Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon

Gerlach - 2013 - 01

Abstracts G Zugriffe: 1573

Gerlach, J., G. Rocamora, J. Gane, K. Jolliffe & L. Vanherck (2013): Giant Tortoise Distribution and Abundance in the Seychelles Islands: Past, Present, and Future. – Chelonian Conservation and Biology 12(1): 70-83.

Riesenschildkrötenverbreitung und Vorkommenshäufigkeit auf den Seychelleninseln: Früher, heute und zukünftig.

DOI: 10.2744/CCB-0902.1 ➚

Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon
Aldabra-Riesenschildkröte,
Aldabrachelys gigantea,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Riesenschildkröten (Aldabrachelys oder Dipsochelys) der Inseln im indischen Ozean waren seit der ersten Besiedlung durch den Menschen vom Rückgang betroffen. Es verblieb eigentlich nur eine einzige natürliche Population auf dem Aldabra-Atoll (und möglicherweise auf der Ile aux Cerfs, wo Landschildkrötennachkommen leben, die aus einer Vermischung einheimischer Tiere mit eingeführten Tieren hervorgingen). Zudem sind einige zusätzliche wilde Populationen bekannt, die auf Wiederansiedlungsmaßnahmen im ursprünglichen Verbreitungsgebiet sowie auf solche außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets zurückgehen. Die ursprüngliche Verbreitung der Schildkröten innerhalb der Seychellen wird anhand von zuverlässigen Schildkrötennachweisen für nur 4 Koralleninseln (Atolle) und 23 Granitinseln aufgelistet und es wird der Status aller wild lebenden Populationen zusammengefasst. Dieses beinhaltet einen ersten Zensus für die Population der Insel Frégate. Unter den Granitinseln gibt es heute nur 9 Inseln, auf denen Schildkröten wild leben, und die Population, die auf diesen Inseln lebt, wird auf 500-550 adulte Exemplare geschätzt. Von den Koralleninseln sind derzeit 11 von Schildkröten besiedelt, wobei die Gesamtpopulation über 100.000 liegt (allerdings leben fast alle Tiere auf Aldabra). Der Einfluss des Klimawandels über die nächsten 100 Jahre wird für die Seychellen als dramatisch eingeschätzt, insbesondere für die niedrig liegenden Areale der Inseln, die sowohl vom Anstieg des Meeresspiegels als auch von einer Zunahme der Stürme und der damit verbundenen Erosion betroffen sein werden. Diese Vorhersagen gehen davon aus, dass im Ergebnis viele Populationen, insbesondere innerhalb der Aldabrapopulation, signifikante Rückgänge erfahren dürften. Diese Erkenntnisse sollten dazu führen, die Art nach den Kriterien für die Rote Liste der IUCN als „Vulnerable“ bedroht einzustufen. Die Wiederansiedlung von Schildkröten auf den höheren Granitinseln könnte einige der prognostizierten Rückgänge vermindern, und es wird empfohlen, solche Wieder(Um)ansiedlungsmaßnahmen in zukünftige Erhaltungsprogramme zur Ökosystemrestauration mit aufzunehmen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier stellt sich mir die Frage, ob es sich dabei wirklich nur um eine Schutzmaßnahme handelt oder tatsächlich um eine Wiederansiedlung? Denn wenn auf den Granithöhen nie solche Schildkröten vorkamen, müsste man sich auch der Frage widmen, warum es dort nie zu natürlichen historisch belegten Vorkommen kam, und ob die Tiere dann dort überhaupt langfristig leben könnten ohne ökologische Schäden zu verursachen? Nichtsdestotrotz halte ich den Vorschlag für durchaus sinnvoll und zwar nicht nur für von Natur aus fragmentierte Inselpopulationen, sondern auch für fragmentierte und ihrer Konnektivität beraubte Festlandspopulationen.

Galerien