Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer

Christopher - 2003 - 01

Christopher, M. M., K. H. Berry, B. T. Henen & K. A. Nagy (2003): Clinical disease and laboratory abnormalities in free-ranging desert tortoises in California (1990-1995). – Journal of Wildlife Diseases 39(1): 35-56.

Klinische Krankheitsdiagnose und Veränderungen der labormedizinischen Befunde bei frei-lebenden Gopherschildkröten in Kalifornien (1990-1995)

DOI: 10.7589/0090-3558-39.1.35 ➚

Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer
Kalifornische Gopherschildkröte,
Gopherus agassizii,
© H. Bradley Shaffer

Die Populationen der Gopherschildkröten (Gopherus agassizii) sind von einem extremen Rückgang betroffen, der sich durch die kumulative Einwirkung mehrerer Faktoren ergibt. Zum einen ist es der Habitatverlust, zum anderen sind es vom Menschen verursachte Einwirkungen einher gehend mit einer krankheitsbedingten Mortalität. Die Diagnose der Erkrankung in wild lebenden Schildkröten hat sich durch die erkennbare klinische Symptomatik und durch spezifische labormedizinische Verfahren beschleunigt und verbessert, allerdings ist noch unklar, wie diese Parameter durch saisonale Veränderungen und Umwelteinflüsse beeinflusst werden. Die Ziele dieser Studie waren: 1. Erfassung und Beschreibung klinischer und labormedizinischer Veränderungen bei erkrankten adulten, wild lebenden Schildkröten an drei verschiedenen Orten in der Mojavewüste Kaliforniens (USA) zwischen Oktober 1990 und Oktober 1995; 2. den Zusammenhang zwischen klinischer Symptomatik, haematologischen Befunden (Blutwerte), biochemischen, serologischen Daten und mikrobiologischen Testbefunden zu erfassen; 3. eine Charakterisierung der Krankheitsverläufe in Abhängigkeit zum Ort, der Jahreszeit und zum Geschlecht der Tiere; 4. die Abschätzung der diagnostischen Testverfahren, um im Hinblick darauf eine verlässliche Vorhersage zum Krankheitsverlauf und zur Mortalitätsrate machen zu können. Dazu wurde Schildkröten beiderlei Geschlechts viermal pro Jahr venöses Blut abgenommen. Die Abnahmen erfolgten in der Desert Tortoise Research Natural Area (DTNA) im Goffs/Fenner Tal, und im Ivanpah Tal. Der Gesundheitszustand aller Schildkröten wurde erfasst und die klinischen Krankheitsbilder wurden nach Schweregraden und Erkrankungstypen eingeteilt. Von insgesamt 108 Schildkröten zeigten 68,5 % zumindest einmal während der Untersuchungen die klinischen Symptome der Upper Respiratory Tract Disease (URTD, Erkrankung der oberen Atemwege) mit typischen Anzeichen einer Mykoplasmose. Zusätzlich entwickelten sich bei 48,1 % der Tiere leichte bis schwere Panzerläsionen mit Dyskeratinose der Haut. Ulcerative Plaque-ähnliche Läsionen der Mundschleimhaut wurden vereinzelt bei 23 % der Schildkröten im Goffs Tal und bei 6 % der Schildkröten im Ivanpah Tal gefunden. Die Schildkröten mit Läsionen in der Mundschleimhaut zeigten wesentlich häufiger positive Kulturbefunde für Mycoplasma agassizii (P=0.001, für Proben aus Nasenspülungen) und zeigten signifikante Anzeichen einer Dehydrierung (P=0.0007). Neun Schildkröten zeigten erhöhte Blutwerte für Harnstoff (Azotemie, BUN > 100 mg/dl) oder eine persistierende Azotemie (BUN 63-76 mg/dl), vier dieser Tiere verstarben, bei drei Tieren, bei denen eine Nekroskopie durchgeführt werden konnte, wurde eine Harnwegserkrankung (Niere, Harnblase) festgestellt. Die Laborbefunde erwiesen sich als wenig sensitiv waren aber hochspezifisch für die Einschätzung des Krankheitsstatus und der Mortalitätsrate (nur schwerst erkrankte Tiere waren positiv), und es ergaben sich deutliche Diskrepanzen zwischen serologischen Befunden und den Ergebnissen aus Kulturen für Mycoplasma agassizii. Im Vergleich zu anderen Untersuchungsorten waren die Schildkröten im DTNA häufiger seropositiv für Mycoplasma agassizii. Schildkröten im Goffs-Tal zeigten signifikant häufiger leichte bis schwere Carapaxläsionen, Läsionen der Mundschleimhaut und positive nasale Kulturen für Mycoplasma agassizii. Zudem hatten sie eine erhöhte Plasma-Aspartat-Aminotransferase-Aktivität. Die Schwere der Krankheitsbilder im Goffs-Tal war sehr wahrscheinlich die Ursache für den drastischen Rückgang dieser Population während und auch noch nach dieser Studie.

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