Waldbachschildkroete, Glyptemys insculpta, adultes Weibchen in Freilandanlage - © Hans-Jürgen Bidmon

Greaves - 2008 - 01

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Greaves W. F. & J. D. Litzgus (2008): Chemical, thermal, and physical properties of sites selected for overwintering by northern wood turtles (Glyptemys insculpta). – Canadian Journal of Zoology – Revue Canadienne de Zoologie 86(7): 659-667.

Chemische, thermische und physikalische Eigenschaften der Überwinterungsorte, die von überwinternden, nördlichen Waldbachschildkröten (Glyptemys insculpta) ausgewählt werden

DOI: 10.1139/Z08-044 ➚

Waldbachschildkröte, Glyptemys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Waldbachschildkröte,
Glyptemys insculpta,
Jungtiere in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon

Die nördlichsten wechselwarmen Tiere müssen sich Rückzugsrefugien suchen, die sie für einen Großteil ihres jährlichen Lebenszyklus vor den harschen Winterbedingungen schützen. Das Ziel dieser Studie war, die physikalischen Eigenschaften der von Waldbachschildkröten, Glyptemys insculpta (LaConte, 1830), ausgewählten Überwinterungsorte zu quantifizieren, wobei es sich hier um die nördlichsten Verbreitungsgebiete für die Spezies handelt. Wir zeichneten alle strukturellen Parameter auf (z. B. Wurzelstöcke, Baumstämme) sowie die Wassertiefe und die Sedimenttypen entlang eines 1,5 km langen Flussabschnitts, der von mit Radiosendern ausgestatteten Schildkröten (n=8) während eines Winters aufgesucht wurde. Die Temperaturselektion der Tiere wurde erfasst, indem die Temperatur direkt an den Tieren gemessen wurde, und zusätzlich wurden Temperaturfühler im Fluss am Grund und an – beziehungsweise unter – bestimmten Unterwasserstrukturen sowie Flusshabitaten wie Plumpen oder Tümpeln oder Uferunterspülungen angebracht. Die lösliche Sauerstoffkonzentration (DO) wurde an jedem Messpunkt im Fluss und auch direkt an den Schildkröten gemessen. Die Schildkröten wählten Orte mit einer kalten Temperatur von unter ~0 °C, die stabil blieb und wo die DO mit 12.64 ppm höher als in den angrenzenden Vergleichshabitaten lag. Einige Schildkröten wählten strukturierte Überwinterungsrefugien. Die Winterwanderungen der Schildkröten erfolgten unabhängig von der Wassertemperatur und dem Sauerstoffgehalt, stehen aber sehr wahrscheinlich in Beziehung zur Uferlinie, um einen ganz bestimmten Abstand zum Ufer einzuhalten, und zur Wassertiefe und dienen wahrscheinlich dazu, ein leichtes Verdriften mit der Strömung auszugleichen. Wir diskutieren den besonderen Stellenwert dieser Überwinterungsorte als einen limitierenden Faktor für das Überleben und die Verbreitung dieser gefährdeten Waldbachschildkröten in Kanada.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Arbeit stellt eine sinnvolle Fortführung früher Untersuchungen dar (siehe Greaves & Litzgus (2007)). Dort ist diese Art der Überwinterung in Bezug auf die häufig praktizierte Überwinterung in Gefangenschaft auch kommentiert. Hier gäbe es nun noch hinzuzufügen, dass anscheinend für G. insculpta auch ein relativ hoher Sauerstoffgehalt des Wassers für die Überwinterung bevorzugt wird, der – will man möglichst naturnah und problemlos überwintern – eventuell durch eine entsprechende Belüftung und Umwälzung des Wassers zu gewährleisten wäre.

Literatur

Greaves, W. F. & J. D. Litzgus (2007): Overwintering ecology of Wood Turtles (Glyptemys insculpta) at the species' northern range limit. – Journal of Herpetology 41(1): 32-40 oder Abstract-Archiv.

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