Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia

Macale - 2009 - 01

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Macale, D., M. Scalici & A. Venchi (2009): Growth, mortality, and longevity of the Egyptian tortoise Testudo kleinmanni Lortet, 1883. – Israel Journal of Ecology & Evolution 55(2): 133-147.

Wachstum, Sterberate und Langlebigkeit bei der Ägyptischen Landschildkröte, Testudo kleinmanni Lortet, 1883.

DOI: 10.1560/IJEE.55.2.133 ➚

Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia
Ägyptische Landschildkröte,
Testudo kleinmanni,
© Basim Rabia

Sowohl Demographie als auch Populationsregulationsmechanismen spielen eine wichtige Rolle bezüglich der Theorie zur erhaltenden Nutzung bei gleichzeitigem Schutz von bedrohten Arten wie den Landschildkröten. Hier zeigen und diskutieren wir einige populationsdynamische Aspekte für Testudo kleinmanni an Hand von Modalen-Progressionsanalysen der Längenkompositionen. Obwohl die Physiologie der Testudinata sehr von der Physiologie der Fische abweicht, so zeigt die Modellierung ihres Wachstums, dass es auch dem von Von-Bertalanffy-Wachstumsmodell entspricht. Wir beobachteten ein Maximum für drei Altersklassen für Juvenile und für Weibchen und vier Altersklassen für Männchen. Es wurden keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Wachstumsmustern gefunden, mit Ausnahme der verschiedenen asymptotischen Längen. Weibchen sollten demnach einer strengen geschlechtsspezifischen Selektion dahingehend unterliegen, möglichst rasch eine optimale Größe für die Reproduktion zu erreichen, weil dies einer der wichtigsten Parameter ist, der sich auf die Reproduktionsmenge pro Lebenszeit auswirkt. Die Größe der Männchen kann durch zwei Selektionsmechanismen getrieben werden, i. dem erfolgreichen Entkommen von Beutegreifern und ii. dem optimalen (leichten) Zugang zu Weibchen. Allerdings an Hand der Modelle spielt der Kampf zwischen Männchen um die Weibchen eher keine große Rolle. So liegt es nahe, dass der Reproduktionserfolg der Männchen davon abhängt, möglichst viele Weibchen zu begatten, wohingegen der Reproduktionserfolg der Weibchen zunimmt, anhand der Eiproduktion, was in Bezug auf die geschlechtsspezifischen Selektionsmechanismen zu einem deutlichen Unterschied für beide Geschlechter führt. Unterschiedliche selektive (synergistisch oder antagonistisch wirkende) Kräfte scheinen dafür verantwortlich zu sein, den Größenunterschied zwischen den Geschlechtern zu bewirken. In dieser Studie wurden zusätzliche Bedingungen gefunden, die sich auf die erhöhte Mortalität auswirken, wozu auch der menschliche Einfluss (Absammeln und Bejagung) zählen. Zudem sind die Schildkröten sehr langlebig, wobei das Alter für Weibchen bei etwa 26 Jahren und dass der Männchen bei etwa 22 Jahren liegt. Diese dynamischen Studien sind für die Planung von Erhaltungsmaßnahmen und die Überwachung des Populationsstatus wichtig und spielen eine Rolle zur Evaluierung von Wiederansiedlungsprogrammen und beim Monitoring von Programmen zur Populationsaufstockung mit umgesiedelten Tieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es um eine sehr theoretische Studie. Zum einen würde sie indizieren, dass insbesondere für Weibchen ein sehr schnelles Wachstum auf Adultgröße einen Selektionsvorteil haben könnte. Sollte das zutreffen, müsste man überlegen, wie schnell sollte ein solches Wachstum sein, und würde es, wenn dies in der Natur der Tiere liegen sollte, nicht auch dem so genannten „Großhungern“ widersprechen? Einleuchtend mag sein, dass bei den nach Weibchen suchenden Männchen das „Entkommen von Beutegreifern“ einen Selektionsvorteil darstellen kann. Inwieweit allerdings die in dieser Studie festgestellten Altersangaben wirklich stimmen, ist fraglich, denn die derzeitigen Populationen dieser Spezies sind sicher schon sehr stark von der Ausbeutung durch den Menschen gekennzeichnet. Auch stellt sich hier eine interessante Frage für zukünftige vergleichende Untersuchungen, denn mich würde es in Bezug auf das Management von Populationen schon interessieren, warum bei dieser Art Weibchen älter werden sollen als Männchen. Nicht dass ich es den Weibchen nicht gönnen würde, aber es ist doch ein sehr erstaunlicher Unterschied zu den Befunden, die wir für andere terrestrische Schildkröten haben (siehe Curtin et al. 2009 und die dort angeführte Literatur).

Literatur

Curtin, A. J., G. R: Zug & J. R. Spotila (2009): Longevity and growth strategies of the desert tortoise (Gopherus agassizii) in two American deserts. – Journal of Arid Environments 73(4-5): 463-471 oder Abstract-Archiv.

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