Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Pellitteri-Rosa - 2011 - 01

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Pellitteri-Rosa, D., R. Sacchi, P. Galeotti, M. Marchesi & M. Fasola (2011): Courtship displays are condition-dependent signals that reliably reflect male quality in Greek tortoises, Testudo gracea. – Chelonian Conservation and Biology 10(1): 10-17.

Balzverhalten stellt konditionsabhänge Signale dar, die verlässlich die Qualität männlicher Maurischer Landschildkröten, Testudo graeca widerspiegelt.

DOI: 10.2744/CCB-0840.1 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Balzverhalten von männlichen maurischen Landschildkröten (Testudo graeca) besteht aus einem vielseitigen Signalsystem, welches taktile (Berührungs-) visuelle, olfaktorische (Geruchs-) und akustische Komponenten einschließt. In einigen früheren Studien an Breitrandschildkröten (Testudo marginata) und Griechischen Landschildkröten (Testudo hermanni) zeigten wir, dass der männliche Paarungserfolg durch eine signifikant positive Korrelation mit der Intensität des Balzverhaltens gekennzeichnet war. Dies bezog sich direkt auf die Anzahl der ausgeführten Rammstöße und Bisse sowie auf die Anzahl der ausgestoßenen Balzlaute während des Aufreitens. Dabei waren alle diese Signale von der Kondition der Männchen abhängig und lieferten verlässliche Informationen über die Qualität des jeweiligen Männchens. In dieser korrelativen Studie analysierten wir die Beziehung zwischen männlicher Morphologie, dem hämatologischen Profil (Blutwerte), Balzintensität, Vokalisation und Paarungserfolg bei einer Gruppe von 104 Maurischen Landschildkröten, die sich in einer seminatürlichen Anlage fortpflanzten. Wie erwartet zeigte unsere Untersuchung, dass der Paarungserfolg von Männchen positiv mit der Anzahl von Rammstößen und der Häufigkeit der Interaktionen korreliert war, wohingegen eine negative Korrelation zur Dauer der ausgestoßenen Laute zu beobachten war. Zudem wies der Hämatokrit eine positive Korrelation mit der Anzahl der Laute sowie der Anzahl der Rammstöße auf. Deshalb kann man davon ausgehen, dass das Balzverhalten – einschließlich der Laute –, das männliche Maurische Landschildkröten an den Tag legen, zuverlässig anzeigt, welche Kondition das jeweilige Männchen hat. Dies kann wiederum von den Weibchen genutzt werden, um einen qualitativ hochwertigen Partner auszuwählen. Somit zeigen sie ein sehr ähnliches Verhalten, wie es schon für Breitrand- und Griechische Landschildkröten beschrieben worden ist.

Breitrandschildkröte, Testudo marginata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Breitrandschildkröte,
Testudo marginata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass es Wichtigeres gibt, als nun für jede Schildkrötenart dasselbe Verhaltensmuster und seine Interpretation zu beschreiben, geht die Studie schon ein kleinwenig weiter, indem sie die Blutwerte als physiologisch-biochemischen Parameter mit dem Verhalten und der Körperkondition korreliert. Uns als Halter/innen sollte dies wieder einmal daran erinnern, wie wir dieses Verhalten manchmal aus allzu „vermenschlichter“ Sicht interpretieren. Denn wenn es den Weibchen so wichtige Signale liefert, hängt letztendlich auch der gesamte Populationserfolg und Fortbestand davon ab. Insofern sind wohl Rammstöße und Bisse nicht die vermeintlichen grausamen Anzeichen von Gewalt, sondern erfüllen einen ganz bestimmten Zweck im biologisch-evolutiven Sinn, der lediglich durch unnatürliche Haltungsbedingungen zum Problem für die betroffenen Individuen werden kann. Aber auch Wissenschaftler sind manchmal von diesen „vermenschlichten“ Interpretationen von Verhalten nicht weit entfernt, wobei nicht selten auch ein gewisser „Zeitgeist“ mit zum Ausdruck kommt (Lee & Hays 2004). Siehe auch: Sacchi et al. (2003) und Galeotti et al. (2005).

Literatur

Galeotti, P., R. Sacchi, M. Fasola, D. P. Rosa, M. Marchesi & D. Ballasina (2005): Courtship displays and mounting calls are honest, condition-dependent signals that influence mounting success in Hermann’s tortoises. – Canadian Journal of Zoology – Revue Canadienne de Zoologie 83(10): 1306-1313 oder Abstract-Archiv.

Lee, P. L. M. & G. C. Hays (2004): Polyandry in a marine turtle: Females make the best of a bad job. – Proceedings of the National Academy of Science of the U.S.A. 101(17): 6530-6535 oder Abstract-Archiv.

Sacchi, R., P. Galeotti, M. Fasola & D. Ballasina (2003): Vocalizations and courtship intensity correlate with mounting success in marginated tortoises Testudo marginata. – Behavioural Ecology and Sociobiology 55(1): 95-102 oder Abstract-Archiv.

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