Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, auf Grenada nistend – © Kate Charles, Ocean Spirits Inc.

Troëng - 2004 - 01

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Troëng, S., D. Chacón & B. Dick (2004): Possible decline in leatherback turtle Dermochelys coriacea nesting along the coast of Caribbean Central America. – Oryx 38(4): 395-403.

Ein möglicher Rückgang der Lederschildkröten Dermochelys coriacea, die entlang der Küste des karibischen Zentralamerikas nisten.

DOI: 10.1017/S0030605304000766 ➚

Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, – © Jeanette Wyneken
Lederschildkröte,
Dermochelys coriacea,
© Jeanette Wyneken

Die Anzahl nistender Lederschildkröten, Dermochelys coriacea ist entlang der Pazifikküste stark rückgängig, so dass die Art heute als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft wird. Allerdings haben auch die atlantischen Populationen einen wichtigen Stellenwert zur Erhaltung der Art. Deshalb führten wir eine Untersuchung durch, um Größe und Trends in der Nistaktivität der Population zu quantifizieren, die sich an den karibischen Niststränden der Lederschildkröte vor Costa Rica und Panama einfinden. Die Wiederfindungsrate bei markierten nistenden Tieren zeigt, dass sie sich nach der Eiablage über die gesamte Karibik, den Golf von Mexiko und im Nordatlantik verteilen. Areal- und Markierungsuntersuchungen ergaben etwa 5.759-12.893 Nester pro Jahr, die zwischen dem San Juan Fluss und dem Chiriqui-Strand angelegt werden. Damit stellt dieses Gebiet den weltweit viertgrößten Eiablageplatz für diese Art. Die Langzeitüberwachungsergebnisse von 3 Stränden (Tortuguero, Pacuare und Gandoca) innerhalb des Gebiets wurden dazu benutzt, temporäre Trends in der Nistaktivität unter Anwendung einer nicht-parametrischen Regression zu erkennen. Die Nistaktivität nahm geringfügig von 1995-2003 ab, allerdings kann dieses Ergebnis auch ein Artefakt sein, bedingt durch natürliche, jährliche Schwankungen in der Nestanzahl. Erklärungen dafür, warum in den letzten 15 Jahren die pazifische Population einen schnellen Rückgang im Gegensatz zum langsamen Rückgang oder gar stabilen Populationen in der Karibik beinhalten, sind: 1. dass die Schlupfrate in der Karibik aufgrund der auf eine größere Fläche verteilten Nester höher liegt; 2. dass die Zahl von in Fischernetzen verendeter Schildkröten im Pazfik höher liegt und 3. dass es im Atlantik eine geringere Überlappung der Fischfanggründe mit den Habitaten der Lederschildkröten gibt. Die quantitative Erfassung von durch den Menschen verursachten Mortalitätsraten für alle Entwicklungsstadien sowie Erkenntnisse zu den marinen Habitaten der Lederschildkröten im Atlantik sind erforderlich zur Entwicklung und Implementierung wirksamer Strategien zur Reduzierung von Gefährdungen zur Vermeidung einer Wiederholung des Rückgangs, wie er bei den pazifischen Populationen auftrat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Endlich auch mal ein guter, vorausschauender Ansatz, Forschungsarbeit zur Arterhaltung dann einzuleiten, wenn noch kein kritischer Zustand eingetreten ist. Es dürfte interessant sein, einmal auf lange Sicht zu beobachten, was daraus wird. Ich für meinen Teil würde eine unterstützende Finanzierung lieber diesem Projekt zukommen lassen, als jenen, wo die Chancen sowieso schon gegen Null tendieren.

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