Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis – © José Erickson

Rivera - 2021 - 01

Rivera, C. J., S. K. Macey, M. E. Blair & E. J. Sterling (2021): Assessing Ecological and Social Dimensions of Success in a Community-based Sustainable Harvest Program. – Environmental Management 67(4): 731-746.

Bestimmung der ökologischen und sozialen Ausmaße für den Erfolg eines Lebensgemeinschaft-basierten nachhaltigen Nutzungsprogramms.

DOI: 10.1007/s00267-021-01425-6 ➚

Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis – © José Erickson
Terekay-Schienenschildkröte,
Podocnemis unifilis,
© José Erickson

Ein durch die Bevölkerung getragenes Managementprogramm (Community-based conservation and resource management; CBCRM) verfolgt meist zwei Ziele wie die Reduzierung der Armut und die Arterhaltung. Allerdings gute Überprüfungen des Erfolgs für solche CBCRM-Programme sind relativ selten. Diese Studie verwendete einen multidisziplinären Systemansatz um die ökologischen und die sozialen Erfolgsdimensionen für ein als international ausgewiesenes CBCRM-Programm zu überprüfen. Dieses Programm ist in einem der größten Schutzgebiete im peruanischen Amazonasgebiet (Pacaya-Samiria Nationalreservat) angesiedelt und bemüht sich um eine nachhaltige Nutzung sowie den Handel mit einer Schildkrötenart (Podocnemis unifilis). Wir nutzten eine gemischte Methodenanalyse die sowohl Interviews mit der Bevölkerung sowie die Modellierung für die Überlebensfähigkeit der Population einbezog, um damit drei Komponenten zu erfassen: 1. wie die lokale Bevölkerung die Veränderungen bei der gemanagten Population wahrnimmt im Vergleich zu den Veränderungen die sich bei ökologischen Analysen feststellen lassen; 2. die Erfassung der Indikatoren die von den Initiatoren solcher Programme zur Erfolgsbestimmung genutzt werden und zum dritten um die Einschränkungen zu erfassen die sich auf den Langzeiterfolg des Programms und die sozial-ökologische Systemnachhaltigkeit auswirken. Wir fanden, dass die Initiatoren des Programms einen Zuwachstrend bei der gemanagten Schildkrötenpopulation wahrnehmen, aber diese Wahrnehmung unterscheidet sich von unserem ökologischen Verständnis für das derzeitige Management des Systems. Die Überlebensfähigkeitsanalysen für die Population bei einem Geschlechterverhältnis von 1:1 legt nahe, dass die Populationsgröße zumindest unter zwei der drei Managementszenarien absinken wird (3 unterschiedliche Schildkrötenentnahmemengen). Bis heute leidet diese wie auch vergleichbare Studien unter dem Fehlen von Erkenntnissen zu den spezies- und ortsspezifischen Populationsparametern die es erlauben würden solche Systeme besser zu verstehen. Signifikante Schwachstellen existieren in Bezug auf die Beurteilung der Systemnachhaltigkeit, insbesondere durch den derzeitigen Rückgang bei der Nachfrage nach Ressourcen von außen. Die Identifizierung und Festlegung einer nachhaltigen artspezifischen Entnahmerate sowie die Entwicklung von lokalitätsbasierten, ökologischen und sozialen Indikatoren und die Fokussierung auf eine durch Daten gestützte adaptive Managementstrategie würden dabei helfen die Schlüsseleinflussfaktoren für zukünftige Managementmaßnahmen zu identifizieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit im Detail zu beurteilen fällt schwer, da wie die Autoren selbst feststellen viele Parameter zu der zu schützenden Schildkrötenpopulation noch unbekannt sind. Allerdings kann man sich schon fragen, ob die Initiierung solcher Programme lediglich einen positiven Imageeffekt erreichen soll, denn wenn man an echter Nachhaltigkeit interessiert wäre müssten doch zumindest, auch wenn man Zeit sparen wollte, begleitende Untersuchungen zur realistischen Evaluierung der Maßnahmen initiiert werden. Aber anscheinend scheinen viele solcher Bemühungen wie wir dies schon zur Genüge kennengelernt haben ihre langfristigen Erhaltungsziele zu verfehlen, weil man eben nicht zeitnah die notwendigen Parameter entsprechend untersucht hatte (siehe z. B. Bidmon, 2007). Ja, und man kann halt nicht immer darauf hoffen, dass langlebige Spezies sich sehr schnell an Umweltveränderungen und die Nutzung durch den Menschen anpassen können. Denn bislang gibt es nur wenige Beispiele die diesbezüglich optimistisch stimmen könnten (siehe Fordham et al., 2007). Sollten dann noch so nicht vorherzusehende Ereignisse eintreten wie sie von Spencer et al., (2018) beobachtet wurden, dann lässt sich wohl auch das beste Nachhaltigkeitsprogramm nicht mehr kontrollieren (siehe auch Spencer et al., 2017).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2007): Kommentar zu: Bertolero, A., D. Oro & A. Besnard (2007): Assessing the efficacy of reintroduction programmes by modelling adult survival: the example of Hermann's tortoise. – Animal Conservation 10(3): 360-368 oder Abstract-Archiv.

Fordham, D. A., A. Georges & B. W. Brook (2007): Demographic response of snake-necked turtles correlates with indigenous harvest and feral pig predation in tropical northern Australia. – Journal of Animal Ecology 76(6): 1231-1243 oder Abstract-Archiv.

Spencer, R. J., J. U. Van Dyke & M. B. Thompson (2017): Critically evaluating best management practices for preventing freshwater turtle extinctions. – Conservation Biology 31(6): 1340-1349 oder Abstract-Archiv.

Spencer, R.-J., J. Van Dyke, K. Petrov, B. Ferronato, F. McDougall, M. Austin, C. Keitel & A. Georges (2018): Profiling a possible rapid extinction event in a long-lived species. – Biological Conservation 221: 190-197 oder Abstract-Archiv.

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