Dreikiel-Scharnierschildkröte, Cuora mouhotii, ein Pärchen bei der Kopulation – © Hilmar Hufer

Hong - 2008 - 01

Hong, M., H. Shi, L. Fu, S. Gong, J. J. Fong & J. F. Parham (2008): Scientific refutation of traditional Chinese medicine claims about turtles. – Applied Herpetology 5(2): 173-187.

Die wissenschaftliche Widerlegung der Behauptungen der traditionellen chinesischen Medizin über Schildkröten

DOI: 10.1163/157075408784648835 ➚

Chinesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte, Cuora trifasciata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreistreifen-
Scharnierschildkröte,
Cuora trifasciata luteocephala,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der chinesische Schildkrötenhandel ist die primäre Ursache für die Gefährdung bedrohter Schildkrötenpopulationen in Asien, was primär auf die lange währende Tradition des Schildkrötenkonsums in China zurückzuführen ist. Die Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) befürworten die ernährungsphysiologischen und medizinischen Vorteile des Schildkrötenverzehrs, speziell jene, die durch den Verzehr der hartschaligen Spezies zu erzielen sind. Wir testeten deshalb die Behauptungen, in dem wir den Nährwert von Schildkrötenprodukten (Fleisch, Fett und Carapax) in fünf Spezies der geoemydiden Schildkröten, Cuora trifasciata, C. mouhotii, Mauremys mutica, M. sinensis und Geoemyda spengleri untersuchten. Es wurden die für die Ernährung wesentlichen Variablen wie die Zusammensetzung der Aminosäuren, der Fettsäuren und der Mineralien analysiert, um damit die relative Qualität der Schildkrötenprodukte für die Ernährung zu erfassen. Unsere Studie führt zu einer klaren Zurückweisung der Behauptungen der TCM-Vertreter über die Produkte von hartschaligen Schildkröten. Alternative tierische Produkte könnten auch so mit Mineralien, Aminosäuren und Fetten angereichert werden, um ein vergleichbares Produkt zu ergeben. Dennoch bleibt das Ausgleichen des kulturell verwurzelten Gebrauch von Schildkröten im Einklang mit ihrem Schutzstatus eine große Herausforderung.

Geoemyda spengleri, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Zacken-Erdschildkröte,
Geoemyda spengleri, Männchen
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Es ist sicher nichts Neues, dass man Schildkrötenprodukte ersetzen kann und dass dies auch notwendig ist, im Hinblick auf die Bestandgefährdung der meisten Spezies. Allerdings finde ich es trotzdem bemerkenswert, dass die Ergebnisse eben doch ernährungsrelevante Unterschiede zutage gefördert haben, die die Autoren veranlasst haben, eine Anreicherung anderer tierischer Nahrungsmittel zu empfehlen, um gleichwertige Produkte auch weiterhin zur Verfügung zu haben. Insofern also auch ein Hinweis darauf, das Schildkröten aus traditionell medizinischer Sicht durchaus etwas Besonderes darstellten, das zwar mit heutigen nahrungstechnischen Produktionsmöglichkeiten sicher leicht zu ersetzen ist, aber eben in früheren Zeiten seine therapeutische Berechtigung hatte und vielleicht auch heute noch in den ärmeren oder auch abgelegeneren Gebieten hat.

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