Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Diaz-Paniagua - 2006 - 01

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Diaz-Paniagua, C., A. C. Andreu & C. Keller (2006): Effects of temperature on hatching success in field incubating nests of spur-thighed tortoises, Testudo graeca. – Herpetological Journal 16(3): 249-257.

Temperaturauswirkungen auf den Schlupferfolg bei im Freiland inkubierenden Nestern der Maurischen Landschildkröte Testudo graeca

DOI: None

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Maurische Landschildkröten, Testudo graeca, legen im Südwesten Spaniens 3-4 Gelege in flachen Nestern von April bis Juni ab. In der vorliegenden Studie wurden die Inkubationstemperaturen in Nestern, die im Freien in einem Schutzgehege im April, Mai und Juni abgelegt worden waren für vier Jahre aufgezeichnet. Die durchschnittliche Tagestemperatur während der Inkubation lag bei 27,9 °C, es wurden aber Schwankungen gemessen, die einen weiten Bereich umfassten, mit einem gemittelten Maximum von 41 °C (was auch Nester betraf, bei denen der Schlupferfolg größer Null war), und es wurde ein absolutes Maximum von fast 50 °C gemessen. Frühe April-Nester zeigten geringere Durchschnittswerte für die Tagestemperatur als die intermediären Nester (Mai) und späten Nester (Juni), obwohl alle Nester meist im Juli, dem heißesten Monat, vergleichbare Maximaltemperaturen erreichten. Die Inkubationstemperatur wurde von der Vegetationsbedeckung beeinflusst. Die Inkubationsdauer schwankte zwischen 67 und 129 Tagen. Denn die Länge der Inkubation war negativ korreliert mit der Nesttemperatur, so dass frühe Nester eine längere Inkubationsperiode aufwiesen als intermediäre und späte Nester. Der durchschnittliche Schlupferfolg lag bei 61 % und wurde hauptsächlich von den erreichten Maximaltemperaturen beeinflusst. So dass erfolglose (abgestorbene) Gelege (z.B. kein Ei schlüpfte) diejenigen waren, die sehr hohe Temperaturen aufwiesen oder die sehr lange hohen Temperaturen ausgesetzt waren. Die Unterschiede beim Schlupferfolg waren unabhängig vom Ablagemonat, wurden aber sehr wahrscheinlich von der Ortswahl beeinflusst, an dem das Nest angelegt wurde. Lethale Temperaturen für die Entwicklung der Embryonen wurden häufiger im Juli erreicht, deshalb spielt die Vegetationsbedeckung für die Nester eine wichtige Rolle zur Vermeidung zerstörerischer Umwelteinflüsse.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine durchaus detaillierte aufschlussreiche Untersuchung, die wichtige Daten für die Inkubation liefert. Schade, dass bis dato die Geschlechter der Jungtiere aus den einzelnen Nestern noch nicht bekannt sind oder mit erfasst wurden. Allerdings gab es auch hier einen kleinen Fehler in Bezug auf die Planung, denn die Hitze-bedingte Mortalitätsrate stieg von Jahr zu Jahr, was sehr wahrscheinlich daran lag, dass in dem abgegrenzten Schutzgehege die Vegetation durch Fraß oder zerstörerische Grabaktivität in Verbindung mit Trockenheit und Hitze abnahm, was bedeutet, dass im vierten Jahr zur geschützten Platzierung der Gelege wesentlich weniger Pflanzendeckung zur Verfügung stand als zu Beginn der Untersuchung, ein Umstand, der auch von den Autoren im Nachhinein erkannt und diskutiert wurde. Nicht zuletzt sind diese Temperaturdaten nicht nur in Bezug auf die Inkubation interessant, sondern auch für die Haltung der adulten Tiere ein guter Anhaltspunkt, um Vergleiche zu haben welche Frühlings- bzw. Sommerbodentemperaturen für wie viele Tage so in etwa im natürlichen Lebensraum erreicht werden.

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