Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Fritz - 2012 - 01

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Fritz, U., L. Alcalde, M. Vargas-Ramirez, E. V. Goode, D. U. Fabius-Turoblin & P. Praschag (2012). Northern genetic richness and southern purity, but just one species in the Chelonoidis chilensis complex. – Zoologica Scripta 41(3): 220-232.

Hohe genetische Variabilität im Norden und südliche Verarmung, aber trotzdem nur eine Spezies innerhalb des Chelonoidis-chilensis-Komplexes.

DOI: 10.1111/j.1463-6409.2012.00533.x ➚

Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Argentinische Landschildkröte,
Chelonoidis chilensis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der Chelonoidis-chilensis-Komplex repräsentiert die Schwestergruppe zu den berühmten Galapagosschildkröten und stellt eine weit verbreitete Gruppe der Südamerikanischen Landschildkröten, die vom trockenen Chaco Boliviens, Paraguays und dem nördlichen Argentinien bis ins nördliche Patagonien reicht. Innerhalb dieses Komplexes wurden bis zu drei distinkte Spezies anerkannt. Unter Verwendung mitochondrialer Sequenzdaten des Cytochrome b Gens und anhand der Längenpolymorphismen von 10 Microsatelliten-Loci untersuchten wir die genetische Aufspaltung der drei bekannten Spezies. Wir fanden nur eine zu vernachlässigende Differenzierung mit von Nord nach Süd abnehmender Diversität. Wir schließen daraus, dass es sich nur um eine Spezies, Chelonoidis chilensis (Gray, 1870) handelt wobei C. donosobarrosi (Freiberg, 1973) und C. petersi (Freiberg, 1973) als Juniorsynonyme anzusehen sind. Die morphologischen Unterschiede innerhalb von C. chilensis sensu lato stimmt mit der Beobachtung überein, dass Größenunterschiede bei Schildkröten dem Bergmannschen Gesetz folgen, wobei die Körpergröße mit dem Breitengrad zunimmt. Die festgestellte phylogeographische Differenzierung ist gegenläufig zu dem allgemeinen Muster einer hohen genetischen Variabilität im Süden und einer genetischen Vereinheitlichung (Armut) im Norden auf der nördlichen Halbkugel, die sich aufgrund der Ausbreitung aus eiszeitlichen Rückzugsräumen erklären lässt. Das impliziert, dass in höheren Breitengraden beider Erdhalbkugeln die genetische Diversität mit zunehmender Entfernung vom Refugium (eiszeitliches Rückzugshabitat) abnimmt. Für C. chilensis sensu lato erscheint es wahrscheinlich, dass die weit reichende Verbreitung durch eine Verdriftung entlang des Desaguadero-Flusses erfolgte, was während des Holozäns zur Gründung der am südlichsten gelegenen Populationen des nördlichen Patagoniens geführt haben dürfte.

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