Hispaniola-Schmuckschildkröte, Trachemys decorata, – © Paul Jeffey-Mackenzy, Caribaea Initiative
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Paul - 2023 - 01

Paul, J. M., L. J. Saint-Louis & F. Cezilly (2023): Commercialization, Voodoo Ritual, and Use of the Endangered Hispaniolan Slider, Trachemys decorata, in Haiti: Implications for Conservation. – Chelonian Conservation and Biology 22(1): 68-79.

Die Kommerzialisierung, Voodoo-Rituale und die Nutzung der gefährdeten Hispaniola-Schmuckschildkröte, Trachemys decorata in Haiti: Auswirkungen auf deren Erhaltung.

DOI: 10.2744/CCB-1558.1 ➚

Hispaniola-Schmuckschildkröte, Trachemys decorata, – © Paul Jeffey-Mackenzy
Hispaniola-Schmuckschildkröte,
Trachemys decorata,
© Paul Jeffey-Mackenzy

Die Hispaniola-Schmuckschildkröte, Trachemys decorata (Barbour & Carr 1940) ist eine gefährdete Süßwasserschildkröte, die im Fokus der Arterhaltung steht und die endemisch auf der Insel Hispaniola beheimatet ist. Diese Art wird derzeit bedroht durch Habitatzerstörung, durch Hybridisierung mit invasiven Spezies sowie durch das kommerzielle Absammeln. Allerdings, der Nutzung der Hispanola-Schmuckschildkröte als Nahrung für die menschliche Bevölkerung wurde bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Während des Winters 2017-2018 führten wir eine erste Erhebung durch, um die kommerzielle Nutzung dieser Süßwasserschildkröte in Trou Caïman einem der Hauptfeuchtgebiete in Haiti zu untersuchen. Dazu interviewten wir 72 Personen die die lokale Bevölkerung repräsentieren. Der größte Verbrauch an Süßwasserschildkröten durch die lokale Bevölkerung, die um diesen See angesiedelt ist, bezog sich auf die klassische, bekannte Nutzung zur Ernährung mit Fleisch, zur Herstellung von Schmuck oder für den Heimtierhandel, aber es gab auch eine eher außergewöhnliche Nutzungskomponente, wie zur Sauberhaltung von selbst gegrabenen Quellen, oder für Voodoo-Rituale oder die traditionelle Volksmedizin. Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist den Soziokulturellen-Kontext mitzuberücksichtigen, wenn es darum geht effektive Arterhaltungspläne für T. decorata auf Haiti zu implementieren. Insbesondere diskutieren wir dabei das Pro und Kontra für den Aufbau von Schildkrötenfarmen, möglicherweise im Zusammenhang mit Reisanbauaquakultur als eine mögliche Lösung diese Art zu erhalten und damit T. decorata eine Zukunft zu bieten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit zeigt wieder einmal wie schwierig es sein kann in einem der ärmsten und katastrophengeplagten Ländern der Welt Arterhaltung zu betreiben, denn wem will man hier in der Lokalbevölkerung die Nutzung dieser Schildkröten zumindest zur Ernährung verbieten. Auch die Nutzung zur Säuberung der lokal angelegten Quellen für die Wasserversorgung erscheint interessant, denn Schildkröten können schon in einem durchaus signifikanten Ausmaß Mücken- und andere sich im Wasser entwickelnde Parasiten und Algen kontrollieren (Marten, 2007). Ja, und die Idee diese Schildkröten in Reisaquakultur zu halten und zu züchten könnte durchaus eine längerfristige Alternative darstellen, zumal diesbezüglich für andere Schildkrötenarten insbesondere in Südostasien und China Erfahrungen gesammelt wurden. Sicher mag man sich Gedanken darübermachen, ob das nicht noch mehr Probleme im Hinblick auf Hybridisierung oder andere Veränderungen für diese Spezies mitbringen mag. Aber ich denke, ob die Erhaltung in der Heimtier- oder Zoohaltung die Art schützen würde, bleibt auch fraglich, zumal diese ja auch aufgrund der Prioritätenlisten erst zum Tragen kommt, wenn die Wildbestände meistens fast schon ganz verschwunden sind (siehe auch Lopez-Luna et al., 2018; Luiselli et al., (2024) etc. und die dortigen Kommentare).

Literatur

López-Luna, M. A., F. G. Cupul-Magaña, A. H. Escobedo-Galván, A. J. González-Hernández, E. Centenero-Alcalá, J. A. Rangel-Mendoza, M. M. Ramírez-Ramírez & E. Cazares-Hernández (2018): A Distinctive New Species of Mud Turtle from Western Mexico. – Chelonian Conservation and Biology 17(1): 2-13 oder Abstract-Archiv.

Luiselli, L., O. Le Duc, T. P. Van, T. N. Xuan,Mp. B. Dang, G. Kuchling, B. Leprince, H.-T. Shi, L. Mccaskill & P. Giovacchini (2024): A threat analysis for the world's most threatened turtle (Rafetus swinhoei). – Journal for Nature Conservation 78(1): 126577 oder Abstract-Archiv.

Marten, G. G. (2007): Turtles. – Journal of the American Mosquito Control Association 23(2): 221-224 oder Abstract-Archiv.

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