Pazifische Sumpfschildkröte, Actinemys marmorata, – © H. Bradley Shaffer

Germano - 2009 - 01

Abstracts G Zugriffe: 1910

Germano, D. J. & R. B. Bury (2009): Variation in Body Size, Growth, and Population Structure of Actinemys marmorata from Lentic and Lotic Habitats in Southern Oregon. – Journal of Herpetology 43(3): 510-520.

Variationen in der Körpergröße, dem Wachstum und der Populationsstruktur von Actinemys marmorata aus lentischen und lotischen Habitaten in Süd-Oregon

DOI: 10.1670/08-033R2.1 ➚

Pazifische Sumpfschildkröte, Actinemys marmorata, – © H. Bradley Shaffer
Pazifische Sumpfschildkröte,
Actinemys marmorata,
© H. Bradley Shaffer

Körpergrößen und Wachstum von Schildkröten werden von vielfältigen Umweltfaktoren beeinflusst, einschließlich der Temperaturregime. Kleine lentische (stehende Gewässer) Habitate an den nördlichen Breitegraden zeigen im Sommer oft Temperaturzonen, und insgesamt ergeben sich in kleinen lentischen Gewässern wärme Temperaturen als in lotischen (fließenden) Habitaten, die häufig aufgrund der Strömung keine Zonen aufweisen. Einige Studien zeigen, dass die Menge der aufgenommenen Nahrung und die Wachstumsrate von Schildkröten sowie die Körpergröße in warmen Habitaten höher liegt als in kühleren Habitaten. Allerdings wurden bislang nur wenige Lokalitäten untersucht. Um diese Muster zu testen, verglichen wir das Wachstum, die Körpergröße und die Populationsstruktur der Pazifischen Sumpfschildkröte (Actinemys marmorata) aus sechs kleinen lentischen und vier lotischen Habitaten im südlichen Oregon. Wir fanden, dass die Körpergröße der Adulten und die Wachstumsraten in allen vier lotischen Habitaten gleich waren, während diese Parameter in den lentischen Habitaten variabler ausfielen, aber nicht generell höher lagen, als in den lotischen. Es gab einen hohen Anteil großer Schildkröten in allen lotischen Lokalitäten, während in den lentischen Habitaten sehr variable Adultgrößen gefunden wurden. In den meisten Lokalitäten ging die Alterstruktur nicht mit der Größenstruktur einher, denn wir fanden viele junge Schildkröten in den Populationen, aber nur wenige Individuen mit geringer Körpergröße. Deshalb mahnen wir zur Vorsicht, Körpergröße als ein zuverlässiges Maß zur Abschätzung der Populationsstruktur zu nutzen, bzw. um Prognosen für Populationstrends bei Schildkröten zu erstellen. Zusätzlich zeigt unsere Studie, dass man für solche Untersuchungen eine relativ große Anzahl an Lokalitäten untersuchen sollte (größer gleich drei für jeden Habitattyp), was die Zuverlässigkeit der Ergebnisse wesentlich beeinflusst.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher eine sehr schöne Studie, die eigentlich zeigt, wie genau man hinschauen muss, um die Situation der Populationstrends wirklich abzuschätzen. Auch bei der privaten Haltung spielen die lokalen Haltungsbedingungen eine wichtige Rolle für Wachstum von Schildkröten und die Entwicklung der Zuchtgruppen. Zudem beobachten wir auch bei der privaten Haltung, dass viele Halterinnen und Halter oft Rückschlüsse für die „richtige“ bzw. artgerechte Haltung postulieren, die häufig auf Erfahrungen beruhen, die sie an einer nur geringen Individuenzahl festmachen. Zudem wundert es mich dann auch, wie schnell manche Halterinnen und Halter zu so genannten Experten und Trendsettern hochstilisiert werden, deren Aussagen und Meinungen dann als der neue richtige Weg für artgerechte Haltung propagiert wird. Manche sind zum Teil selbst noch so jung, dass man annehmen kann, dass sie allein aufgrund ihres Alters wohl kaum die Möglichkeiten hatten, einen Schlüpfling artgerecht bis zur Geschlechtsreife aufzuziehen, geschweige denn auch noch mehrjährige erfolgreiche Nachzuchterfahrung selbst gesammelt zu haben. Da fragt man sich dann schon, sollten wir nicht etwas vorsichtiger mit dem umgehen, was da so propagiert wird, und etwas genauer hinschauen, wer da meint, unter welchen Bedingungen und mit wie viel Schildkröten nun den wahren Weg zur optimalen Haltungen gefunden zu haben. Gleiches gilt wohl auch für den reptilienerfahrenen veterinärmedizinischen Sektor. Sicher gibt es altgediente, gute, reptilienerfahrene Veterinäre, aber ist auch jeder schon erfahren, der da zwei Wochenendseminare besucht hat und oft nur das nacherzählt, was er oder sie irgendwo gehört hat? Siehe auch: Lubcke & Wilson (2007).

Literatur

Lubcke, G. M. & D. S. Wilson (2007): Variation in shell morphology of the Western Pond Turtle (Actinemys marmorata Baird and Girard) from three aquatic habitats in northern California. – Journal of Herpetology 41(1): 107-114 oder Abstract-Archiv.

Galerien