Madagassische Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, – © Mario Brendgen

Mandimbihasina - 2009 - 01

Mandimbihasina, A. R., S. E. Engberg, G. D. Shore, E. Razafimahatratra, H. Tiandray, R. E. Lewis, R. A. Brenneman & E. E. Louis Jr. (2009): Characterization of 20 microsatellite markers in the plowshare tortoise, Astrochelys yniphora. – Conservation Genetics 10(4): 1085-1088.

Charakterisierung von 20 Mikrosatellitenmarkern bei der Schnabelbrustschildkröte Astrochelys yniphora.

DOI: 10.1007/s10592-008-9715-x ➚

Madagassische Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, – © Hilmar Hufer
Madagassische Schnabelbrustschildkröte,
Astrochelys yniphora,
© Hilmar Hufer

Die Madagassische Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, oder Angonoka ist eine der Landschildkröten Madagaskars, die in der Umgebung des Baly Bay Bambusbuschland im nordwestlichen Madagaskar lebt. Die größten Gefährdungen für diese Art liegen im Absammeln durch Wilderer, die die Tiere für den internationalen Tierhandel sammeln, und darin, dass ihr Habitat zunehmend zerstückelt (fragmentiert) wird. Die Anzahl der noch wild lebenden Angonoka wird auf etwa 400 geschätzt. Aus der genomischen DNS von Individuen aus Andrafiafaly im Baly Bay National Park, Madagaskar isolierten wir zwanzig polymorphe nukleäre Mikrosatelliten-Loci (Marker). Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden zukünftig helfen, die Sozialstruktur und die Populationsdynamik dieser Schildkrötenspezies zu analysieren und sie werden dazu dienen, beschlagnahmte Individuen aus dem illegalen Tierhandel zu identifizieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

So unspektakulär diese Arbeit auch daher kommen mag, sie ist wichtig und war wohl auch seit langem überfällig, denn damit lassen sich beschlagnahmte oder auch erst kürzlich als angebliche Gefangenschaftsnachzuchten ausgegebene Individuen eindeutig überprüfen und zuordnen. Das ist wohl auch sinnvoll, denn erst vor kurzem sind wieder Nachzuchten, die für die Auswilderung vorgesehen waren, aus dem Eingewöhnungsgehege geraubt worden, und auch in Europa gab es noch in diesem Frühjahr (2009) dubiose Angebote zu äußerst niedrigen Preisen. Ob die „Händler“ schon ahnten, dass es eng wird, Exemplare ohne Papiere noch in der Hoffnung los zu werden, dass jemand zugreift, der sie als angebliche Nachzuchten legalisiert, bevor die genetischen Daten verfügbar werden, bleibt offen. Da die Anzahl der noch wild lebenden Individuen gering ist und die Tiere aus offiziellen Nachzuchtprogrammen sowieso genetisch erfasst sind, dürfte es zukünftig anhand dieser Daten eine Kleinigkeit sein, das molekularbiologische Markerprofil einer abgenommen Speichelprobe mit den vorhandenen Daten abzugleichen. So etwas kann man heute online weltweit und zeitnah realisieren. Ganz sicher ein brauchbares Werkzeug für die moderne forensische Herpetologie zur Identifikation von illegal gehandelten Exemplaren. Ob dies allerdings bei den derzeitigen politischen Verhältnissen in Madagaskar dazu beitragen kann, die Habitatfragmentierung und Zerstörung zu stoppen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Gründung von Metapopulationen zur Bestandsabsicherung wurde ja schon vorgeschlagen (siehe Pedrono et al. 2004). Ob unter Anbetracht der derzeitigen politischen Lage nicht auch die Gründung solcher Metapopulationen außerhalb Madagaskars ernsthaft in Erwägung zu ziehen wäre, sollte zumindest in den entsprechenden Gremien international und offiziell zur Diskussion gestellt werden. Denn welchen Sinn ergibt es, wenn in ein paar Jahren die letzten Überlebenden dieser Spezies in vielleicht illegalen weltweit verstreuten Tierhaltungen einiger Sammler/innen existieren? Oder sind Sie der Meinung, dass sich bei der derzeitigen globalen Struktur- und Finanzkrise und der Ernährungs- und Überlebenssituation der ärmsten Länder auf diesem Planeten wirklich zeitnah soweit verbessern ließe, dass der Schutz und das Überleben solcher Arten vor Ort zu gewährleisten wäre? Ähnliche Diskussion wären nicht nur bezogen auf Madagaskar erforderlich, denn auch andere Staaten mit Vorkommen seltener Arten (z. B. G. platynota) wie Myanmar (Burma) sind katastrophengeschüttelt und politisch so unkalkulierbar, dass auch hier selbst westliche Hilfsangebote zum Naturschutz eher den politischen Eiszeiten zum Opfer fallen, als wirklich zu einer Verbesserung beitragen könnten.

Literatur

Pedrono, M., L. L. Smith, J. Clobert, M. Massot & F. Sarrazin (2004): Wild-captive metapopulation viability analysis. – Biological Conservation 119(4): 463-473 oder Abstract-Archiv.

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