Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Kaddour - 2008 - 01

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Kaddour, K. B., E. H. El Mouden, T. Slimani, X. Bonnet & F. Lagarde (2008): Sexual dimorphism in the Greek tortoise: A test of the body shape hypothesis. – Chelonian Conservation and Biology 7(1): 21-27.

Sexualdimorphismus bei Maurischen Landschildkröten: Ein Test der Körperformhypothese

DOI: 10.2744/CCB-0649.1 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Bei den meisten Tierarten geht man davon aus, dass Weibchen ein größeres Abdominalvolumen (Bauchvolumen) als Männchen zeigen, um den Nachwuchs tragen zu können, im Gegenzug sollten Männchen im Vergleich zu Weibchen Attribute zeigen, die einer verbesserten Mobilität dienen. Wir testeten diese Hypothese bei Maurischen Landschildkröten. Bei Schildkröten führt eine Verkleinerung der Panzeröffnungen zu mehr Schutz vor Beutegreifern, beschränkt aber gleichzeitig das Abdominalvolumen und reduziert den Raum für die Beinbewegung. Wie erwartet liefern die Daten Belege dafür, dass bei Weibchen das Abdominalvolumen im Vergleich zur relativen Körpergröße der Individuen größer ist als bei den Männchen. Bei den Männchen führen tiefere Einbuchtungen im Panzer und die Reduktion mehrerer Plastronschilde zu mehr Bein- und Schwanzfreiheit. Diese männlichen Charakteristika steigern vermutlich den Paarungserfolg. Weiterführende Studien sind nötig, um zu überprüfen, ob sich diese Befunde auch auf andere Schildkröten und insbesondere Wasserschildkröten übertragen lassen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Gut, dass man das nun weiß. Allerdings frage ich mich, ob es angesichts der derzeitigen Dringlichkeiten im Bezug zum Artenschutz nichts Wichtigeres gibt, als sich mit der Überprüfung abstrakter Hypothesen aus dem Bereich einer wirklich sehr, sehr theoretischen Biologie zu befassen? Denn die Abdominalvolumina und die Bewegungsfreiheit der Extremitäten dürfte schon ihr evolutives Optimum für den jeweiligen Lebensraum erreicht haben, bevor es Menschen gab, die sich darüber den Kopf zerbrechen konnten. Andernfalls würden diese Spezies wohl längst nicht mehr zu den rezenten Arten zählen. Wüsste ich nicht, dass dieses Autorenteam schon wesentlich Besseres und Interessanteres erarbeitet hat, würde ich so meine Zweifel haben.

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