Mittelländische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis galloitalica, Fundort: Calabria, Italy – © Victor Loehr

Pöschel - 2018 - 02

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Pöschel, J., B. Heltai, E. Graciá, M. F. Quintana, G. Velo-Antón, O. Arribas, A. Valdeón, M. Wink, U. Fritz & M. Vamberger (2018): Complex hybridization patterns in European pond turtles (Emys orbicularis) in the Pyrenean Region. – Scientific Reports 8(1): 15925.

Ein komplexes Hybridisierungsmuster bei den Europäischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) der Pyrinäenregion.

DOI: 10.1038/s41598-018-34178-0 ➚

Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Hybridisierungszonen stellen natürliche Labore dar die Einsichten in die genetischen Prozesse wie die der Linienverzweigung, der Speziation und der Introgression erlauben. Unter Anwendung einer großen Probensammlung und der Nutzung von 15 Mikrosatelliten-Loci und einem mitochondrialen Marker untersuchten wir die in den Pyrinäen liegende Kontaktzone von drei Sumpfschildkrötentaxa (Emys orbicularis orbicularis, E. o. galloitalica, E. o. occidentalis). Die Pyrinäen sind eine biogeographisch wichtige Region die viele Linien die für die iberische Halbinsel als endemisch gelten von ihren westeuropäischen Verwandten abtrennt. Wir fanden eine begrenzte Vermischung die das komplexe biogeographische Szenario widerspiegelt. Simulationen mit dem Approximate Bayesian Computing-Verfahren unterstützten die Annahme, dass E. o. orbicularis während des Holozäns in die iberische Halbinsel einwanderte wobei sie die Pyrinäen entlang der mediterranen Küste umging und im Norden der Halbinsel mit der lokalen, küstennahe lebenden Unterart galloitalica hybridisierte wobei es auch in geringeren Ausmaß zur Hybridisierung mit der Unterart occidentalis kam. Während E. o. occidentalis und insbesondere E. o. orbicularis ihr Verbreitungsgebiet während der holozänen Warmphase erheblich ausdehnten blieb E. o. galloitalica hauptsächlich auf ihr auf der iberischen Halbinsel liegendes Areal begrenzt. Die Durchmischung der drei Taxa ist überraschenderweise sehr niedrig und eine zukünftige taxonomische Untersuchung die die nicht untersuchte Unterart E. orbicularis aus Norddafrika Osteuropa und Asien mit einbezieht sollte zeigen ob deren derzeitiger Status klar die evolutive Verzweigung widerspiegelt oder ob bestimmte Taxa in den Artstatus erhoben werden sollten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wieder ein Beispiel dafür wie solche Prozesse in der Vergangenheit und in Europa genauso ablaufen wie wir es auch aktuell weltweit in anderen Evolutionsliniensystemen oder Netzwerken beobachten können. Siehe dazu die Kommentare zu Georges et al., (2018); Scott et al., (2018) und Soares et al., (2018).

Literatur

Georges, A., B. Gruber, G. B. Pauly, D. White, M. Adams, M. J. Young, A. Kilian, X. Zhang, H. B. Shaffer & P. J. Unmack (2018): Genome-wide SNP markers breathe new life into phylogeography and species delimitation for the problematic short-necked turtles (Chelidae: Emydura) of eastern Australia. – Molecular Ecology 27(24): 5195-5213 oder Abstract-Archiv.

Scott, P. A., T. C. Glenn & L. J. Rissler (2018): Formation of a recent hybrid zone offers insight to the geographic puzzle and maintenance of species boundaries in musk turtles. – Molecular Ecology 28(4): 761-771 oder Abstract-Archiv.

Soares, L. S., K. A. Bjorndal, A. B. Bolten, M. A. G. dei Marcovaldi, P. B. Luz, R. Machado, R. Lo, S. F. McDaniel, A. C. Payton, T. B. Waltzek & M. L. Wayne (2018): Effects of hybridization on sea turtle fitness. – Conservation Genetics 19: 1311-1322 oder Abstract-Archiv.

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