Tabascoschildkröte, Dermatemys mawii, – © Yanel Tovar de la Cruz

Rangel-Mendoza - 2018 - 01

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Rangel-Mendoza, J., J. Hernández-García, C. A. Álvarez-González, R. Guerrero-Zárate, C. E. Zenteno-Ruiz & M. A. López-Luna (2018): Digestive proteases and in vitro protein digestibility of feed ingredients for the Central American river turtle, Dermatemys mawii. – Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition 102(4): 1102-1110.

Die Verdauungsproteasen und die in vitro Proteinverdauung von Nahrungsbestandteilen bei der Zentralamerikanischen Flussschildkröte, Dermatemys mawii.

DOI: 10.1111/jpn.12889 ➚

Tabascoschildkröte, Dermatemys mawii, – © Mariana Yanel Tovar de la Cruz
Tabascoschildkröte,
Dermatemys mawii,
© Mariana Yanel Tovar de la Cruz

Hier erfolgte die funktionelle Charakterisierung der Verdauungsproteasen (Enzyme die Eiweiße spalten) und die Untersuchung der in vitro Verdaubarkeit von verschiedenen Proteinressourcen bei den Schlüpflingen der Zentralamerikanischen Flussschildkröte, Dermatemys mawii. Saure und alkalische Proteasen aus dem Magen und dem Darm wurden getestet und die Optima für die Aktivität der Sauren lagen bei 55 °C und pH 2 während die der Alkalischen bei 55 °C und pH 9 lagen. Es wurden 10 verschiedene eiweishaltige Nahrungsmittel sowohl tierischer wie auch pflanzlicher Herkunft mit der pH-STAT-Methode nur für alkalische Proteasen getestet. Der Grad der Hydrolyse (Proteinaufspaltung, Verdau) war am höchsten für Tintenfische und am niedrigsten für Blut. Dabei war auch die Menge der freien Proteine am höchsten für Tintenfische und am niedrigsten für eine Nahrung auf der Basis von Weizengluten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass D. mawii eine breite Kapazität für die Verdauung von tierischer wie auch pflanzlicher Kost besitzt und sie verweisen darauf, dass die Nutzung einiger Nahrungsbestandteile besser geeignet sind als andere um eine artifizielle Diät für diese Spezies zu formulieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun zuerst ist der Laie wohl erstaunt über das hohe Temperaturoptimum der Verdauungsenzyme, aber hier muss man klar anmerken, dass diese Tests in vitro also im Reagenzglas durchgeführt wurden und dort ist das üblicherweise so. Im wahren Leben ist das anders und dort muss eben ein Kompromiss zwischen Temperatur und der Verdauungszeit gefunden werden was dazu beiträgt, dass die Verdauung eben mehr Zeit beansprucht. Allerdings deutet der sehr niedrige pH Wert für die sauren Proteasen an, dass D. mawii einen echten mit einem Sphinkter verschließbaren Magen besitzt oder das D. mawii solch niedrige pH-Werte in vivo nicht zur Verdauung nutzt, ebenso wie sie nicht bei 55 °C. Ebenso wie ein pH-Optimum von 11,2 für die alkalischen Proteasen im Darm im wahren Leben wohl kaum realistisch sein dürften wo die Reaktionen eher bei pH 8 ablaufen müssen. Nun ist auch bei dieser Arbeit erstaunlich, dass bei einer in der Natur überwiegend herbivoren Spezies Tintenfischprotein am besten verdaut wird (siehe dazu auch Rawski et al., 2018; Zhou et al., 2018; Sun et al., 2018). Letzteres heißt aber auch nicht gleich, dass das wirklich die beste Nahrung für D. mawii wäre (siehe Martinez-Silvestre et al., 2017), aber es deutet an wie man Proteinmangelsymptome behandeln könnte. Ein wichtiger Aspekt fehlt aber bei all diesen Untersuchungen, denn hier geht es rein um die Proteinverdauung. Proteine sind aber nicht alles und viele der so gespaltenen Proteine oder Proteinanteile werden von den Darmzellen auch gar nicht direkt aufgenommen, sondern sie werden von der Darmflora weiter verstoffwechselt und meist in Form anderer Proteine und insbesondere als kurzkettige Fettsäuren aufgenommen. Letzteres soll sogar den Hauptbestandteil der aufgenommen Nahrung bei herbivoren Spezies ausmachen. Und auch da verweisen die Autoren zumindest in ihrer Diskussion darauf, dass für D. mawii bekannt ist, dass die Schlüpflinge in Nachzuchtprogrammen wesentlich besser gedeihen wenn man ihnen Kot von gesunden Elterntieren mit verfüttert was eigentlich schon darauf verweist, dass sie von einer entsprechenden Darmflora mehr profitieren als allein von den Nahrungsbestandteilen, denn eine gesunde artgerechte Darmflora trägt sicher auch dazu bei, ein breiteres Nahrungsspektrum optimaler verdauen zu können. Insofern mal wieder ein klarer Hinweis auf was man bei der Ernährung und Aufzucht von Schlüpflingen durchaus noch zu achten hat.

Literatur

Martinez-Silvestre, A., I. Verdaguer, F. Vidal, L. Fortuno, M. A. Franch, J. Soler & R. Velarde (2017): High Mortality Associated with Thyroid Hyperplasia in European Pond Turtles, Emys orbicularis (Linnaeus,1758) (Emydidae) in a Breeding Facility at the Ebro Delta, NE Spain. – Acta Zoologica Bulgarica 69: 85-89 oder Abstract-Archiv.

Rawski, M., C. Mans, B. Kieronczyk, J. Dlugosz, S. Swiatkiewicz, A. Bark & D. Jozefiak (2018): Freshwater turtle nutrition - A review of scientific and practical knowledge. – Annals of Animal Science 18(1): 17-37 oder Abstract-Archiv.

Sun, C.‐X., W.‐N. Xu, D.‐D. Zhang, X.‐F. Li, P.‐F. Li, G.‐Z. Jiang & W.‐B. Liu (2018): Different preference is modulated by the feeding stimulants supplementation in different Chinese soft‐shelled turtle Pelodiscus sinensis basic diets . – Aquaculture Nutrition 24(1): 195-203 oder Abstract-Archiv.

Zhou, F., Y.-Q. Wang, Y.-J. Bei, W.-K- Ng, D.-N. Wang, S.-Y. Li, Q.-H. Meng & X.-Y. Ding (2018): Assessing the efficacy of three methionine sources in low protein and low fish meal diet for Chinese soft-shelled turtle, Pelodiscus sinensis. – Aquaculture International 26(1): 15-26 oder Abstract-Archiv.

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