Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, ein Albino und ein normal pigmentierter Schlüpfling – © Justin R. Perrault

Perrault - 2022 - 01

Perrault, J. R., J. A.Lasala, C. A. Manire, C. M. Coppenrath, A. Page-Karjian, A. Blew & N. I. Stacy (2022): Nonpigmented versus pigmented: health variables and genetics of albino Florida green turtle (Chelonia mydas) hatchlings compared with normally pigmented hatchlings from the same clutch. – Journal of Wildlife Diseases 58(1): 15-29.

Unpigmentiert versus Pigmentiert: Unterschiede in Bezug auf Gesundheitsstatus und Genetik von Albino-Suppenschildkrötenschlüpflingen (Chelonia mydas) im Vergleich zu normal pigmentierten Schlüpflingen aus demselben Gelege.

DOI: 10.7589/JWD-D-21-00031 ➚

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon
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Zu der Zeit wo die Schlüpflinge das Nest verließen das in Juno-Beach, Florida, US von einem normal pigmentierten Weibchen der Suppenschildkröte (Chelonia mydas) angelgt worden war fanden wir 23 Albino-Schlüpflinge und 75 normal pigmentierte Schlüpflinge. Solche Beobachtungen kann man nur selten bei Meeresschildkröten machen und es ist kaum etwas darüber bekannt wie sich die Blutparameter und die Genetik von Albinowildtieren unterscheidet. Deshalb war das Ziel unserer Studie die morphometrischen Maße (Masse, minimale Gerade-Carapaxlänge, Körperkonditionsindex), Carapaxschildanomalien sowie hämatologische und plasmabiochemische Analyte zu erfassen. Ebenso testen wir zwei Meßverfahren zur Glukosebestimmung (Glukometer und Trockencemieanalyse) bei 20 Albinoschlüpflingen versus 24 normal pigmentierter Schlüpflinge aus dem oben angeführten Nest. Zudem wurden genetische Analysen durchgeführt um den Beitrag der Elterntiere zu den Schlüpflingsbefunden zu eruieren und um die Mendelschen Vererbungsannahmen zu überprüfen. Obwohl die morphometrischen Maße, die Schildanomalien und die Leukozytenmorphologie zwischen Albinos und normalgefärbten Schlüpflingen gleich waren, konnten wir etliche Unterschiede bei den Blutanalyten finden: unreife Erythrozyten, das gepackte Zellvolumen (Hämtokrit), die Rate von Heterophilen:Lymphozyten und die Glukosekonzentrationen (gemessen mit beiden Methoden) waren signifikant höher wohingegen die absolute Anzahl an unreifen Heterophilen, Lymphozyten sowie die Anzahl von Erythrozyten mit Mikronuklei, wie auch die Natrium- und Chloridwerte signifikant niedriger in den Albionoschlüpflingen waren im Vergleich zu den normal pigmentierten Gelegegeschwistern. Diese Unterschiede könnten entweder durch eine Stressreaktion während des Einsammelns verursacht worden sein wie z. B. Zeitunterschiede oder mögliche Unterschiede in Bezug zur Photosensitivität oder auch durch die mangelnde Sehschärfe bei den Albinos. Ebenso könnten auch Unterschiede in Bezug auf deren Osmoregulation dafür verantwortlich sein die unterschiedliche physiologische Stressreaktionen mitbedingen können. Bezüglich der Glukosebestimmung stellten wir zwischen den beiden Meßverfahren eine kleine positive Verschiebung von 0,10 mmol/L bei der Glukometermeßung im Vergleich zur Trockenanalyse fest wie er aber auch häufiger für die Glukosemeßung bei Meeresschildkröten beschrieben wurde, sodass wir hier zeigen konnten, dass diese Meßverfahren auch bei Schlüpflingen anzuwenden sind. Alle Albinoschlüpflinge die wir analysierten (n=10) stammten vom selben Vater ab, aber die normalpigmentierten Schlüpflinge (n=24) stammten von zwei anderen Vätern ab. Diese Befunde liefern gute Erkenntnisse im Hinblick auf die Physiologie und die Genetik bei albinotischen Meeresschildkröten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Arbeit verweist nicht nur auf mögliche Unterschiede in Bezug auf Abinismus bei Suppenschildkröten, sondern sie liefert zumindest auch normale Referenzwerte für normal pigmentierte Suppenschildkrötenschlüpflinge. Siehe dazu auch: Perrault & Coppenrath (2019).

Literatur

Perrault, J. R. & C. M. Coppenrath (2019): Albinism In Florida Green Turtle (Chelonia mydas) Hatchlings: Ratio-Based Evidence Of Basic Mendelian Recessiveness. – Marine Turtle Newsletter 156: 38-40.

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