Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon

Wyneken - 2020 - 01

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Wyneken, J. & M. Salmon (2020): Linking Ecology, Morphology and Behavior to Conservation: Lessons Learned From Studies of Sea Turtles. – Integrative and Comparative Biology 60(2): 440-455.

Die Verbindung von Ökologie, Morphologie und Verhalten mit der Erhaltungsbiologie: Lektionen die uns die Studien an Meeresschildkröten lehren.

DOI: 10.1093/icb/icaa044 ➚

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hier beschreiben wir Beispiele aus Studien die Beiträge zum besseren Verständnis der Grundlagen zur Biologie bedrohter Meeresschildkröten lieferten wie auch solche die Informationen zu deren Management aufzeigten. Zu den Schlüsselelementen zählt zuallererst die korrekte Identifikation der jeweiligen Art, wobei die Jungschildkröten zudem sehr unterschiedliche morphologische Unterschiede in den verschiedenen Lebensstadien aufweisen, da sie mit zunehmenden Wachstum ihre Größe um mehrere Größenordnungen hinweg verändern was auch mit Körperformveränderungen einhergeht. Wir liefern eine umfassende, vergleichende Übersicht über Feldstudien, die die Notwendigkeit von Managementmaßnahmen darlegen welche zur Korrektur von unnormalen Verschiebungen bei den Geschlechterverhältnissen führen die durch den Klimawandel verursacht werden. Wir beleuchten den Fakt, dass man diese Störungen so klar beschreiben muss, dass sie für die Verantwortungsträger von Managementmaßnahmen und Verfassern von Erhaltungsrichtlinien verständlich und nachvollziehbar werden. Zum Schluss liefern wir eine Übersicht über etliche Grundlagenstudien die unser Verständnis darüber verbessern wie die Selektion die Morphologie und die funktionellen Überlebenseigenschaften der Arten beeinflusst hat und wir beschreiben wie dieses Wissen für praktische Anwendungen genutzt werden kann die notwendig für die Bestandserholungen der jeweiligen Spezies sind.

Echte Karettschildkröte, Eretmochelys imbricata, – © Enrico Marcovaldi
Echte Karettschildkröte,
Eretmochelys imbricata,
© Enrico Marcovaldi

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Übersichtsarbeit adressiert zuallererst die Artbestimmung mit Verweisen wie schwierig dies für den Anfänger sein kann, da sich etliche der Farbmuster mit dem Alter verändern und selbst bei in der Nacht ablegenden Weibchen mit trockenen Carapax kann sich die Färbung von nassen Exemplaren unterscheiden, dass es zu Verwechslungen kommen kann, wenn man nicht auf die anderen Detailunterschiede achtet. Im Anschluss wird auf die tolerierbaren Inkubationstemperaturen für die einzelnen Spezies eingegangen und die möglichen Auswirkungen des Klimawandels. Dabei wird auch auf die Literatur über abnormale Entwicklungen die durch zu warme Inkubation verursacht werden eingegangen und einige beispielhafte Abbildungen dazu gezeigt. Ebenso werden Augendefekte sowie Auswirkungen auf die Dottersackreserven diskutiert und mögliche molekulare Grundlagen angeführt. Im Anschluss werden die Auswirkungen der Temperatur auf die Überlebensraten der Schlüpflinge angesprochen und es werden die Methoden zur Geschlechtsbestimmung bei den Schlüpflingen eingehend abgehandelt (Viele der dort zitierten Arbeiten aus den letzten Jahren finden sie auch schon im Chelonia-Science-Archiv). Es folgt eine Beschreibung der visuellen Fähigkeiten die bei der Orientierung hin zum Meer genutzt werden und die damit einhergehenden Verhaltensweisen, einschließlich einer Beschreibung der Unterschiede für Signalwahrnehmung über Rezeptoren (Rezeption) und Perzeption also das prozessieren der wahrgenommen Signale im Zentralnervensystem und die Übersetzung in entsprechende Verhaltensweisen (siehe dazu auch den Kommentar zu Burns et al., 2020 und die dort zitierte Literatur). Im Folgenden werden dann die Auswirkungen der sogenannten Lichtverschmutzung (Photopollution) und die Beifangproblematik beim Fischfang diskutiert und abschließend schließt sich ein Kapitel an, welches ökologische Stressfaktoren, Wachstumsverläufe und den Schutz vor Beutegreifern adressiert. Sicherlich eine interessante und gute Zusammenstellung sowie Interpretation der bislang vorhanden Datenlage, die zwar hier die besonderen Aspekte für Meeresschildkröten adressiert, dabei aber auch durchaus genügend allgemeinere Aspekte anspricht die es auch bei Süßwasser- bzw. Landschildkrötenpopulationen zu beachten gäbe.

Literatur

Burns, T. J., R. R. Thomson, R. A. McLaren, J. Rawlinson, E. McMillan, H. Davidson & M. Kennedy (2020): Buried treasure – marine turtles do not ‘disguise’ or ‘camouflage’ their nests but avoid them and create a decoy trail. – Royal Society Open Science 7(5): 200327 oder Abstract-Archiv.

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