Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

Archer - 2017 - 01

Abstracts A Zugriffe: 3061

Archer, G. A., C. A. Phillips, L. Adamovicz, M. Band, J. Byrd & M. C. Allender (2017): Detection of copathogens in free-ranging eastern box turtles (Terrapene carolina carolina) in Illinois and Tennessee. – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 48(4): 1127-1134.

Der Nachweis von Co-Pathogenen bei freilebenden östlichen Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) in Illinois und Tennessee.

DOI: 10.1638/2017-0148R.1 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Erhaltungsmaßnahmen erfordern auch die Untersuchung des Einflusses von Krankheiten die die Zielart befallen, wobei es auch um die Erkrankungshäufigkeit und die Übertragung sowie um die damit assoziierten Mortalitätsraten geht. Allerdings fokussieren sich die meisten Studien dazu auf die Charakteristiken für einen einzigen Krankheitserreger. Erst kürzlich wurde über die Rolle der Co-Pathogene und deren Einfluss auf die Übertragbarkeit und Mortalität berichtet. Um dem gerecht zu werden untersuchten wir 318 östliche Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) aus Populationen in Illinois und Tennessee in 2014 und 2015. Blutproben und Mundschleimhautabstriche wurden gesammelt und mit der quantitativen Polymerasekettenreaktion (qPCR) auf 15 verschiedene Pathogene untersucht wobei ein Multiplexformat unter Einsatz der Fluidigmarraytechnologie zum Einsatz kam. Vier Pathogene wurden mit unterschiedlicher qPCR-Häufigkeit gefunden: Ranavirus (FV3; n = 2, 0.6 %), Terrapene-Herpesvirus 1 (TerHV1; n = 129, 40.7 %), Dosenschildkröten-Mycoplasma sp. (BT Myco; n = 14, 4.6 %) und Dosenschildkrötenadenovirus (BT Adv1; n = 18, 11 %). Dreizehn Pathogene konnten in keiner Probe nachgewiesen werden dazu gehörte: Mycoplasma agassizii, M. testudineum, Salmonella enteriditis, S. typhimurium, Borrelia burgdorferi, Anaplasma phagocyophilum, Schildkröten-Intranukleäre Kokkzidien, Ambystoma tigrinum-Virus, Bohle-Iridovirus, Epizootic-Hämatopoetischer-Necrosevirus und Testudoherpesvirus 2. Ein Co-Pathogenvorkommen war selten konnte aber bei 8 Individuen nachgewiesen werden TerHV1+BT-Myco zudem gab es 2 Schildkröten mit einer TerHV1+Adv1-Infektion. Es gab zudem signifikante Unterschiede beim Pathogennachweis zwischen den Jahreszeiten für TerHV1, BT Adv1, BT Myco und TerHV1-Myco und zwischen den Jahren für TerHV1, BT Adv1 und TerHV1-Myco. Die Ergebnisse dieser Pathogenerfassung verdeutlicht, dass die Fokussierung auf nur ein einziges Pathogen die wirklichen Pathogendynamiken nur unzureichend erklären kann und dass Erhaltungsmaßnahmen darauf abzielen müssen eine Vielzahl von Pathogenen zu adressieren, um den Gesundheitsstatus einer Population wirklich vollständig zu charakterisieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Neben der wirklich wichtigen Aussage, dass man sich eben nicht bei einem Gesundheitscheck nur auf den Nachweis eines übertragbaren Krankheitserregers beschränken sollte, ist diese Studie aus meiner Sicht durchaus alarmierend, denn wenn bei 40,7 % der wildlebenden Exemplare Terrapeneherpes-1 nachweisbar ist kann man davon ausgehen, dass fast jede zweite Schildkröte Träger dieses Virus ist. Damit besteht zumindest auch die potentielle Gefahr in Schildkrötenhaltungen diesen Erreger auch auf andere Arten zu übertragen. Des Weiteren möchte ich auf die Tatsache eingehen, dass sich sowohl saisonale Unterschiede wie auch Unterschiede zwischen den Jahren für die Nachweisbarkeit ergaben. Letzteres ist, wie ich finde, ein wichtiger Befund, der zum einen darauf zurückzuführen sein kann, dass infizierte Tiere versterben und somit im darauffolgenden Jahr nicht mehr auftauchen oder dass das Immunsystem der Tiere den Erreger wirklich so stark unterdrückt, dass er nicht mehr nachweisbar ist. Auch die saisonalen unterschiedlichen Befunde könnten darauf hinweisen, dass manche Erreger gerade während der Paarungszeit verbreitet und auf neue junge Individuen übertragen werden, was zu einem Anstieg der positiv getesteten Schildkröten führt. Ebenso könnte es sein, dass Erreger wie z.B. Mykoplasmen saisonal infektiöser oder aktiver sind, etwas dass man manchmal auch bei der Haltung beobachten kann, denn die Symptome einer Mykoplasmeninfektion fallen auch während der Jahreszeiten oder zwischen Innen- und Außenhaltung im Schweregrad und damit sicher auch bzgl. ihrer Nachweisbarkeit oft unterschiedlich aus. Siehe auch Kommentare zu Kane et al., (2017); Kolesnik et al., (2017).

Literatur

Kane, L. P., M. C. Allender, G. Archer, E. Dzhaman, J. Pauley, A. R. Moore, M. O. Ruiz, R. L. Smith, J. Byrd & C. A. Phillips (2017): Prevalence of Terrapene Herpesvirus 1 in Free-Ranging Eastern Box Turtles (Terrapene carolina carolina) in Tennessee and Illinois. – Journal of Wildlife Diseases 53(2): 285-295 Abstract-Archiv.

Kolesnik, E., A. Obiegala & R. E. Marschang (2017): Detection of Mycoplasma spp., herpesviruses, topiviruses, and ferlaviruses in samples from chelonians in Europe – Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 29: 820-832 oder Abstract-Archiv.

Galerien