Schmuck-Dosenschildkröte, Terrapene ornata, – © Devin Edmonds

Bernstein - 2018 - 01

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Bernstein, N. P., R. G. Todd, M. Y. Baloch, S. A. McCollum, T. Skorczewski, K. A. Mickael & J. E. M. Eastham (2018): Morphometric Models of Growth in Ornate Box Turtles (Terrapene ornata ornata) as Related to Growth Rings. – Chelonian Conservation and Biology 17(2): 197-205.

Morphometrische Modelle zum Größenwachstum für Schmuckdosenschildkröten (Terrapene ornata ornata) im Bezug zu deren Zuwachsringen.

DOI: 10.2744/CCB-1281.1 ➚

Nur wenige Studien dokumentieren das frühe Wachstum von Schildkrötenschlüpflingen. Wir passen hier Wachstumsmodelle in Anlehnung an 606 Carapaxlängenmessungen (CL) bei Schmuckdosenschildkröten (Terrapene ornata ornata) an, wobei es sich um 231 Männchen, 226 Weibchen und 53 Individuen mit unbestimmbarem Geschlecht handelte. Wir verwendeten das Richards-Modell mit 95 % Konfidenzintervall und 95 % Vorhersagegenauigkeit für die Best-Fit-Kurven für Männchen und Weibchen an. Zudem errechneten wir für 131 (45 Männchen, 57 Weibchen, 29 mit unbestimmbarem Geschlecht, für die wir 2 oder gar mehr Meßwerte für mehrere Jahre hatten) wiederholt gefangener Schildkröten die Spearman's-Rho-Korrelation die die Wachstumsringe in Bezug zur CL beschreibt. Es zeigte sich eine deutliche Korrelation zwischen CL und Wachstumsringen. Unter Anwendung der Möglichkeiten zur Unterteilung die das Richards-Wachstumsmodell bietet definierten wir Stadien wie Juvenil 1, Juvenil 2, Subadult und Adult für weibliche und männliche Schildkröten. Im Vergleich war unser Wachstumsmodell gleich denen die sich in den Studien für Schmuckdosenschildkröten in Kansas und South Dakota sowie für die Wüstendosenschildkröte (T. o. luteola) in New Mexico ergeben hatten. Allerdings bezogen sich unsere Wachstumsstadien auf insgesamt kleinere Schildkröten. Im Gegensatz zu einer vorhergegangenen Studie in South Dakota waren unsere adulten Männchen größer als die adulten Weibchen. In der Zeit bevor die CL ungefähr 86 mm und 8 Zuwachsringe erreichte wuchs der Carapax der Schildkröten schneller als deren Plastron im Anschluss daran wuchs das Plastron schneller als der Carapax. Bei 5 Schlüpflingen zeigten die Plastra durchschnittlich 26 % (SD = 14 %) Zuwachs im ersten Jahr und der Carapax durchschnittlich 15 % (SD = 7 %). Während der ersten 3 Lebensjahre entwickelten die meisten Schildkröten nur einen Zuwachsring pro Jahr. Wenn die Hauptzuwachsringe zur Abschätzung des Alters genutzt werden sollen so geht das bis zu einer CL von 60-90 mm (etwa 8 Zuwachsringe). Zwischen dem 8 und 12 Zuwachsring gibt es auch noch eine Korrelation zwischen Größe und Alter allerdings nimmt hier schon die Genauigkeit für die exakte Altersbestimmung ab. Die Lebensparameter wie Alter beim Erreichen der Geschlechtsreife sowie die Größe bis zu der die Individuen einem erhöhten Beutegreiferdruck unterliegen sind wichtig für die Abschätzung der Langzeitüberlebensfähigkeit einer Population, deshalb ist es wesentlich für die Planung von Erhaltungsmanagementmaßnahmen für diese in Iowa gefährdeten Tiere die Umwelteinflüsse zu verstehen die deren individuelles Wachstum beeinflussen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher könnte es wichtig sein die Gründe für unterschiedliche Zuwachsraten zu ermitteln, allerdings gibt es dazu derzeit kaum eine zielführende Strategie. Ob dies aber wirklich hilfreich ist bleibt fraglich, da Zuwachsraten auch von klimatischen Vorgaben bei wechselwarmen Tieren mitbeeinflusst werden und die können unvorhersagbaren Schwankungen unterliegen. Ebenso kann die natürlich vorhandene Futtermenge jährlichen Schwankungen unterliegen. Viel wichtiger aus meiner Sicht wäre es wohl zu verstehen ob sich bestimmte Verhaltensweisen in Abhängigkeit von der Größe oder in Abhängigkeit mit dem tatsächlichen Alter entwickeln, denn adaptives Verhalten (siehe Roth et al., 2019) kann auch für andere Arten einen wesentlichen Faktor darstellen.

Literatur

Roth, T. C. II, A. R. Krochmal & L. D. LaDage (2019): Reptilian Cognition: A More Complex Picture via Integration of Neurological Mechanisms, Behavioral Constraints, and Evolutionary Context. – Bioessays 41(8): e1900033 oder Abstract-Archiv.