Galapagos-Riesenschildkröte, Chelonoidis nigra, wird mit einem Apfel aus der Unterkunft gelockt – © Hans-Jürgen Bidmon

Gibbs - 2010 - 01

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Gibbs, J. P., E. J. Sterling & F. J. Zabala (2010): Giant Tortoises as Ecological Engineers: A Long-term Quasi-experiment in the Galápagos Islands. – Biotropica 42(2): 208-214.

Riesenschildkröten als „ökologische Ingenieure“: Ein quasi Langzeitexperiment auf den Galápagosinseln.

DOI: 10.1111/j.1744-7429.2009.00552.x ➚

Galapagos-Riesenschildkröte, Chelonoidis nigra, – © Hans-Jürgen Bidmon
Galapagos-Riesenschildkröte,
Chelonoidis nigra,
wird mit einem Apfel
aus der Unterkunft gelockt
© Hans-Jürgen Bidmon

Riesenschildkröten waren einst ein in tropischen und subtropischen Ökosystemen weit verbreitetes Faunenelement. Welche Rolle Riesenschildkröten als herbivore Tiere zum Beispiel im Bezug auf die Samenverbreiter im Ökosystem spielen ist aber kaum bekannt. Wir untersuchten den Einfluss der Schildkröten auf Opuntien (Cactaceae) auf den Galápagosinseln, einer der letzten Regionen wo Riesenschildkröten verblieben sind und wo dieser Kaktus eine der Hauptfutterkomponenten für viele Tiere darstellt. Wir verglichen die Kaktuspopulationen innerhalb und außerhalb natürlicher Areale, in denen Riesenschildkröten für mehrere Jahrzehnte gehalten worden waren.
Primär während des Äsens und sekundär auch durch Zerrtrampeln reduzierten die Schildkröten die Dichte kleiner Kakteen (0.5-1.5 m hoch) insbesondere in der nahen Umgebung großer Kakteen. Somit reduzierten die Schildkröten auch die Dichte der großen Kakteen. Die Schildkröten bewirkten einen Wechsel von vegetativen auf sexuelle Reproduktionsmechanismen der Kakteen. Wir schließen daraus dass Riesenschildkröten dazu beitragen das es zu einer ausgedünnten und fleckenhaften Verteilung der Opuntien in der Landschaft der Galapagosinseln kommt, und somit direkten Einfluss auf assoziierte Floren und Faunenelemente nehmen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wie die Autoren sehr schön belegen verhindern die Schildkröten durch ihr Fressverhallten die Entstehung dichter undurchdringlicher Opuntia-Flächen und halten die Landschaft somit offen für an derartige Habitate adaptierte Pflanzen und Tiere. Die Reaktion der Opuntien auf dieses Abfressen der vegetativen Austriebe mit sexueller Reproduktion kann als Koevolution der Kakteen mit den Schildkröten angesehen werden. Des Weiteren führt das Aufnehmen und Ausscheiden der Samen zu weiterer fleckenhafter Verbreitung der Opuntien im Habitat der Riesenschildkröten. (Siehe: Hansen et al.)

Literatur

Hansen, D. M., C. J. Donlan, C. J. Griffiths, & K. J. Campbell (2010): Ecological history and latent conservation potential: large and giant tortoises as a model for taxon substitutions. – Ecography 33(2): 272-284 oder Abstract-Archiv.

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