Zierschildkröte, Chrysemys picta, im Gartenteich – © Hans-Jürgen Bidmon

Moldowan - 2015 - 01

Moldowan, P. D., M. G. Keevil, N. Koper, R. J. Brooks & J. D. Litzgus (2015): Growth, Sexual Maturity, and Reproduction of a Female Midland Painted Turtle (Chrysemys picta marginata) Afflicted with Kyphosis. – Chelonian Conservation and Biology 14(2): 157-160.

Wachstum, Geschlechtsreife und Fortpflanzung bei mittelländischen Zierschildkröten (Chrysemys picta marginata) mit einer Kyphose.

DOI: 10.2744/CCB-1147.1 ➚

Bei der Kyphose handelt es sich um eine angeborene Verkrümmung (Aufwölbung, Buckel) der Wirbelsäule, die für viele Schildkrötentaxa bekannt ist. Diese Berichte beziehen sich meist auf Einzelbeobachtungen, wobei nichts an Hintergrundinformationen für die betroffenen Individuen bekannt ist. Hier berichten wir über eine kyphotische, weibliche Zierschildkröte (Chrysemys picta marginata), die in einer Langzeit-Fang-Wiederfangstudie im Algonquin Park (Ontario, Kanada) beobachtet wurde, die die einzigartige Möglichkeit bot, die Lebensgeschichte und ihre Charakteristika bei dieser Schildkröte über 18 Jahre zu beschreiben und mit denen anderer Schildkröten aus der gleichen Untersuchungspopulation zu vergleichen. Trotz der Wirbelsäulenverkrümmung war das Körperwachstum, die erreichte Körpergröße, das Alter bis zum Erreichen der Geschlechtsreife und das Reproduktionsgeschehen dieses kyphotischen Weibchens gleich zu dem der normal geformten Weibchen in unserer Langzeitpopulationsstudie. Dies legt nahe, dass diese Deformation keine Auswirkungen auf die Fitness der Schildkröten hat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit legt nahe, dass es sich dabei um eine Mutation oder einen Gendefekt handelt. Leider fehlen in dieser Studie Angaben, ob dieses Weibchen eventuell diesen Defekt weitervererbt. Sicher, wenn die Lebensbedingungen für die Schildkröten optimal sind können solche Individuen durchaus überleben, aber das solche Verformungen des Panzer keine Auswirkungen haben, halte ich für eine unzutreffende Vermutung. Allein die Physik und Lehren zur Strömungsdynamik legen nahe, dass solche Individuen Einschränkungen beim Schwimmen haben dürften, da die hochgewölbten Carapaxränder den Widerstand erhöhen. Ja selbst Schlüpflinge mit solchen Deformationen könnten Nachteile beim Ausgraben aus dem Nest haben, wenn nicht normal geformte Geschwister schon die Nisthöhle eröffnet haben. Was wir aber hier auch klar erkennen können ist die Beobachtung, dass nicht jede Carapaxverformung auf schlechte oder falsche Haltungsbedingungen zurückzuführen sein muss und dass es durchaus auch individuelle Veranlagungen geben kann, die dazu führen, dass manche Schildkröten sich nicht der Norm entsprechend entwickeln. Siehe dazu auch: Selman & Jones (2012).

Literatur

Selman, W. & R. L. Jones (2012): Growth in Kyphotic Ringed Sawbacks, Graptemys oculifera (Testudines: Emydidae). – Chelonian Conservation and Biology 11(2): 259-261 oder Abstract-Archiv.