Spaltenschildkröte, Malacochersus tornieri, frisst blühenden Klee – © Hans-Jürgen Bidmon

Mwaya - 2021 - 01

Mwaya, R. T., R. Mremi, A. Eustace & V. Ndibalema (2021): Prevalence of Tick (Acari: Ixodidae) Parasitism on Pancake Tortoises, Malacochersus tornieri (Testudinidae), Is Lower Inside than Outside Tarangire National Park, Tanzania. – Chelonian Conservation and Biology 20(1): 116-124.

Die Vorkommenshäufigkeit von parasitierenden Zecken (Acari: Ixodidae) an Spaltenschildkröten, Malacochersus tornieri (Testudinidae) ist innerhalb des Tarangire Nationalparks, Tansania geringer als außerhalb.

DOI: 10.2744/CCB-1438.1 ➚

Spaltenschildkröte, Malacochersus tornieri, – © Hans-Jürgen Bidmon
Spaltenschildkröte,
Malacochersus tornieri,
frisst Hibiscusblüte
© Hans-Jürgen Bidmon

Innerhalb natürlich vorkommender Wildtierpopulationen werden die Interaktionen zwischen Parasiten und deren Wirtstieren als ein normales ökologisches Phänomen betrachtet das für die Struktur dieser Lebensgemeinschaft wichtig sein kann. Wir untersuchten die Vorkommenshäufigkeit des Zeckenbefalls bei Spaltenschildkröten, Malacochersus tornieri in Bezug zu deren Lebensraums (innerhalb versus außerhalb des Tarangire Nationalparks, [TNP]), deren Altersklassen, Geschlecht, Jahreszeit, Lokalisation am Tier und des Körperkonditionindex (BCI). Malacochersus tornieri beherbergte Amblyomma nuttalli, eine Zeckenart, die auch andere Landschildkröten aus der Familie Testudinidae die südlich der Sahara vorkommen besiedeln. Unter Anwendung eines generalisierten linearen Mischmodells fanden wir heraus, dass der Zeckenbefall innerhalb des TNP niedriger lag als außerhalb des TNP. Zudem korrelierte die Häufigkeit des Zeckenbefalls positiv mit der Carapaxlänge aber eine negative Korrelation ergab sich zum BCI. Obwohl die Beobachtung von Zecken die durch den Carapax von M. tornieri Blut saugten nur vereinzelt gemacht werden konnte beobachtete man es doch häufiger als es von anderen Landschildkrötenarten die südlich der Sahara vorkommen berichtet wurde. Diese Ergebnisse werden diskutiert.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun hierbei handelt es sich durchaus um eine interessante Beobachtung die andeutet, dass sich auch Schutzgebiete auf die ökologische Interaktion von Parasiten und deren Wirtstiere auswirken. Allerdings wie hier beschrieben auf eine für die Wirtstiere wie hier die Spaltenschildkröten Art und Weise wohl abhängig vom Schutzstatus oder Nutzungsstatus des Lebensraums mitbeeinflusst wird. Ob das daran liegt, dass die Landschildkrötengemeinschaften oder generell die Wirtstiergemeinschaft innerhalb des Nationalparks höher liegt, so dass sich die Zecken auf eine größere Anzahl von Wirtstieren verteilen kann bleibt ebenso unbeantwortet wie die Möglichkeit, dass es vielleicht innerhalb des Schutzgebiets eventuell mehr Beutegreifer geben könnte die von Zecken, deren Eier und Nymphen leben und somit deren Befallsrate reduzieren. Auch könnte es sein, dass die Spaltenschildkröten innerhalb des Nationalparks eine bessere Körperkondition aufweisen als jene die außerhalb zu finden sind. Allerdings können solche Verschiebungen auch menschengemacht sein, denn wenn durch die Nutzviehbeweidung außerhalb des Schutzgebiets sehr viel mehr Wirtstiere für die Zecken vorhanden sind als innerhalb des Nationalparks dann könnte sich auch die Häufigkeit der Zecken so exponentiell steigern, dass es zwangsläufig zu höheren Befallsraten für alle Wirtstiere kommt. Ebenso könnte sich die Überdünnung von landwirtschaftlich genutzten Flächen negativ auf deren Pflanzenartenvielfalt und damit auf die Ernährungssituation der Spaltenschildkröten auswirken, sodass sich deren Körperkondition außerhalb der Schutzgebiete verschlechtert (siehe z.B. Tognetti et al., 2021). Diese ökologischen Interaktionen gilt es zukünftig besser zu analysieren insbesondere, wenn man darauf hofft, dass sich die Vorkommensgebiete für Spaltenschildkröten zukünftig als Folge des Klimawandels wesentlich erweitern könnten (siehe Eustace et al., 2021).

Literatur

Eustace, A., L. F. Esser, R. Mremi, P. R. Malonza & R. T. Mwaya (2021): Protected areas network is not adequate to protect a critically endangered East Africa Chelonian: Modelling distribution of pancake tortoise, Malacochersus tornieri under current and future climates. – PLoS One 16(1): e0238669 oder Abstract-Archiv.

Tognetti, P. M., S. M. Prober, S. Báez, E. J. Chaneton, J. Firn, A. C. Risch, M. Schuetz, A. K. Simonsen, L. Yahdjian, E. T. Borer, E. W. Seabloom, C. A. Arnillas, J. D. Bakker, C. S. Brown, M. W. Cadotte, M. C. Caldeira, P. Daleo, J. M. Dwyer, P. A. Fay, L. A. Gherardi, N. Hagenah, Y. Hautier, K. J. Komatsu, R. L. McCulley, J. N. Price, R. J. Standish, C. J. Stevens, P. D. Wargg & M. Sankaran (2021): Negative effects of nitrogen override positive effects of phosphorus on grassland legumes worldwide. – Proceedings of the National Academy of Sciences 118(28): e2023718118; DOI: 10.1073/pnas.2023718118 ➚.

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