Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Ruete - 2015 - 01

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Ruete, A. & G. C. Leynaud (2015): Identification of limiting climatic and geographical variables for the distribution of the tortoise Chelonoidis chilensis (Testudinidae): a baseline for conservation actions. – PeerJ 3(8): e1298.

Die Identifizierung der begrenzenden Faktoren und der geographischen Parameter für die Verbreitungsvoraussetzungen für die Landschildkröte Chelonoidis chilensis (Testudinidae): Eine Grundvoraussetzung für Erhaltungsmaßnahmen.

DOI: 10.7717/peerj.1298 ➚

Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Argentinische Landschildkröte,
Chelonoidis chilensis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hintergrund
Wie auch für andere Landschildkrötenarten zutreffend so ist auch die einstmals weitverbreitete Chaco-Schildkröte (Argentinische Landschildkröte) Chelonoidis chilensis (Testudinidae) innerhalb ihres gesamten Verbreitungsgebiets (Argentinien, Bolivien und Paraquay) als konstant bedroht einzustufen. Obwohl es initiale qualitative Beschreibungen der Art und zusätzliche Einzelberichte über neue Vorkommenslokalitäten für die Art gab, gibt es derzeit keine Beschreibung über die Verbreitung der Art aus probabilistischer Sicht (wahrscheinlicher Gesamtverbreitung). Mit dieser Arbeit verfolgen wir das Ziel eine aktuelle und ergänzte Verbreitungskarte für C. chilensis zu erstellen, die als Grundlage für deren Management dienen soll und helfen soll eine gezielte Strategie zur Erhaltungsplannung zu ermöglichen.

Methoden
Wir nutzten ein räumlich ausgeweitetes logistisches Regressionsmodell innerhalb der Bayesian-Rahmenbedingungen, das die Ungewissheit in Bezug auf das Vorkommen der Art mit einbezieht. Wir generierten damit so genannte Pseudo-Abwesenheitsdaten (also Daten für das nicht Vorhandensein der Art) anhand der Parameterabschätzung. Wir verglichen dann die Ergebnisse mit den Daten aus Berichten für das „Nationale Netzwerk von geschützten Gebieten“ um zu erfassen, ob die Spezies in diese Schutzareal-bezogenen Erhaltungsstrategien eingeschlossen ist.

Ergebnisse
Wir erhielten Landkarten auf denen die Vorhersagbarkeit für das Vorhandensein der Art eingezeichnet war und wir berücksichtigten die Regionen, in denen das Modell auf Unsicherheiten in Bezug zur räumlichen Ebene verwies. Unter diesen Voraussetzungen deutet das Modell an, dass potentiell brauchbare Habitate für die Art noch in einer zusammenhängenden Weise in Argentinien, West-Paraguay und Südbolivien in ausreichender Menge vorhanden sind. Als Hauptbegrenzungsparameter erwiesen sich dabei temperaturabhängige Parameter sowie die Niederschlagsmenge während der Reproduktionszeit.

Diskussion
Unter Berücksichtigung der alarmierend niedrigen Dichte und Flächendeckung der Schutzregionen innerhalb des Gesamtverbreitungsgebiets für C. chilensis liefert die von uns erstellte Verbreitungsgebietskarte eine wichtige Grundlage für ein zielführendes, strategisches Erhaltungsmanagement, das effektiver für diese und andere assoziierte Spezies sein kann.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Solche Modelle liefern zwar zum Teil interessante Daten, allerdings denke ich nicht, dass man bislang die ökologischen Ansprüche dieser Art so gut kennt als dass man damit wirklich optimale Lebensräume stichhaltig ermitteln könnte. Da die Art auch Gebiete mit sehr unterschiedlichen und nicht nur saisonal sondern auch über Jahre gesehen sehr stark schwankenden Regenmengen besiedelt und wohl auch entsprechende Anpassungsleistungen zeigen dürfte, halte ich es für unzureichend sich nur auf solche Modelle zu stützen, ohne wirklich vor Ort zu recherchieren. Allerdings – und das mag zynisch klingen – dürften solche Prognosemodelle sowieso wenig Nutzen bringen, da in dem Verbreitungsgebiet die Rodung neuer Trockenwald bzw. Buschgebiete für die Fleischviehhaltung in für uns Europäer unvorstellbaren Größenordnungen voranschreitet, ohne dass es wirklich zu wesentlichen Beschränkungen kommt. Damit dürften die vielleicht verbleibenden stark fragmentierten „Schutzzönchen“ vielleicht letzte Rückzugsgebiete darstellen, die aber zu klein sein dürften, um bei diesen rauhen und unvorhersagbar schwankenden Umweltbedingungen ein Überleben dieser wahrscheinlich sogar in dieser Umwelt von Natur aus wenig dichten Populationen auf Dauer zu gewährleisten.

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