Cummings, K. L., J. E. Lovich, S. R. Puffer, S. Greely, C. D. Otahal & J. Gannon (2022): Injuries and Abnormalities of the Southwestern Pond Turtle (Actinemys pallida) in the Mojave River of California. – Western North American Naturalist 82(4): 719-733.
Verletzungen und Abnormalitäten bei der südwestlichen Sumpfschildkröte (Actinemys pallida) im Mojavefluss in Kalifornien.
Bei der südwestlichen Sumpfschildkröte (Actinemys pallida) handelt es sich um eine semiaquatische Schildkröte, die sich auch zeitweise an Land aufhält wie z. b. zum Sonnenbaden, zur Eiablage und bei Überlandwanderungen, wobei sie auch an Land überwintert. Die Nutzung von aquatischen und terrestrischen Lokalitäten setzt diese semiaquatischen Schildkröten einem erhöhten Risiko für Verletzungen oder gar dem Tod aus wie bei Überflutungen, Beutegreiferattacken sowie anderen umweltbedingten Gefahren wie zB. Von Menschen verursachten Unfällen mit Fahrzeugen oder Booten. Wir sammelten Daten über das Spektrum der Verletzungen und der morphologischen Anomalien bei den adulten Schildkröten an drei Untersuchungsorten entlang des Mojavefluss im San Bernadino County in Kalifornien: eine Lokalität lag in der oberen Flusshälfte (UHMRS) und 2 Lokalitäten lagen jeweils entlang der unteren Flusshälfte (LHMRS). Die Untersuchungen wurden zu den Hauptaktivitätszeiten der Schildkröten zwischen Mai und Oktober 1998-1999 und wiederholtermaßen von April bis September 2016-2019 durchgeführt. Insgesamt wurden 84 A. pallida innerhalb aller 3 Lokalitäten und in allen Jahren gefangen. Siebzehn Prozent (n = 8) der Schildkröten, die im UHMRS gefangen wurden zeigten Abnormalitäten wobei es sich natürliche Abweichungen in Bezug auf die Panzerform und der Knochenmorphologie handelte. Verletzungen durch Kräfteeinwirkungen auf den Panzer fanden sich bei 68 % (n = 26) der gefangenen Schildkröten in beiden Lokalitäten der LHMRS sowie bei 78 % (n = 36) der Schildkröten, die in der UHMRS gefangen wurden. Insgesamt wiesen 74 % (n = 62) aller Schildkröten, die in allen drei Lokalitäten gefangen worden waren Verletzungen auf. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Verletzungsraten zwischen den beiden LHMRS – Lokalitäten oder im Vergleich mit der UHMRS. Die mittlere Carapaxlänge zeigte ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen verletzten und unverletzten Individuen für die gleichen Lokalitäten. Verletzungen fanden sich bei der Mehrheit aller gefangenen Schildkröten in allen Lokalitäten was ein Indikator für das Ausmaß der Gefährdungen sein kann, denen diese Schildkröten ausgesetzt sind.
Kommentar von H.-J. Bidmon
In Bezug auf die Verletzungsrate lässt sich wenig sagen, aber die Rate der Anomalien in der UHMRS lässt darauf schließen, dass es dort zu einer genetisch bedingten Vererbung solcher Anomalitäten gekommen sein könnte, so dass es sich dabei um eine abgespaltene Fragmentpopulation mit reduziertem Genfluss handeln könnte wie dies auch schon anderen Orts beobachtet wurde (siehe Ennen et al., 2019; Horvath et al., 2021; Velo-Anton et al., 2012; und Fernández & Rivera, 2004.
Literatur
Ennen, J. R., M. L. Hoffacker, W. Selman, C. Murray, J. Godwin, R. A. Brown & M. Agha (2019): The Effect of Environmental Conditions on Body Size and Shape of a Freshwater Vertebrate. – Copeia 107(3): 550-559 oder Abstract-Archiv.
Fernández, C. A. & A. C. Rivera (2004): Asymmetries and accessory scutes in Emys orbicularis from Northwest Spain. – Biologia 59(14): 85-88 oder Abstract-Archiv.
Horváth, E., S. Danko, P. Havaš, M. Schindler, M. Šebela, B. Halpern, B. Csibrány, B. Farkas, P. Kaňuch & M. Uhrin (2021): Variation in shell morphology of the European pond turtle, Emys orbicularis, in fragmented central European populations. – Biological Journal of the Linnean Society 132(1): 134-147 oder Abstract-Archiv.
Velo-Anton, G., C. G. Becker & A. Cordero-Rivera (2012): Turtle Carapace Anomalies: The Roles of Genetic Diversity and Environment. – PLoS One 6(4): e18714 oder Abstract-Archiv.
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Actinemys pallida – Kalifornische Sumpfschildkröte