Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis, schlüpfen von Jungtieren mit Leuzismus aus einem Nest auf einer Lehmbank – © José Erickson

Escalona - 2018 - 01

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Escalona, T., D. C. Adams & N. Valenzuela (2018): A lengthy solution to the optimal propagule size problem in the large-bodied South American freshwater turtle, Podocnemis unifilis. – Evolutionary Ecology 32(1): 29-41.

Eine etwas länger andauernde Lösung für das Problem der Optimalen-Nachkommenversorgung bei einer südamerikanischen Süßwasserschildkröte mit großer Körpergröße.

DOI: 10.1007/s10682-017-9922-3 ➚

Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis, – © José Erickson
Terekay-Schienenschildkröte,
Podocnemis unifilis,
© José Erickson

Bei eierlegenden Wirbeltieren die keine elterliche Fürsorge zeigen spielt die mütterliche Verteilung der Ressourcen eine äußerst wichtige Rolle für die weibliche Fitness. Allgemein folgen die Ressourcenverteilungsstrategien dem sogenannten Optimummodellen die dazu dienen die Energieverteilung zwischen Eigröße und Anzahl der Eier zu optimieren. Solche Modelle sagen vorher, dass die natürliche Selektion darauf abzielt die Eigröße zu optimieren während die Anzahl der Eier mit der Größe der jeweiligen Weibchen variiert wodurch zum einen die Fitness der Nachkommen und zum zweiten die mütterliche Fitness maximiert wird. Abweichungen von diesen Optimumsvorhersagen werden im Allgemeinen durch morphologische Einschränkungen die durch die Größe der Weibchen bedingt sind erklärt, wobei letzteres häufig für kleinbleibende Spezies als zutreffend beschrieben wird. Allerdings ob solche anatomischen Einschränkungen bei Individuen mit noch geringer Körpergröße die aus einer Klade mit normalerweise großwüchsigen Spezies (Weibchen) stammen auch zutreffen wurde nie untersucht. Hier testeten wir ob die Ressourcenverteilung bei Flussschildkröten, Podocnemis unifilis (einer relative gesehen, kleineren Art innerhalb der großwüchsigen Podocnemididae) der Optimumstheorie entspricht. Wir fanden allerdings ein Muster der Eiverlängerung bei kleineren Weibchen was andeutet, dass es zu morphologischen Einschränkungen und einer Kosten-Nutzen-Abwägung in Bezug auf die Gelegegröße kommt. Zudem legten die größeren Weibchen größere Gelege mit runden Eiern ab, wohingegen die kleineren Weibchen weniger Eier mit länglich-ovaler Form ablegten. Die länglichen Eier der kleineren Weibchen hatten allerdings ein größeres Volumen bezogen auf die Größe der jeweiligen Mütter und im Vergleich zu kugelrunden Eiern mit gleichem Durchmesser. Wir postulieren, dass länglich-ovale Eier eine Lösung für die potentiellen morphologischen Einschränkungen bei den kleineren Weibchen darstellen. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass größere Weibchen ihre Fitness dadurch steigern, dass sie die Anzahl der Eier pro Gelege erhöhen während kleinere Weibchen das gleiche dadurch erreichen, dass sie Eier mit größerem Volumen produzieren. Unsere Daten untermauern die Feststellung das morphologische Einschränkungen weiterverbreitet sind als man das bislang angenommen hat und dass sie nicht nur bei kleinwüchsigen Spezies auftreten sondern ebenso bei den großwüchsigen Evolutionslinien zu beobachten sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit untersucht ein altbekanntes Phänomen bei Schildkröten das auch jedem Halter/in geläufig sein dürfte und das sowohl auf Wasser- wie auch Landschildkröten zutrifft. Wir wissen alle das kleine Arten wie z. B. Sternotherus minor oder auch H. signatus sowie die sehr flachen Spaltenschildkröten länglich-ovale Eier legen, die im einen oder anderen Fall auch verhältnismäßig groß ausfallen können. Allerdings wissen auch viele, dass z. B. auch junge Weibchen der verschiedenen Arten europäischer Landschildkröten wie auch junge doch verhältnismäßig große Jungweibchen der Strahlenschildkröte länglich-ovale Eier bei ihren Erstgelegen produzieren während sie später als ältere Weibchen mehr kuglig-runde Eier ablegen. Auch da scheint es so zu sein, dass sich der Legekanal sprich Eileiter und Kloake (Beckengürtel) erst weiten müssen. Wir beobachten hier also genau das Gleiche wie es die Autoren für Podocnemis unifilis beschreiben. Allerdings möchte ich doch anmerken, dass der Schluss kleinwüchsig gleich länglich ovale große Eier für diese mittelgroßen bis großwüchsigeren Schildkröten so nicht zu stimmen scheint, denn ich konnte bei etlichen Arten selbst beobachten, dass selbst kleinwüchsige Weibchen später kugelrunde sehr große Eier legen. Etwas das insbesondere bei Strahlenschildkröten auffällt, denn bei ihnen legen selbst sehr große Jungweibchen von ca. 7,5-8 kg im Erstgelege länglich-ovale Eier ab während alte Weibchen die nie mehr als 5,5-6,0 kg auf die Waage bringen und vergleichsweise klein geblieben sind auch kugelrunde Eier ablegen. Ähnliches lässt sich selbst bei Testudo hermanni boettgeri beobachten, denn auch dort können vergleichsweise kleingebliebene, 800 g schwere Altweibchen mehr rundliche Eier mit relativ großer Breite ablegen, während selbst wesentlich größere Jungweibchen bei ihren Erstgelegen mehr länglich-ovale Eier ablegen. Insofern würde ich zumindest für mittel- bis großwüchsige Schildkrötenarten postulieren, dass eher das Alter der Weichen und nicht nur die reine Körpergröße die Eiform beeinflussen, da junge Weibchen beim Erst- und Zweitgelege sicher noch das Problem haben, dass sich der Beckengürtel und der Legekanal als morphologische Begrenzung an die neue Aufgabe der Eiablage anpassen müssen.

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