Mediterrane unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Dimitris Margaritoulis, Archelon

Kawazu - 2016 - 01

Abstracts K Zugriffe: 1569

Kawazu, I., K. Nakada, K. Maeda & Y. Sawamukai (2016): Daily Changes in the Blood Levels of Two Steroids and Other Biochemicals Related to Vitellogenesis and Eggshell Formation during Internesting Intervals in a Captive Female Loggerhead Turtle. – Current Herpetology 35(1): 14-21.

Tägliche Schwankungen bei den Blutspiegeln von zwei Steroiden und anderen Biochemikalien, die in Bezug zur Dotter- und Eierschalenbildung während der Zeit zwischen den Gelegeintervallen, die bei einer in Gefangenschaft gehaltenen weiblichen Unechten Karettschildkröte, auftreten.

DOI: 10.5358/hsj.35.14 ➚

Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Unechte Karettschildkröte,
Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir zeichneten die Blutspiegel für Progesteron (P4), Östradiol-17β (E2), Calcium (Ca), Triglyzeride (TG) und Gesamtproteinmenge bei einer in Gefangenschaft gehaltenen weiblichen Unechten Karettschildkröte während der gesamten Nistperiode auf. Letztere schloss drei 13 bis 14 Tage andauernde Perioden ein, die zwischen den einzelnen Gelegen lagen. Wir überwachten mit Ultraschalluntersuchungen auch die Ovarien der Schildkröte, um die Eierschalenbildung aufzuzeichnen und um diese Befunde mit den Daten aus den Blutanalysen abzugleichen. Die Blutspiegel für P4 blieben insgesamt niedrig (<0,2 ng/ml). Allerdings gab es drei scharfe Spitzenwerte (Gipfel) mit 1,7, 2,2 und 4,2 ng/ml direkt nach den ersten drei Eiablagen. Die Beschalung der Eier setzte jeweils direkt nach diesen P4-Gipfeln ein. Der Kalziumgehalt im Blut sank graduell auf ungefähr 3,0 µmol/ml während jeder Beschalungsperiode ab und erholte sich danach aber auf einen Wert von ungefähr 3,7 µmol/ml bis zum Beginn der nächsten Beschalungsperiode. Die Blutspiegel für E2 fluktuierten zwischen 44 und 299 pg/ml, zeigten aber zwei höhere Gipfel von jeweils 734 und 419 pg/ml nach dem Fertigstellen der Eibeschalung in den Perioden zwischen dem ersten und zweiten Gelege. Während der gesamten Nistsaison sank der Blutspiegel für TG von anfänglichen 20 µmol/ml stufenweise auf 7,6 µmol/ml ab, wohingegen die Gesamtmenge der Blutproteine zwischen 57 und 69 mg/ml schwankte, ohne dass dabei besondere Gipfel auftraten. Die periodischen Zyklen der Schwankungen von P4 und Ca erfolgten mit der Sekretion der Alubinschicht um die gesprungenen Eifollikel direkt nach der Ablage des vorhergehenden Geleges, woran sich dann direkt die Phase der Eierschalenbildung anschloss. Die relativ niedrigen Fluktuationen in den Blutspiegeln von E2, TG und TP während der Nistsaison legt nahe, dass die Lipideinlagerung sowie die präovulatorische (vor dem Eisprung erfolgende) Follikelentwicklung schon vor Beginn der Nistsaison erfolgten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine interessante Arbeit die zumindest einmal exemplarisch für eine Schildkrötenart zeigt, wie die Ei- bzw. Gelegeentwicklung während einer Nistsaison erfolgt und mit welchen Schwankungen bei den Blutparametern solcher Weibchen wann zu rechnen ist. Was zudem auffällt ist, dass diese Meeresschildkröte ihren Blutkalziumspiegel trotz Eischalenbildung nicht unter 3,0 µmol/ml absinken lässt und auch danach kaum Werte über 4,0 µmol/ml auftreten. Letzteres lässt darauf schließen, dass ein Kalziumblutspiegel in dieser Größenordnung auch für eine optimale Eiablage gut zu sein scheint. Dabei dürften es in Bezug auf den Kalzium- und Mineralhaushalt Meeresschildkröten und Süßwasserschildkröten, die in mineralreichen Gewässern leben, sicher leichter haben die für die Beschalung der Eier verbrauchten Mineralien auszugleichen, denn sowohl mit dem Wasser wie auch mit der in diesen Biotopen lebenden Nahrung dürfte ihnen das nicht schwer fallen. Für Wasserschildkröten, die keine allzu langen Überlandwanderungen zu den Nistplätzen zu bewältigen haben, dürften ähnliche Werte gelten, allerdings wäre ich äußerst vorsichtig dabei solche Werte so ohne weiteres auf Landschildkröten zu übertragen und auch Wasserschildkröten die Gewässer mit geringer Härte oder gar so genannte Schwarzwässer besiedeln dürften es da wesentlich schwerer haben, da sie diesen Mineralverlust wohl allein über eine entsprechend mineralreiche Nahrung ausgleichen müssten.

Galerien