Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Hill - 2020 - 01

Hill, K. G. W., K. E. Nielson, J. J. Tyler, F. A. McInerney, Z. A. Doubleday, G. J. Frankham, R. N. Johnson, B. M. Gillanders, S. Delean & P. Cassey (2020): Pet or pest? Stable isotope methods for determining the provenance of an invasive alien species. – NeoBiota 59: 21-37.

Haustier oder die Pest? Stabile-Isotopenanalysemethoden zur Bestimmung der Herkunft fremder invasiver Spezies.

DOI: 10.3897/neobiota.59.53671 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der illegale Heimtierhandel fördert die globale Verbreitung von invasiven Fremdarten (IAS, invasive alien species) was die Möglichkeiten zur pestartigen Ausbreitung in bis dato neuen, dafür empfänglichen Umwelten mit sich bringt. Trotz dieser zunehmenden Gefahren für die Umwelt und die Ökonomie durch IAS fehlen den für die Biosicherheit zuständigen Behörden geeignete wissenschaftlich abgesicherte Methoden, um effektive Managemententscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die genaue Identifizierung einer IAS-Population die sich aufgrund eines einzigen Einschleppungsfalls etabliert hat. Wir präsentieren hier den Nachweis für ein anwendbares Verfahren welches die Identifizierung und die Geschichte einer vorherigen Gefangenschaftshaltung einer invasiven Heimtierart sicher gewährleistet. Dazu wurden zwölf Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) die aus historisch belegten Aussetzungsereignissen mit vermutlich noch wild aufgewachsenen Exemplaren sowie solchen die in Gefangenschaftshaltungen gehalten worden waren und mit Exemplaren mit unbekannter Herkunft analysiert: 1. Um die bestmöglichen Probenentnahmemethoden für die Stabile-Isotpenanalyse für verwilderte T. s. elegans zu testen; 2. eine effektive Diskriminierungsanalyse zu entwickeln, die es erlaubt zwischen wildaufgewachsenen und in Gefangenschaft aufgewachsenen Gruppen anhand der Verhältnisse der Stabilen-Isotope zu einander zu garantieren und 3. um Rahmenbedingungen zu etablieren wie diese Methode auch für andere IAS-Arten eingesetzt werden kann.
Dazu wurde eine Probeentnahmestrategie entwickelt die es ermöglichte die Kohlenstoffisotope (delta C-13) und Stickstoff (delta N-15) und damit deren stabiles Isotopenverhältnis in der Keratinschicht des Carapax zu bestimmen, da dieses Verhältnis primär durch die Nahrungsbestandteile und deren trophischen Anteil die zur Ernährung der Tiere beiträgt bestimmt wird. Es zeigte sich, dass sowohl der delta C-13- wie auch der delta N-15-Anteil das Potential aufweist zwischen wildaufgewachsenen und in Gefangenschaft aufgewachsenen Individuen bei den Proben unterscheiden zu können. Power-Simulationen zeigten, dass die Isotopenverhältnisse über die Carapaxfläche verteilt konstante Ergebnisse lieferten und dass die Untersuchung von minimal 8 Individuen ausreicht um zu entscheiden ob es sich hier um eine in der Wildnis aufgewachsene oder um eine in Gefangenschaft aufgezogene und später ausgesetzte Gruppe von Schildkröten handelt. Letzteres reduziert den Aufwand und die Kosten für die Probenahme erheblich. Die statistische Klassifikation trennte die Gruppe der in Gefangenschaft aufgewachsenen Individuen von den in der Wildnis aufgewachsenen Individuen anhand der delta N-15 Isotope (Gefangenschaftshaltung: delta N-15 Anteil pro tausend >= 9.7 Teile/1000, Minimum 96 % Genauigkeit). Diese Studie präsentiert die Bedingungen für eine praktisch durchführ- und anwendbare Methode zum Nachweis von IAS-Einschleppungen, die den Mitarbeitern der für die Biosicherheit zuständigen Behörden ein Werkzeug an die Hand gibt welches eine schnelle Identifizierung von IAS-Einschleppungen und deren zukünftiges Management erlaubt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicherlich eine gute zusätzliche Methode um solche IAS-Populationen zu charakterisieren. Allerdings bezweifele ich, dass diese für die meisten Arterhaltungsökologen etwas sehr biochemische Labormethode eine allzu große Beachtung finden wird und zudem werden diese Methoden auch den dafür zuständigen Behörden vielleicht zu teuer sein, um damit nichts weiter als eine wahrscheinlich ohnehin als invasiv bekannte Art weiter zu charakterisieren. Allerdings könnte sie zur Identifizierung von illegalen Tieren bei den Polizeibehörden durchaus eingesetzt werden, da dort auch heute schon entsprechende technische Voraussetzungen in den Laboren etabliert sind. Denn mit der Methode dürfte man durchaus feststellen können wo und mit welcher Nahrung solche Tiere entweder in einer Tierhaltung während der Aufzucht ernährt wurden oder ob sie sie sich noch und bis zu welchem Lebensalter als Wildtiere selbst ernährt hatten.

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