Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, ein nistendes Weibchen – © Camila R. Ferrara
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Da Silva - 2025 - 01

da Silva, I. B., C. Kurzmann Fagundes, G. L. de Oliveira, G. S. Ribeiro Gonçalves, D. de Paiva Silva & G. F. Maschio (2025): Drifting survival: Impacts of climate change on the distribution of continental chelonians in the Amazon. – Journal for Nature Conservation 84(5): 126850.

Driftendes Überleben: Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von kontinentalen Schildkröten im Amazonasgebiet.

DOI: 10.1016/j.jnc.2025.126850 ➚

Rotkopf-Schienenschildkröte, Podocnemis erythrocephala, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotkopf-Schienenschildkröte,
Podocnemis erythrocephala,
© Hans-Jürgen Bidmon

Um die Folgen des Klimawandels für die biologische Vielfalt zu verstehen, müssen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verteilung der Arten bewertet werden. Wir haben Artenverbreitungsmodelle (SDMs) eingesetzt, um zu beurteilen, wie der Klimawandel sich darauf auswirkt, wo diese Arten überleben können, indem wir CC-Szenarien für den Amazonas und aktuelle Daten über die Verbreitung von Schildkröten verwendeten. Aktuelle Prognosen deuten auf signifikante Veränderungen der Flusshydrologie im Amazonasgebiet aufgrund des Klimawandels hin, die sich auf Abflussmuster, Niederschlag, Ausmaß und Intensität von Überschwemmungen über die Jahreszeiten hinweg auswirken. In diesem Zusammenhang werden sich die veränderten hydrologischen Muster in den Wasserläufen des Amazonas erheblich auf die Schildkröten auswirken. Diese Veränderungen sind für die Nist- und Ernährungsgewohnheiten der Schildkröten von entscheidender Bedeutung, da sie für diese Aktivitäten auf Flusspegel und Hochwasserperioden angewiesen sind. In Anbetracht dieser Szenarien zeigen unsere Ergebnisse, dass die überwiegende Mehrheit der untersuchten Arten ausgedehnte Gebiete verloren haben, die ökologisch für ihr Vorkommen geeignet sind. Am stärksten betroffen sind Mesoclemmys nasuta mit einem Verlust des Verbreitungsgebiets von bis zu 98,93 %, Phrynops tuberosus mit einem Verlust des Verbreitungsgebiets von bis zu 97,87 %, Podocnemis erythrocephala mit einem Verlust des Verbreitungsgebiets von bis zu 66,26 %, Mesoclemmys raniceps mit einem Verlust des Verbreitungsgebiets von bis zu 63,46 % und Chelonoidis denticulatus mit einem Verlust des Verbreitungsgebiets von bis zu 61,62 % im pessimistischeren Szenario. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit mittel- und langfristiger staatlicher Abhilfemaßnahmen auf verschiedenen Ebenen, die unerlässlich sind, um die Auswirkungen der unvermeidlichen Klimaveränderungen auf die Schildkröten zu verringern und damit das mögliche Aussterben dieser Arten im Amazonasgebiet zu verhindern.

Gewöhnliche Froschkopf-Schildkröte, Mesoclemmys nasuta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Gewöhnliche Froschkopf-Schildkröte,
Mesoclemmys nasuta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher sind von diesen Veränderungen nicht nur Schildkröten betroffen. Zudem beziehen sich diese modellierten Prognosen nur auf die vom Klimawandel verursachten und zu erwartenden Veränderungen, denn wir müssen natürlich auch die Habitatverluste durch Urwaldrodungen, die eigentlich die Auswirkungen des Wandels noch verstärken, berücksichtigen. Insofern zeigt die Studie eigentlich, wie viel an Lebensraum jetzt schon für die jeweiligen Arten verloren gegangen ist. Ja und es wird ja weitergehen mit dem Klimawandel (Bevacqua et al., 2025) auch in Europa (Blattner et al. (2025) und den Biodiversitätsverlusten oder glaubt zurzeit bei der weltpolitischen Lage jemand daran, dass bei der aktuellen Fortsetzungsrunde der Weltnaturkonfernz in Rom ein praktikabler Kompromiss gefunden wird. Wobei dort ja auch wahrscheinlich nur über finanzielle Ausgleichsmaßnahmen beraten wird, nicht aber um erfolgversprechend umsetzbare Schutzmaßnahmen. Sicher hat man sich hier darauf auch geeinigt bis 2030 30 % der Fläche als geschützt zu planen, aber dazu gibt es zunehmend auch widersprüchliche Angaben zur Umsetzung und Nutzen gibt (Siehe dazu auch Geldmann et al, (2025), Pinsky et al., (2025) sowie Murali et al. (2023) und Urban (2024) und die dortigen Kommentare. Ja, und letztendlich zeigen uns ja wieder vergangene wie auch die jüngst erfolgten politischen Machtwechsel wohin die Reise geht (Amaral, et al., 2025; Balmford et al., 2025; Sills, 2025; Voosen, 2025).

Literatur

Amaral, S., J. P. Metzger, M. Rosa, B. Vargas Adorno, G. Crivellaro Gonçalves & L. F. G. Pinto (2025): Alarming patterns of mature forest loss in the Brazilian Atlantic Forest. – Nature Sustainability; DOI: 10.1038/s41893-025-01508-w ➚.

Balmford, A., T. S. Ball, B. Balmford, I. J. Bateman, G. Buchanan, G. Cerullo, F. d'Albertas, A. Eyres, B. Filewod, B. Fisher, J. M. H. Green, K. S. Hemes, J. Holland, M. S. Lam, R. Naidoo, A. Pfaff, T. H. Ricketts, F. Sanderson, T. D. Searchinger, B. B. N. Strassburg, T. Swinfield & D. R. Williams (2025): Time to fix the biodiversity leak. – Science 387(6735): 720-722; DOI: 10.1126/science.adv8264 ➚.

Bevacqua, E., C.-F. Schleussner & J. Zscheischler (2025): A year above 1.5 °C signals that Earth is most probably within the 20-year period that will reach the Paris Agreement limit. – Nature Climate Change; DOI: 10.1038/s41558-025-02246-9 ➚.

Blattner, C. E., R. Finger & K. Ingold (2025): Why farmers are taking their government to court over climate change. – Nature 637(8048): 1050-1052; DOI: 10.1038/d41586-025-00222-z ➚.

Geldmann, J., J. P. G.  Jones, H. Wauchope & P. J. Ferraro (2025): Causal claims, causal assumptions and protected area impact. – Nature 638: E40-E41; DOI: 10.1038/s41586-024-08512-8 ➚.

Murali, G., T. Iwamura, S. Meiri & U.Roll (2023): Future temperature extremes threaten land vertebrates. – Nature 615(7952): 461-467 oder Abstract-Archiv.

Pinsky, M. L., H. Hillebrand, J. M. Chase, L. H. Antão, M. R. Hirt, U. Brose, M. T. Burrows, B. Gauzens, B. Rosenbaum & S. A. Blowes (2025): Warming and cooling catalyse widespread temporal turnover in biodiversity. – Nature 638(8052): 995-999; DOI: 10.1038/s41586-024-08456-z ➚.

Sills, J. (2025): Stop regression of EU conservation laws. – Science 387(6737): 935-936; DOI: 10.1126/science.adu1943 ➚.

Urban, M. C. (2024): Climate change extinctions. – Science 386(6726): 1123-1128 oder Abstract-Archiv.

Voosen, P. (2025): NASA cuts off international climate science support: U.N. panel meets for first time without U.S. leadership. – Science 387(6737): 915; DOI: 10.1126/science.adx0330 ➚.

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