Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon

Ibáñez - 2016 - 01

Ibáñez, A., D. Pellitteri-Rosa, R. Sacchi, P. Lopez & J. Martin (2016): Melanin-Based Coloration Covaries with Hiding and Exploratory Behavior in Male Spanish Terrapins. – Ethology 122(1): 30-36.

Die auf Melanin-beruhende Färbung variiert in Zusammenhang mit Verstecken und Erkundungsverhalten bei männlichen Spanischen Bachschildkröten.

DOI: 10.1111/eth.12440 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die dunkle auf Melanin-beruhende Färbung steht meist mit dem sozialen Status in Zusammenhang und repräsentiert die Dominanz der Männchen bei vielen Arten. Allerdings ist der Bezug des Melanismus zu anderen Verhaltensparametern wenig beachtet worden. Hier untersuchten wir, ob die Melaninfärbung des Panzers bei männlichen spanischen Bachschildkröten (Mauremys leprosa) etwas mit deren Verhaltensweisen zu tun hat. Um dies zu testen, simulierten wir Beutegreiferangriffe mit unterschiedlichen Risikoniveaus und maßen die Zeit, die die Schildkröten vollständig eingezogen im Panzer verbrachten (z. B. Auftauchzeiten). Wir untersuchten dann noch das Ausmaß an Aktivität, das die Schildkröten innerhalb einer neuen Umgebung zeigten. Die Ergebnisse zeigten, dass die auf Melanin-beruhende Färbung in Bezug zum Beutegreifervermeidungsverhalten stand. Männliche Schildkröten mit einer dunkleren Färbung kamen nach einer Beutegreiferattacke schneller wieder aus ihrem Panzer hervor. Allerdings ergaben sich für dieses Verhalten nur signifikante Befunde, wenn es sich um eine Beutegreiferattacke mit sehr hohem Risiko handelte. Zusätzlich zeigten dunklere Schildkröten eine längere Latenzzeit in einer neuen Umgebung. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass die auf Melanin-beruhende Färbung mit bestimmten Verhaltensweisen assoziiert ist. Unsere Studie liefert einen guten Rahmen für zukünftige Untersuchungen zur Funktion der Melaninfärbung für weitreichendere Verhaltensparameter, die auch bei anderen Tiermodellen untersucht werden können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Solche Studien sind mir immer etwas vage und man ist leicht geneigt, solche Beobachtungen trotz der Berechnung von Signifikanzen über zu interpretieren. Färbung hat auch etwas mit Umweltanpassung zu tun und auch Schildkröten sind dafür bekannt ihre Färbung dem Substrat (Untergrund) anzupassen (Rowe et al. 2014). Ob dies dazu führt, dass sie sich sicherer fühlen ist eine unbegründete Annahme, denn dazu würde gehören, dass man deren Verhalten in dunkler Umgebung testet und im Kontrollvergleich dazu auf hellem Untergrund. Es könnte nämlich auch sein, dass hellere Individuen auf hellerem Untergrund sich sicherer fühlen und kürzere Auftauchzeiten zeigen. Sicher gibt es auch die Annahme, dass dunkler gefärbte Tiere aggressiver sein sollen, aber auch da gibt es bislang mehr Spekulationen als harte Fakten. Letztendlich könnte es auch so sein, dass ein Angriff eines wirklich gefährlichen Beutegreifers bei allen Schildkröten eine maximale Schutzreaktion auslösen, dass aber dunkler gefärbte Tiere zumindest an Land sich schneller in der Sonne aufheizen und deshalb schneller zum Wasser flüchten müssen, um nicht an Überhitzung zu versterben. Solche Parameter wie z. B. Körpertemperatur wurden hier gar nicht gemessen. Man sieht, solche Verhaltensweisen können von vielen Parametern abhängen, die eigentlich auch bei der Erfassung der Daten für eine sinnvolle statistische Analyse berücksichtigt werden müssten. Siehe auch Kommentar zu Golubović (2015).

Literatur

Golubović, A. (2015): Ontogenetic shift of antipredator behaviour in Hermann’s tortoises. – Behavioral Ecology and Sociobiology 69(7): 1201-1208 oder Abstract-Archiv.

Rowe, J. W., B. J. Miller, M. A. Stuart, C. Snyder, J. K. Tucker, D. L. Clark, L. W. Wittle & J. T. Lamer (2014): Substrate color-induced melanization in eight turtle species from four chelonian groups. – Zoology 117(4): 245-252 oder Abstract-Archiv.

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