Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Kahlke - 2015 - 01

Kahlke, R.-D., U. Fritz & U. Kierdorf (2015): Badger (Meles meles) predation on European pond turtle (Emys orbicularis) during the Eemian interglacial (MIS 5e). – Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 95(2): 223-235.

Der Dachs (Meles meles) als Beutegreifer von Europäischen Sumpfschildkröten aus dem Braunkohletagebau während der Emian-Zwischeneiszeit (MIS 5e).

DOI: 10.1007/s12549-014-0170-z ➚

 Emys orbicularis, Europäische Sumpfschildkröte – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Mikrostratigraphisch klassifizierte Fossilfunde von Emys orbicularis, die im Braunkohletagebau von Janschwalde und in anderen Orten der Niederlausitzregion (Brandenburg, Ostdeutschland) gefunden wurden, liefern gute Belege dafür, dass die Sumpfschildkröten während der letzten Zwischeneiszeit (Emian, MIS 5e) für eine Zeitspanne von 4.600-5.200 Jahre vorkamen. Bissspuren an Carapax und Plastron zeigen, dass sie vom europäischen Dachs (Meles meles) stammen. Dieser nutze eine ausgereifte Tötungstechnik, indem er im Nuchalbereich den Panzer durchbiss, unter dem sich der eingezogene Kopf der Schildkröten befand. Das nachfolgende Verzehren der Weichteile erfolgte aber von den hinteren Panzeröffnungen vom Plastron aus. Die Rekonstruktion dieser Beutefangtechnik zeigte, dass dies nur bei Schildkröten bis zu einer bestimmten Größe möglich war, was anzeigt, dass es zu dieser Zeit regelmäßig kleinere Exemplare von Emys orbicularis gegeben haben muss. Die optimale Beutegröße dieser Exemplare lag bei etwa 110 mm Panzerlänge. Schildkröten mit Carapaxlängen von mehr als 135 mm und mit einer höheren Carapaxwölbung waren vor der Anwendung dieser speziellen Beutegreifertechnik geschützter, da dieser einfache und schnelle Tötungsbiss nicht mehr auszuführen war. Die vorgefundenen Nachweise aus dem Emian lassen vermuten, dass die Bejagung von Sumpfschildkröten für einen Zeitraum von 3.500-4.100 Jahren zur Erhaltungsernährung der Dachspopulation gehörte. Obwohl die aufgezeigte Beutegreifer-Beute-Beutebeziehung sich auf eng umgrenzte definierte Umweltbedingungen beschränkt, so zeigt sich doch, dass sie sich über einen ziemlich langen Bereich während der letzten Zwischeneiszeit erstreckte, einer Zeitspanne die durch milde, warme Bedingungen charakterisiert war und eine gewisse klimatische Stabilität aufwiesen.

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