astronomie und die damit verbundene Energieverschwendung mit einbeziehen, was sich allein für die USA pro Jahr auf annähernd 7 Milliarden Dollar beziffern lässt. Die derzeitigen wissenschaftlichen Modelle zur Erfassung der Lichtverschmutzung sind rein populationsbasiert. Die hier vorgelegte Arbeit benutzt eine weitreichende Datenerfassung unter Einbezug der ökonomischen Daten der Weltbank, um die ökonomischen Gründe und Auswirkungen für die globale Lichtverschmutzung zu quantifizieren. Fraktionale Logitmodelle zeigen, dass vergleichbar mit anderen Arten der Umweltverschmutzung, sowohl Populationen (Staatenbezogen) als auch GDP bedeutende, aber verschiedene Erklärungen dafür liefern.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Nun so mancher wird sich fragen, was das mit Schildkrötenschutz zu tun hat, aber natürlich gehören zu einer global umfassenden Betrachtungsweise auch die Kosten zur Lichtverschmutzung, die im Naturschutz aufgebracht werden müssen, damit sich Nistpopulationen von Meeresschildkröten wieder erholen, die in der Vergangenheit durch unangebrachte Strandbeleuchtungen für Touristen gefährdet wurden. Dass Licht nicht nur vor Gefahren bei Nacht schützt ist auch klar, denn wenn wir mit künstlicher Beleuchtung die Nacht zum Tage machen, stören wir unsere circadiane Rhythmik und unser endokrines System, was zu etlichen Gesundheitsproblemen führt, die jedem, der z. B. als Schichtarbeiter/in tätig ist, geläufig sein dürften. Auch diese Kosten gehen zum Teil mit in die Berechnung ein, genauso wie die Umweltkosten, die für die Bereitstellung der Energie zu Lichterzeugung anfallen, wozu Erdgas und Öl sowie Kohle und Kernenergie zählen. Da kann jeder für sich selbst entscheiden, wie er oder sie zur Lichtverschmutzung beitragen will, wobei man fast schon sagen muss, dass selbst wir als Terrarienbeleuchter etwas zu diesen lichtverschmutzungsbezogenen Umweltkosten beitragen dürften. Es hat eben alles seine zwei Seiten, und zu einer ehrlichen globalen Betrachtungsweise und Situationsanalyse gehört eben der Einbezug aller Faktoren. Insofern nützt es wenig, sich über desolate Zustände in Endlagern für Atommüll wie der Asse oder über durch den Braun- und Steinkohleabbau verunstaltete Landschaften aufzuregen, ohne sich auch selbst zu fragen, wie habe ich oder meine Gemeinde durch übermäßigen Energieverbrauch dazu beigetragen.